Künstler im Lockdown |Thomas Krüger ist „Mr. Pianoman“

Dagmar Steinborn

Es ist still geworden um Mr. Pianoman und die vielen anderen Künstlerinnen und Künstler, die im Kulturkalender Marzahn-Hellersdorf seit 15 Jahren vorgestellt wurden. Stellvertretend für alle anderen erzählt Thomas Krüger aus der „stillen Zeit“, dem Corona-Jahr.

Als Solo-Selbständiger hat sich der vielseitige Musiker bislang eigenständig um alle seine Auftritte, Verträge usw. gekümmert. Mit dem ersten Lockdown im Frühling 2020 war plötzlich alles anders – keine Konzerte, keine Treffen, keine Tourneen mehr. Nur noch Stornierungen und damit kein Geld! Das war bitter. Irgendwann liefen die Soforthilfen an. Natürlich machte der Pianist weiter Musik. „Die Atmosphäre ist aber völlig anders.  Ohne Publikum macht das keinen Spaß, außerdem fehlt der Applaus. Das schlägt einem ganz schön aufs Gemüt!“. Gerade die Interaktion mit seinem Publikum mache den Reiz bei Konzerten aus. „Glücklicherweise habe ich ja noch meinen You Tube-Kanal mit den vielen Fans.“

Durch die pandemiebedingten Einschränkungen hatte der Musiker Gelegenheit, ungeliebte Dinge wie z.B. seinen „Bürokram“ aufzuarbeiten und noch so allerlei „auszumisten“. Nun findet er Zeit, mit seinem Fahrrad Touren durch das Umland zu unternehmen. Oder er erkundet Bahnanlagen, die fast verschwunden sind, denn er interessiert sich sehr für Themen rund um die Bahn. Leider konnte er bisher den Plan, gemeinsam mit seiner Mutter eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn zu machen, noch nicht realisieren.

Aber dann gab es 2020 doch noch ein paar Höhepunkte für ihn. Initiiert durch die Agentur KAIKO, die schon seit Jahren u. a. das Open-Air-Konzert auf dem Hellersdorfer Fritz-Lang-Platz organisiert, nahm Thomas Krüger an einer spektakulären Veranstaltungsform teil: Ein offener LKW wurde zur Bühne umfunktioniert, auf der Künstler*innen, u.a. auch Mr. Pianoman, ein musikalisches Programm boten. Verschiedene Orte im Bezirk wurden angefahren und die Menschen mit einem Open-Air-Konzert erfreut, so auch die Bewohner des Kursana Domizils. Eine tolle Idee, die allen Beteiligten großen Spaß machte. Ein weiteres Highlight war sein Konzert, das er im wunderschön restaurierten Coselpalais, zentral gelegen in der Dresdener Altstadt, gab.

Bei allen Aktivitäten geht dem Künstler natürlich nie seine Musik aus dem Sinn. Im vergangenen Sommer war er mehrmals in der Schweiz und Österreich. In Wien gibt es eine gemeinnützige Organisation, die seit 2016 für Interessierte die Möglichkeit geschaffen hat, frei zugängliche Flügel auf öffentlichen Plätzen zu nutzen: "Open Piano for Refugees". „Alle dürfen spielen.  Alle dürfen zuhören“. Ziel ist u.a., Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zusammenzubringen. Da entstehen Orte der Begegnung, an denen Sprache und Worte überflüssig werden. So wird ein „Musikinstrument zum Integrationsinstrument“, heißt es auf der Homepage. Thomas Krüger hatte mehrfach Gelegenheit, dort zu spielen. In Deutschland findet im Herbst ein ähnliches Musikfestival statt. Vom 04. bis 19. September 2021 kann man bei den "Leipziger Tastentagen" Klavier spielen. Die Instrumente sollen wieder wie in den Vorjahren für alle kostenlos nutzbar sein und zum freien Spiel, zum Ausprobieren und Entdecken einladen. Das Festival bietet ein vielfältiges Programm, darunter Konzerte aus den Bereichen Klassik, Jazz & Pop und audiovisuelle Projekte. Natürlich wird auch Mr. Pianoman dabei sein.

Immer wieder findet der leidenschaftliche Musiker Zeit zum Komponieren. Seit Längerem arbeitet er sehr erfolgreich mit der Musikerin und Sängerin Tanja Maria Hirschmüller zusammen, die Saxophon, Klarinette und Blockflöte spielt.

Thomas Krüger hat immer neue Ideen, ist gut vernetzt und, wie alle Menschen, hofft er auf bessere Zeiten!