Michael Wiedemann: Mehr als nur Fan vom Sandmann

Dagmar Steinborn

Michael Wiedemann ist ein Mann mit Visionen. Nicht nur ihn stört die häufig einseitige Darstellung des Bezirks Marzahn-Hellersdorf in der Öffentlichkeit. „Mit meinem Engagement möchte ich einen Beitrag zum besseren Image des Bezirks leisten, ihn so darstellen, wie er ist: kontrastreich, bizarr, sympathisch und liebenswert!“ Und „viel mehr als man denkt“, wie es einmal in der Werbung hieß. „Ich wohne mit meiner Familie seit dreißig Jahren im Ortsteil Mahlsdorf und fühle mich sehr wohl hier.“

Seit seiner Schulzeit begeisterte sich der heute 66jährige Außenhandelskaufmann für Geschichte, Geographie und die deutsche Sprache. Er engagiert sich für den Kinder- und Jugendsport beim FSV Blau-Weiß Mahlsdorf-Waldesruh. So kämpfte er 1995 erfolgreich um den Erhalt des Sportplatzes, denn die Immobilie sollte verkauft werden! Unterstützung hatte er dabei von Politikern wie Mario Czaja, Dr. Uwe Klett und Elmar Pieroth. Die Arbeit im Sportausschuss der Bezirksverordnetenversammlung war gleichzeitig sein Einstieg ins soziale und politische Engagement. Begeistert erzählt er von den wunderbaren Menschen, die er dabei kennen lernte.

Kunstbegeistert, wie Michael Wiemann war und ist, entwickelte er eine ganz besondere Sammelleidenschaft: Er sammelt Kunst aus der DDR. Für ihn völlig unverständlich, landeten nach der Wende viele Werke von DDR-Künstlern im Müll! Nicht nur Literatur, auch wundervolle Grafiken und andere Kunstwerke waren es, die er so rettete. „Damit fing alles an“, erzählt er. „Christina Dreger war damals Leiterin des Fachbereichs Kultur beim Bezirksamt. Diese fabelhafte, kleine, zierliche und so großartige Frau hat mich inspiriert, ja ermutigt, mich im Bezirk Marzahn-Hellersdorf zu engagieren. Daraus sind viele Ideen erwachsen und einige konnten umgesetzt werden. Der Kunst-und Kulturpfad durch den gesamten Bezirk muss noch warten, aber die Fortsetzung der 90iger Ausstellungsreihe „Rathaus-ARThaus“ im Rathaus am Helene-Weigel-Platz konnte ich 2013 mit meiner Ausstellungsserie KOSTBARKEITEN mit zwei Ausstellungen pro Jahr bis Mitte 2021 fortsetzen. Neben Frau Dreger unterstützten und begleiteten mich die damalige BVV-Vorsteherin Kathrin Henkel, die Malerin Christel Bachmann, der Politiker Klaus-Jürgen Dahler sowie Thomas Scholz von der WBG Marzahner Tor. Es war eine tolle Zusammenarbeit.“ Michael Wiedemann meint: „Leider fehlt seitens der BVV seit 2021 das Interesse an der Weiterführung dieses Projektes – auf mein Schreiben erhielt ich nicht einmal eine Antwort!“

Die Geschichte des Bezirks und der dort lebenden - bekannten und weniger bekannten - Persönlichkeiten interessierte ihn schon lange, wie u. a. der Chemiker Franz Carl Achard.

Wiedemann beschäftig sich mit Geschichte und den Auswirkungen auf die heutige Zeit, u.a. mit der Kolonialzeit. Er liest viel, geht gerne mit seiner Frau ins Theater, freut sich auf neue tolle Filme, die ins Kino kommen. Eng mit dem Bezirk verbunden, ist es nicht verwunderlich, dass er auf die Idee kam, den Erfinder des Sandmännchens zu ehren. Der Mahlsdorfer Regisseur und Puppengestalter Gerhard Behrendt (1929-2006) hat die Figur mit der roten Zipfelmütze und dem weißen Bart im Jahr 1959 für den Deutschen Fernsehfunk Berlin erschaffen. Mehr als 3000 Filme für die Kindersendung „Unser Sandmännchen“ entstanden später in den Mahlsdorfer Produktionsstudios.

Mit prominenter Unterstützung und Spenden von Bürgern hat Michael Wiedemann und sein Team ein Denkmal für das Sandmännchen in Auftrag gegeben. Am 22. November, dem 63. Geburtstag der beliebten Figur, wurde es auf dem Ullrichplatz nahe dem Wohnort seines Erfinders probeweise aufgestellt. Die Bronzefigur des Prenzlauer Bildhauers Claus Lindner misst 1,20 Meter und steht auf einem Sockel. „Wir haben ein robustes Material gewählt, damit die Kinder „ihr Sandmännchen“ auch anfassen können und knuddeln.“ so Wiedemann.

„Ich bin mit dem Sandmännchen groß geworden, genau wie meine Söhne. Als Kind habe ich mir immer die Augen gerieben, wenn ich die Sendung geschaut habe - jeden Abend 18.50 Uhr. Danach musste ich ins Bett! Das Sandmännchen ist eine generationsübergreifende Figur und ich bin noch heute ein großer Fan von ihm.“ erklärt er.

Überall sorgte das Projekt für große Aufmerksamkeit, unzählige Fans und Prominente lieben den Sandmann. Sie folgten gerne dem Aufruf Michael Wiedemanns und spendeten. Natürlich ist das alles allein nicht zu schaffen. So bekam er mit seinem Team, zu dem seine Frau Elke, Katharina Günther Wünsch (Abgeordnetenhaus), Walter Gauks (Lyra-Marzahn e.V.) und der Bildhauer Klaus Lindner gehören, die benötigte Summe von 35.000 Euro zusammen.

Bis heute genießt das Sandmännchen große Popularität in vielen Ländern der Welt, selbst im arabischen Raum und in Israel wird es geschaut, nicht nur im TV, auch über Streamingdienste. Nachdem nun das Sandmannprojekt abgeschlossen ist, möchte Michael Wiedemann und sein Team auch Pittiplatsch und Schnatterinchen sowie Herrn Fuchs und Frau Elster mit einem Denkmal ehren.