Durch die Linse geschaut | Margita Görner

Dagmar Steinborn

Margita Görners große Leidenschaft ist das Fotografieren. Vielleicht hat sie den Blick für das richtige Motiv von ihrem Großvater väterlicherseits geerbt, der vor dem Zweiter Weltkrieg ein begeisterter „Arbeiterfotograf“ war. Damit bezeichnete man einen Teilbereich der sozialdokumentarischen Fotografie, die innerhalb der Arbeiterbewegung entstand. Aufmerksam lauschte das kleine Mädchen den Erzählungen der Mutter, denn leider war Margita noch zu jung, um eigene Erinnerungen an den Opa zu haben. Durch die Wirren des Krieges und die Flucht aus dem heimatlichen Niederschlesien nach Brandenburg, gab es keine Fotos von damals. Die Familie zog zu den Großeltern der Mutter, nahe der Stadt Brandenburg. Dort wuchs Margita mit ihren Geschwistern auf und erinnert sich gern an die Kindheit. Nur kurz konnte sie aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf als Friseurin ausüben, deshalb schulte sie zur Foto-Stenotypistin um. Im Alter zwischen 16 und 19 Jahren entdeckte sie die Fotografie für sich. Ihre erste Kamera war eine „Praktika“. Bald lernte sie ihren späteren Mann kennen und beide gründeten eine Familie. 1958 wurde ihr Sohn, sechs Jahre später die Tochter geboren. Die junge Mutter hielt die Entwicklung ihrer Kinder immer mit der Kamera fest. Es entstanden wunderschöne Kinderbilder, die sich die ganze Familie heute noch gern anschaut. Da der Ehemann mehrfach an andere Standorte versetzt wurde, zog die Familie oft um. Dann musste sich Frau Görner wieder eine neue Arbeit suchen. Es war nicht leicht, sich von Vertrautem zu trennen und beruflich neu zu beginnen. Ihr gesamtes Berufsleben über war sie als Sekretärin und Sachbearbeiterin tätig. Nach einem erneuten Umzug wurde sie für 14 Jahre Leiterin des Standesamtes in Pasewalk. 1983 zog die Familie nach Marzahn. In ihrer Wohnung, die in der 6. Etage liegt und mit dem Fahrstuhl erreichbar ist, wohnt sie noch heute und fühlt sich wohl.

„Mein ganzes Leben lang habe ich gern fotografiert. Aber so richtig ausleben konnte ich mein Hobby erst als ich Rentnerin wurde!“, erzählt sie. Das war kurz nach der Wende. „Mein Mann hat mich sehr unterstützt und wir freuten uns gemeinsam über meine Erfolge.“ Margita Görner schaffte sich neue, moderne Kameras an. Zeitweise hatte sie eine analoge und eine digitale Kamera dabei sowie anderes Equipment, deshalb hatte ihre Fototasche bald ein beträchtliches Gewicht! Doch das machte ihr nichts aus.

Wenn die Fotografin sich aufmacht, dann hat sie eine genaue Vorstellung von dem, was sie heute aufnehmen will. Sie fotografiert nicht einfach drauf los, sondern hat ein Thema, z. B. Tiere, Blumen und Pflanzen, Winterlandschaften, Gärten oder Porträts. Sehr gern besucht sie Tierpark und Zoo, weil es dort immer etwas Neues zu entdecken gibt. Gerade bei der Tierfotografie braucht man Zeit und viel Geduld. „Am liebsten warte ich solange, bis ich das optimale Motiv fotografieren kann. Ich will das Bild sofort verwenden, deshalb muss ich die Aufnahme auf Anhieb packen! Natürlich kann man mit dem Bildbearbeitungsprogramm auch gute Ergebnisse erzielen, doch so gefällt es mir besser.“ Die Internationale Gartenschau 2017 begleitete sie vom ersten Spatenstich an. So ist eine beeindruckende Ausstellung entstanden, die viele Besucher auch über den Bezirk hinaus begeistert hat. Doch meistens stellt sie in Marzahn-Hellersdorf aus, immer in einem festlichen Rahmen mit Gästen, Sekt und Häppchen. Sie sagt: „Ohne Vernissage ist es für mich keine richtige Ausstellung!“ So war sie mit ihren Bildern schon im Gründerinnenzentrum in der Schwarzburger Straße, im Stadtteilzentrum Hellersdorf-Süd, der Volkssolidarität Marzahner Promenade, dem Freizeitforum Marzahn und der Mark-Twain-Bibliothek zu Gast. In der Praxis ihres Orthopäden hängen ausschließlich Fotografien von ihr, „weil die Patienten so begeistert von Ihren Arbeiten sind“, wie ihr dort gesagt wurde. Diese Wertschätzung freut die Fotografin sehr. Frau Görner erzählt, dass sie im Laufe der Jahrzehnte ihre Fotografien auf etwa 500 Ausstellungen präsentieren durfte! Bei Familienfeiern fotografiert sie natürlich auch, gestaltet dann Bildbände, die bei ihren Kindern, Enkeln und Freunden sehr beliebt sind. 

Neben dem Hobby Fotografie ist Margit Görner im „Freundeskreis, Palast der Republik“ aktiv. Sie hat viele Fotos vom Palast, erinnert sich gern an die Veranstaltungen, die sie dort besucht hat. Den gesamten Abriss des Bauwerkes hat sie dokumentiert.  Zusammen mit den Mitgliedern des Freundeskreises hat sie an Wanderausstellungen über den Palast der Republik gearbeitet. 2021 wird dann die 31. Wanderausstellung fertig sein und auf Reisen gehen.

Leider ist Marit Görner vor einiger Zeit schwer gestürzt und hat sich verletzt. Nun fällt ihr das Halten der Kameras schwer, auch bei der Arbeit am PC ist sie eingeschränkt. Nur eine ganz kleine Kamera kann sie noch halten. Dabei hat sie doch so viel vor. Alle ihre alten Fotos sollen digitalisiert werden! Eisern arbeitet sie deshalb ihr tägliches Reha-Programm ab, denn: „Ich will das alles wieder können!“

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