Seit Beendigung des Zweiten Weltkrieges sind über sechzig Jahre vergangen. Denjenigen, die diese Zeit miterlebten, wird sie wohl immer im Gedächtnis bleiben. Jeder hat das Kriegsende anders erlebt, ob in Berlin, außerhalb Berlins oder sogar als Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien oder dem Sudetenland. Viele Berichte darüber hat man durch das Fernsehen erfahren, war erschüttert und möchte Krieg nie wieder erleben. Trotz aller Gefahren, in denen auch ich mich zu dieser Zeit befand, hatte ich immer einen Schutzengel und ich bin heute noch meinem Herrgott dankbar dafür.

Als ich am Morgen des 21. April 1945 auf Umwegen in meiner Dienststelle, dem Reichsarbeitsministerium am Anhalter Bahnhof, eintraf, um meinen Dienst anzutreten, waren von Hunderten Kollegen nur ein paar erschienen, die beim Pförtner standen und debattierten. Berlin war schon von der Roten Armee eingeschlossen. Alle Bahnverbindungen nach und in Berlin waren inzwischen gesperrt und so machte ich mich zu Fuß vom Anhalter Bahnhof auf den Heimweg. Nach Stunden Fußmarsch kam ich in Niederschönhausen an und ging zuerst zur Feuerwache in die Blankenburger Straße, wo mein Vater seit 1939 beim Sicherheits- und Hilfsdienst eingezogen war. Als ich dort ankam, stand er mit seiner Hilfsdienst-Gruppe abmarschbereit. Sie wollten noch versuchen, aus Berlin herauszukommen, was ihnen auch gelang. Wie gern wäre ich mitgezogen. Wir nahmen Abschied, und ich versprach meinem Vater zur Feuerwache zu gehen und dort den Einmarsch der Russen abzuwarten. Ich war damals 20 Jahre alt und das einzige Kind meiner Eltern. Meine Mutter war am 20. Dezember 1944 in einer Nervenheilanstalt in Obrawalde/Polen verstorben. Wie wir 1946 erfuhren, war diese Anstalt einem KZ angeschlossen und alle Kranken wurden mit einer Todesspritze von den Nazis getötet.

Ich ging also nach Hause in die Schreckenbachstraße, packte meine notwendigsten Sachen zusammen, lud alles auf einen Handwagen, auch mein Huhn und mein Kaninchen nahm ich mit und obenauf legte ich mein Fahrrad. So beladen erreichte ich die Feuerwache. Dort im Luftschutzkeller, zusammen mit den mir durch Fliegeralarme bekannten Leuten, erlebte ich den Einmarsch der Russen in Niederschönhausen. Die Angst saß uns schon Wochen vorher im Nacken. Berichte von Vergewaltigungen und grausamen Erschießungen waren damals Tagesgespräch und nicht gelogen. Es war Krieg und unter der Diktatur Hitlers, der diesen Krieg begonnen hatte, konnten wir nichts anderes erwarten.

Mein Kaninchen wurde schnell geschlachtet und bei Stalinorgelbeschuss (schwere russische Artillerie) gebraten. Die Schlacht um Berlin war in vollem Gange.

Im Morgengrauen des 23. April, draußen war Totenstille, schlich ich aus dem Luftschutzkeller, nahm mein Fahrrad und fuhr durch die menschenleere Kaiser-Wilhelm-Straße (jetzt Dietzgenstraße) nach Hause in die Schreckenbachstraße, um zu sehen, ob unser Haus noch stand. Ja, es war unversehrt und beruhigt fuhr ich wieder zurück. Dann am Vormittag des gleichen Tages waren die Russen in Niederschönhausen und trieben uns aus dem Luftschutzkeller. Da standen wir nun auf der Straße. Die Wohnungen der Anwesenden wurden von den Russen sofort beschlagnahmt. Was nun? Ich schnappte meine Sachen, fing auf dem Hof noch meine Henne und nahm alle Leute, 11 Personen, aus der Feuerwache zu mir mit nach Hause: 2 ältere Ehepaare, 1 Frau mit 16-jähriger Tochter, 1 Mutter mit 3 kleinen Kindern und einen Behinderten im Rollstuhl. Hier quartierten wir uns so gut es ging ein. Zuerst in unserem Luftschutzkeller, später in unserer 2 1/2-Zimmerwohnung. Wir hatten kaum etwas zu Essen. Nach Tagen holte der bei mir untergebrachte alte Herr Grohmann aus der Küche der Feuerwache mein gebratenes Kaninchen aus der Backröhre. Es wurde ein Festmahl für 12 Personen. Lebensmittelgeschäfte wurden geplündert. Was sollten wir machen in dieser unserer Not. Ich war nicht dabei, aber man brachte mir etwas Erbsen, Mehl und Zucker. Geringe Mengen, wir teilten alles.

Niederschönhausen hatte die weiße Fahne gehisst, wir hatten uns ergeben. Hinter einem Bretterverschlag lag ich mit meiner Freundin, die auch noch zu mir kam und dem 16-jährigen Mädchen von der Feuerwache versteckt auf alten Matratzen in unserem Luftschutzkeller. Davor saßen die alten Leute und die Mutter mit ihren 3 kleinen Kindern. Man fand uns nicht, als die Russen unseren Keller betraten und nach deutschen Soldaten suchten. Den Behinderten wollten sie erschießen. Sie hielten die Krücken für Gewehre. Dann sahen sie die weinenden Kinder und die verängstigte Mutter und die alten Leute. Der eine Russe ging weinend aus unserem Keller. Wir waren vorerst gerettet und blieben auch weiterhin verschont. Allmählich zogen wir 12 Personen vom Keller in unsere 2 1/2-Zimmerwohnung. Tagsüber konnte man sich im Garten aufhalten, nur wir jungen Mädchen nicht. Ich weiß noch, es war Frühlingswetter, die Kirschbäume blühten herrlich im Garten. Durch den Aufenthalt meiner älteren Ehepaare vermutete man bei uns keine jungen Frauen, während sich in der Kaiser-Wilhelm-Straße Tragödien von Vergewaltigungen abspielten.

Am 2. Mai 1945 wurde ich frühmorgens durch eine Unruhe in unserem Garten geweckt. Hinter der Gardine am Fenster sah ich russische Soldaten durch unsern Garten eilen, Richtung Waldstraße. Dort begegneten sie deutschen Soldaten, die vom Gesundbrunnen kamen und glaubten, dass hier noch Kämpfe stattfanden und sich mit einer anderen Armee vereinen sollten. Es gab ein großes Blutbad Waldstraße Ecke Altenberger Weg, das mit vielen Toten endete. An diesem 2. Mai kapitulierte Berlin und am 8. Mai 1945 fand die bedingungslose Kapitulation des deutschen Faschismus in Berlin-Karlshorst statt.

Durch diese Umstände am 2. Mai 1945 wollten die Russen Niederschönhausen dem Erdboden gleich machen, weil man hier ein Widerstandsnest vermutete. Nur dem Einsatz unseres damaligen Dr. Kupke, der schon mit der russischen Kommandantur in Verbindung stand, war es zu verdanken, dass Niederschönhausen bestehen blieb.

Inzwischen ging das harte Nachkriegsleben weiter. Die totale Niederlage des Nationalsozialismus bedeutete für Deutschland einen Zusammenbruch, wie er in der Geschichte ohnegleichen ist. Jedes Wirtschaftsleben war erloschen, das absolute Chaos war da. Es gab kein Wasser aus der Leitung, kein Gas, kein Licht, keine Verkehrsmittel und keine geordnete Lebensmittelversorgung, alles blieb der Selbsthilfe des einzelnen überlassen.

Die Aufräumungsarbeiten wurden jetzt verstärkt durchgeführt. Täglich mussten viele Arbeitskräfte gestellt werden. Die Leichen in den Straßen wurden fortgeschafft, Barrikaden abgetragen, zerschossene Bäume entfernt, Kriegsgerät gesammelt und Feuerlöschteiche zugeworfen. Auch Passanten wurden vielfach von der Straße weg zu Arbeiten eingesetzt. Im Mai 1945 hatte sich aus Einwohnern aller nichtfaschistischer Kreise ein Volkskomitee gebildet, das in Zusammenarbeit mit der Kommandantur weiter Ordnung schaffen wollte, die alle gutwilligen Kreise zur Mitarbeit aufrief.

Die vordringlichsten Aufgaben waren:
1.       Sicherstellung der Ernährung
2.       Sicherstellung des Sanitätswesens
3.       Unterbringung der Flüchtlinge
4.       Beseitigung der Verkehrshindernisse.

Ferner mussten Listen der Einwohnerschaft, insbesondere der Schulen, Ärzte, Apotheker, Fabriken, Handwerker usw. angefertigt werden. Zu den besonderen Schwierigkeiten der ersten Wochen gehörte das Bestatten der Toten. Die Angehörigen eines Gestorbenen mussten die Leichen selbst in Behelfssärgen zum Friedhof bringen.

Am 29. Mal 1945 stand ein fremdes Ehepaar vor unserem Garten in der Schreckenbachstraße. Sie brachten mir eine Nachricht von meinem späteren Ehemann Bruno G.. Er sei in einem russischen Kriegsgefangenenlager in Biesenthal bei Berlin in der 4. Leichtkrankenkompanie. Welch ein Wunder diese Benachrichtigung. Die Gefangenen hatten Anschriften aus dem Lager hinausgeworfen und ich hatte das Glück, dass zwei Leute den Zettel fanden und sich auf den Weg zu mir machten, um mir diese Nachricht zu übermitteln. Wie soll ich die Freude beschreiben! Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Fahrrad nach Adlershof, um auch der Mutter die ersehnte Nachricht zu bringen. Stundenlang war ich unterwegs, bevor ich mich in der zerstörten Stadt zurechtfand. Aber ich erreichte mein Ziel.

Der Bruder von Bruno, mein zukünftiger Schwager Siegfried, ein Jahr älter als ich, war schon vom Kriegsdienst entlassen und zu Hause. Er hatte im Italienfeldzug sein rechtes Bein bis zum Knie verloren und trug eine Prothese. Es wurde nun beschlossen, dass ich mit Siegfried per Rad nach Biesenthal fahre, um Bruno Lebensmittel zu bringen. Welch eine Vorstellung! Wir zum russischen Kriegsgefangenenlager!

Es wurde Kuchen und Brot gebacken und die Mutter suchte alles an Lebensmitteln zusammen, was sie auftreiben konnte. Sie gab ihr Letztes. Am 1. Juni 1945 machte ich mich dann mit Siegfried, er mit der Beinprothese, von Niederschönhausen aus auf den Weg nach dem 30 km entfernten Biesenthal. In Berlin-Buchholz wurden wir von zwei Russen gestoppt und mussten uns für die Weiterfahrt erst die Genehmigung von der russischen Kommandantur holen, die wir bekamen. Dann ging es weiter auf der Landstraße Richtung Biesenthal über Bernau und Rüdnitz. Beide hatten wir einen großen Rucksack auf unserem Fahrrad voller Lebensmittel. Kolonnen von einmarschierenden russischen Soldaten kamen uns entgegen, endlos. Wir fuhren stundenlang an ihnen vorbei. Außer uns und den Russen war keiner weiter auf der Landstraße. Sie zogen zur Besatzung nach Berlin.

Als wir dann das menschenleere Dorf Biesenthal erreichten und in einem Haus nach dem Gefangenenlager fragten, schaute man uns erschrocken an. Man greife Zivilisten von der Straße auf und stecke sie ins Lager. Keiner traue sich deshalb auf die Straße, sagte man uns. Wir hörten nicht auf sie und fanden das Lager. Es war mit Stacheldraht eingezäunt und überall standen russische Posten. Die Gefangenen waren dort in Hundehütten untergebracht. Aber dann sah ich gefangene deutsche Soldaten auf dem Gelände arbeiten und ich rief ihnen zu, ob sie einen Gefreiten G. von der 4. Leichtkrankenkompanie kennen. Natürlich nicht, aber ein Soldat versprach mir, Bruno zu benachrichtigen und zu versuchen, ihn am nächsten Tag in die Arbeitskolonne einzuschleusen. Siegfried und ich suchten uns im nächsten Dorf ein Quartier bei einem Bauern und waren am anderen Morgen wieder vor dem Lager. Als sich das Gefangenentor dann öffnete, war Bruno mitten in der Arbeitsgruppe. Kahlgeschoren, aber mit einem unendlich glücklichen Lächeln, als er uns sah. Bewacht wurde die Gruppe von zwei russischen Posten. Ich schrie, lachte und tanzte herum vor Freude. Ein russischer Posten sagte in gebrochenem Deutsch: „Ich verstehen, Liebe". - „Mann raus, mit Frau in Wald". Wald war dort keiner, aber eine große Wiese. Er ließ Bruno heraus und wir konnten eine Stunde auf der Wiese vor dem Lager sitzen und erzählen. Die Posten schauten lächelnd zu. Ich durfte Bruno sogar die Rucksäcke mit den Lebensmitteln geben. Nur als Siegfried aufkreuzte, musste Bruno wieder zurück ins Lager. Das war am 2. Juni 1945.

Ich bin mit Siegfried ohne einen Zwischenfall wohlbehalten wieder nach Hause gekommen. Bruno kam dann später von Biesenthal nach Landsberg in das große Sammellager für Russland. Aufgrund seiner Kriegsverletzung wurde er im August 1945 aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen. Später habe ich erkannt, in welch tödlicher Gefahr wir uns befanden, und wie unser Herrgott seine schützenden Hände über uns gehalten hat.

Das Schlimmste während des Krieges war, wenn ich bei den Fliegerangriffen auf Berlin allein in den Keller unseres Hauses musste. Wurden die Bomberwellen auf Berlin angekündigt, rief meine Mutter bei der Malerfirma auf unserem Hof an. Die hatten ein Telefon. Ich ging dann mit den Koffern in den Keller und hoffte und wartete, dass meine Eltern am Leben bleiben und gesund nach Hause kommen. Mein Vater arbeitete bei der BVG im Schichtdienst und meine Mutter bei der Post in der Dorotheenstraße in Mitte. Nach einem der vielen nächtlichen Bombenangriffe musste meine Mutter einmal von Mitte bis zu uns nach Pankow durch die zerbombte Stadt laufen. Sie kam völlig rußgeschwärzt und mit vertränten Augen an. Aber sie lebte.

Freitags ging’s ins Wannenbad

Ich wurde 1929 in Pankow am Amalienpark geboren. Mein Bruder war schon vier Jahre alt. Er wurde 1925 geboren. Unsere Familie wohnte dort seit 1924, nachdem meine Eltern 1923 geheiratet haben. Wir hatten eine Kellerwohnung mit Blick zur Wolfshagener Straße. Ich denke, meine Mutter besaß dort eine Aufwartestelle.

1930 zogen wir in die Schönholzer Straße 9. Die Wohnung befand sich im Seitenflügel in der ersten Etage rechts. Sie hatte zwei Zimmer und eine Innentoilette, jedoch kein Bad. Aber das war nicht so schlimm, denn in der Berliner Straße 4 gab es eine Badeanstalt mit Wannenbädern, die einer Familie Brest gehörte. Mit deren Nichte war ich in meiner Kindheit befreundet. Freitags ging dann die ganze Familie in diese Badeanstalt. Es gab zwei Kategorien von Wannenbädern. Mit Fenster war die erste Klasse und ohne Fenster war die zweite Klasse. Das kostete immer so um die 80 Pfennige.

Zu unserem Haus gehörte auch noch eine Waschküche. Sie war ganz oben, unter dem Dach. Die Wäsche hängten  wir dann gleich auf dem Trockenboden auf.   Erst nach dem Krieg konnten wir auf dem Hof einen kleinen Wäschetrockenplatz einrichten, nachdem der Hausbesitzer enteignet und sein abgetrennter Garten dem ganzen Haus zugeschlagen wurde.

Im Vorderhaus unseres Hauses befand sich links neben der Hauseinfahrt ein Fleischer, rechts von ihr ein Bäcker und ein kleiner Lebensmittelladen. Der kleine Garten unter den Fenstern rückwärtig zum Hof wurde von dem Besitzer des Lebensmittelladens gepflegt und bewirtschaftet. Und dann gab es auf  dem Hof noch besagte Gewerbeniederlassung des Malermeisters, bei dem meine Mutter anrief, wenn die Bomber sich Berlin näherten und sie es nicht mehr zu uns nach Pankow schaffte. Mit der Tochter dieses Malermeisters habe ich in meiner Kindheit oft gespielt. Mit ihrem Sohn habe ich heute noch Kontakt.

Meine Puppen waren alles für mich

Ich war als Kind eine große Träumerin. Ich spielte leidenschaftlich gern mit meinen Schildkröt-Puppen aus Zelluloid und vergaß dabei oft die Welt um mich herum. Mein Bruder hat sich, wie es damals unter den Jungs weit verbreitet war, sehr viel mit Laubsägearbeiten beschäftigt. Das kennt heute kaum noch jemand. Aus Sperrholz konnten die schönsten Dinge gebastelt werden: Bilder mit Märchenmotiven, die man an die Wand hängen konnte, Weihnachtspyramiden oder Modelle von historischen Gebäuden. Mein Bruder allerdings überraschte mich eines Tages mit einem kleinen Puppenbett aus Sperrholz für meine Puppen. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Auch fertigte er mir aus Weichblech eine kleine Schaufel für meine Puppenküche. Die größte Freude bereitete er mir jedoch mit einem Wasserbehälter und einem kleinen Wasserhahn für meine Puppenküche. Den Wasserbehälter baute er an die Rückseite der Puppenküche. Ich musste dann bloß noch Wasser einfüllen, den kleinen Wasserhahn aufdrehen und konnte mein Puppengeschirr abspülen. Ich war glücklich!

Als Kinder spielten wir viel auf der Straße. Sehr beliebt waren das Reifendrehen, das Spiel mit Murmeln und das Drieseln mit Holzkreisel und Peitsche. Mein Bruder besaß auch  einen Selbstfahrer mit vier Rädern, auf dem er sogar noch jemanden mitnehmen konnte.

Auf dem Hof unseres Hauses lebten nicht wenige Eichhörnchen. Im Winter stellte ich Haferflocken und Rosinen für sie hinaus und beobachtete sie. Auch liebte ich es, aus dem Fenster dem Flug der Fledermäuse zuzuschauen.

Kuhställe auf den Hinterhöfen

In meiner Kindheit gab es in Pankow auf den Hinterhöfen viele Kuhställe. Die Familien sammelten damals alle Küchenabfälle. Entweder gaben sie diese bei den Besitzern der Kuhställe direkt ab und erhielten dafür Milch oder sie bekamen Brennholz dafür von den Männern, die durch die Straßen zogen und die Küchenabfälle einsammelten. Einer von ihnen schwang immer eine große Glocke und rief: „Brennholz für Kartoffelschalen“.

Kochen unter der Bettdecke

Wir haben nie gehungert. Meine Mutter hat sehr viel selber gebacken. Der Teig wurde oben in der Küche unserer Wohnung zubereitet und kam dann unten in der Bäckerei unseres Hauses gegen Entrichtung eines kleinen Obolus in den Ofen.

Um Gas zu sparen, wurde das Essen oft nur angekocht und dann im Bett unter der Bettdecke weitergegart. Viele Leute hatten auch sogenannte Kochkisten. Das waren meist selbstgebaute Kisten, die von innen mit dicken Decken ausgeschlagen wurden. Dorthinein kamen dann die Töpfe mit dem Essen. Durch die Isolierung hielt sich die Wärme und nach einiger Zeit war alles gar.

Geburtstage und Gartenfeste

Sehr schöne Erinnerungen verbinde ich mit den Geburtstagen meiner Kindheit, sowohl meiner eigenen als auch der meiner Freundinnen. Kuchen wurden gebacken und es gab Schaumspeisen aus Grieß und Schichtpudding in drei Schichten. An diesen Tagen wurden immer viele Spiele gespielt: Topfschlagen, Ringlein-Wandere, Kartenspiele und alles möglich andere. Eine meiner Freundinnen hatte in einer kleinen Mädchenkammer mehrere Lederpuppen mit langen Haaren, von denen ich jedes Mal aufs neue begeistert war. Das Schönste kam jedoch immer zum Ende dieser Geburtstage. Das war die Tombola. Die Gasteltern verlosten dabei immer kleine Preise, die wir Kinder dann mit nach Hause nehmen konnten. Einige Einladungen zu diesen Geburtstagsfeiern jener Zeit habe ich heute noch.

Meine Mutter war eine sehr umtriebige Frau. Mit ihrem Fahrrad war sie in Pankow viel unterwegs. „D.U.“, wie manche Freunde sagten. Das hieß: dauernd unterwegs. So lernte meine Mutter viele Menschen kennen. In den Sommermonaten machten wir dadurch viele Besuche bei Bekannten in den Kleingartenanlagen von Pankow. Auch da wurden Geburtstage und Gartenfeste gefeiert.

Sehr bekannt in Pankow war zu jener Zeit Bäcker Hartmann. Unter der Woche fuhr er seine Waren mit einem Pferdefuhrwerk aus, das jeder kannte. Am Wochenende jedoch schob er einen Tafelwagen mit Kuchen und Streuselschnecken durch die Kleingärten. Ich habe ihn da oft gesehen. Aus dieser Zeit habe ich noch viele Fotos.

Als ich acht Jahre alt war, kaufte meine Mutter mir ein Fahrrad. Mein Bruder, der da schon zwölf war, sollte mir das Radfahren beibringen. Er schimpfte sehr mit mir, da ich das Gleichgewicht nicht halten konnte und er mich aber auch nicht allein fahren lassen wollte. Ich habe das Radfahren nicht gelernt, bis heute nicht. Vielleicht ist meine Skoliose daran schuld.

Kochunterricht in der Schule

Ich wollte nicht gerne in die Schule. Wie gesagt, ich war sehr verträumt und sehr verspielt. Meine Puppen bedeuteten mir alles. Aber 1936 war es  soweit. Ich wurde in die 1.Volksschule eingeschult. Das war ein großes Gebäudeensemble mit einem großen Innenhof zwischen der Neuen Schönholzer Straße und der Görschstraße. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden wir damals in die 8. Klasse eingeschult und die Zählung der einzelnen Klassenstufen war rückläufig. Ich sehe heute noch all diese Fahnenappelle. Alle Lehrer waren Nazis.

An jedem Ende des jeweiligen Schuljahres wurde ich versetzt, aber bekam immer auf meinem Zeugnis den Vermerk, dass mehr Beteiligung im Unterricht für mich von Vorteil wäre.

Wir erhielten auch Kochunterricht an modernen Gasherden in der Schule und Haushaltunterricht. Das hat mir gefallen. 

Das Wohnhaus in der Neuen Schönholzer Straße 10, direkt vor unserer Schule bekam während des Krieges einen Volltreffer ab. Wir Kinder stöberten immer in der Ruine und suchten nach irgendwelchen Dingen. An dieser Stelle ist bis heute kein neues Haus errichtet worden.

Ich war kein guter Esser, wie man so schön sagt, und zu dünn für mein Alter. Deshalb kam ich 1937 mit der Kinderlandverschickung für drei oder vier Woche nach Graal-Müritz an der Ostsee in ein Kindererholungsheim der BVG.

Im Mai 1939 fuhr ich mit meiner Klasse für eine Woche in ein Schullandheim nach Birkenwerder bei Berlin.

1944 beendete ich die Schule in der 8.Klasse. Die Zählweise muß sich in den Jahren also geändert haben. Ich konnte in der 4.Klasse nicht an eine höhere Schule wechseln. Dafür hatten meine Eltern kein Geld.

Mein schönstes Konfirmationsgeschenk

1943 erhielt ich meine Konfirmation. Mit vierzehn Jahren hatte ich schon die Schuhgröße meiner Mutter. Es war die 39. Deshalb konnte ich an diesem Tag die besten Schuhe meiner Mutter tragen, die sie selber sich „für gut“ aufgehoben hatte. Mein Konfirmationskleid nähte eine Freundin meiner Mutter. Der Stoff dafür lag schon länger im Kleiderschrank. Den hatte meine Mutter besorgt. Aber ich weiß auch noch, dass ich den Mantel meines Bruders tragen musste.

Für die Feier wurde das größere Zimmer der Wohnung, das Schlafzimmer ausgeräumt. Mein Vater nahm die Betten auseinander und brachte sie mit den anderen Möbeln in das kleinere Zimmer, das Wohnzimmer. Danach wurde in dem großen Zimmer eine große Tafel aufgebaut. Unsere Nachbarn, mit denen wir befreundet waren, rollten ihr Klavier in unsere Wohnung. Der Nachbar spielte dann bei meiner Feier zum Tanz.

Geschenke waren zu dieser Zeit natürlich nicht üppig. Von den bereits erwähnten Nachbarn erhielt ich eine Anstecknadel. Die größte Überraschung allerdings bereiteten mir Gäste, die meine Mutter eingeladen hatte. Das war die Familie Strebelow. Sie besaßen in der Ossietzkystraße einen der Kuhställe in Pankow. Sicher brachten sie auch Milch und Butter mit. Auf jeden Fall zog der Mann aus seinem Mantel plötzlich einen großen Schirm hervor. Solch einen Schirm hatte ich mir schon lange gewünscht! Dieser Schirm wurde mein schönstes Konfirmationsgeschenk. Ich habe ihn lange besessen und sehr oft reparieren lassen.

Haustiere nebenan

Einer meiner größten Wünsche in der Kindheit konnte leider nicht erfüllt werden. Ich hätte so gern ein Haustier nur für mich allein gehabt. Aber das war nicht möglich. Unsere Wohnung war zu klein. Im Nachbarhaus jedoch existierte in der ersten Etage eine Mantelschneiderei. Meine Mutter kannte die Besitzerin. Diese Dame besaß zwei Dackel und es ergab sich, dass ich die beiden regelmäßig ausführen durfte. Ich war mit ihnen immer im Bürgerpark unterwegs, der damals ganz anders als heute aussah. Als die Hündchen Nachwuchs bekamen, wollte ihre Besitzerin mir einen der Welpen schenken. Aber das war, wie gesagt, nicht möglich. Unsere Wohnung war halt zu klein.

Meine Puppen wurden größer

Als ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war, machte eine meiner Lehrerinnen mich mit einer jungen Frau und ihrem Baby bekannt. Diese Lehrerin wusste wohl, dass ich eine Puppennärrin war. Die junge Frau war die Tochter der Familie Sander, welche an der Ecke Pankower Rathaus, Mühlenstraße eine Buchhandlung besaß. So wurde mein Puppenwagen mit einem Mal viel größer und das Püppchen lebte sogar. Auch mit ihm verbrachte ich viele Nachmittage im Bürgerpark. Er befand sich ja gleich hinter unserem Wohnhaus.

Wieder durch meine Mutter lernte ich eine Familie kennen, die direkt am Bürgerpark wohnte. Auch mit den Kindern dieser Familie spielte ich viel und fuhr sie auch im Kinderwagen durch den Bürgerpark. Ich bewunderte immer die reiche Ausstattung der Wohnung dieser Leute. Nach dem Krieg erfuhr ich, dass der Familienvater ein hoher Funktionär der Partei war und die Wohnung, in welcher sie wohnten, eine arisierte war. Das heißt, dass diese Wohnung vorher Juden gehörte, die, als sie aus ihr vertrieben wurden, alles zurücklassen mussten. Während des Krieges haben wir das nicht gewusst. Meine Eltern waren ja auch beide nicht in der Partei.

Auf der anderen Seite des Hofes, gegenüber dem Wohnhaus meiner Kindheit in der Schönholzer Straße, stehen die Häuser der Wilhelm-Kuhr-Straße. In der Nummer 3 dieser Straße befanden sich in jener Zeit die Produktionsräume von Reinhold Burger. Reinhold Burger war der Erfinder der Thermoskanne. Mit meinem Bruder ging ich oft an diesem Haus vorbei und hörte die Geräusche der Maschinen und Transmissionsriemen. Heute wohne ich im Nachbarhaus und kenne den Neffen von Reinhold Burger.

Der Krieg begann

Für mich kam der Ausbruch des Krieges überraschend. Ich war ja erst zehn Jahre alt. Aber ich weiß auch noch, dass die Stimmung unter den Menschen nicht unbedingt kriegsbejahend war. Aber die Leute waren sehr vorsichtig in ihren Gesprächen, denn dass es Konzentrationslager gab, war schon bekannt.

Schnell gab es Lebensmittel- und Kleiderkarten. Die Lebensmittelkarten wurden am 28. August und die Kleiderkarten am 14. November 1939 eingeführt.

Während des Krieges arbeitete mein Vater weiter bei der BVG. Er wurde als unabkömmlich eingestuft. Er hatte einen Freund, der in Pankow eine Gärtnerei besaß. Das war Paul Witt. Bei diesem Freund arbeitete mein Vater sehr oft. Dadurch konnte er für unsere Familie etwas Geld hinzuverdienen und bekam, was in der damaligen Zeit überaus wichtig war, frisches Obst und Gemüse für uns vier.

In den Kriegsjahren schickten wir Schulkinder Päckchen an die Frontsoldaten. Meist geschah dies allerdings in der Weihnachtszeit. Es war nicht viel, was wir hineinpacken konnten. Oft waren es nur Kerzen, kleine Feldpostheftchen mit Geschichten und Konfekt. Auch ich beteiligte mich daran. Als ich ungefähr dreizehn Jahre alt war, bekam ich Post von einem Soldaten aus Afrika. Dieser Soldat war aus Hamm in Westfalen. Wir schrieben uns bis kurz vor Ende des Krieges. Ob dieser Soldat zum Kriegsende noch gefallen ist oder in Gefangenschaft kam, habe ich nie erfahren.

1944, nach Beendigung der Schule, begann ich im Fröbelhaus in Niederschönhausen eine Lehre zur „Kinderpflegerin und Haushaltshilfe“. Diese Ausbildung dauerte bis ins Jahr 1945 hinein.

Immer öfters im Keller

Berlin wurde nun immer öfter bombardiert. Es war schrecklich. Ein normaler Keller des Hauses, in welchem wir wohnten, wurde zum Luftschutzkeller umgebaut. Die Kellerdecke wurde stabilisiert, so gut es ging, Stützbalken eingezogen und die obligatorische Luftschutztür eingebaut. Der Luftschutzwart kontrollierte nun, ob bei den Luftangriffen alle Hausbewohner im Keller waren, die Verdunkelung eingehalten wurde und genug Löschmittel auf dem Boden bereit standen. Auch wurden die Trennwände im Keller zwischen den Häusern und die auf dem Hof abgetragen. Diese Maßnahmen sollten die Fluchtmöglichkeiten der Bewohner erhöhen.

An der Stelle des „Kaufland“ in Pankow heute befand sich damals das Kino „Palasttheater“. Ich weiß noch, dass ich den Film „Frau meiner Träume“ mit Marika Rökk erst beim dritten Kinobesuch zu Ende sehen konnte. Die Bomber haben uns immer wieder in die Luftschutzkeller getrieben.

In dieser Zeit schrieb ich folgende Zeilen ab:

Ein Traum

Mir war heut Nacht
ein großes Glück beschieden.
Ich hab geträumt wir hatten Frieden,
und alle Leute rannten nun wie toll.
Beim Fleischer war der ganze Laden voll
auch in den Bäckereien
war ein Leben und Treiben.
Der ganze Markenkram war aufgehoben
man sah die Leute mit gefüllten Taschen
schon auf der Straße
fingen viele an zu naschen.
Und in der Kneipe erst, da war ein Leben,
was man sich wünschte hat es gegeben
man hatte Würstchen, Schnaps,
Zigaretten und viel Bier,
auch Wein und guten Kuchen,
Bohnenkaffee gab es hier.
Es wurde getrunken, gegessen,
geraucht und gezahlt.
Ein jeder war glücklich
und hat meistens gestrahlt.
Auch ich goss einige Bier herunter
auf einmal wurde ich ganz munter,
es zog mich einer stürmisch am Arm und sagte:
„Steh uff, et is Fliegeralarm!“

 

Die Russen sind schon in Buchholz

Eines Tages kam mein Vater von seiner Arbeit und sagte: „Die Russen sind bereits in Buchholz“. Daraufhin gingen alle Familien unseres Hauses in den Keller. Ein noch sehr junger und verletzter deutscher Soldat floh auch zu uns in den Keller. Meine Mutter gab ihm einen Liegestuhl, in welchem er sofort einschlief. Die ganze Zeit, während er schlief, zitterte seine rechte Hand, so, als ob er im Schlaf immer noch weiter schösse. Nachdem er munter geworden war, bot meine Mutter ihm einen Anzug meines Bruders an, damit er seine Uniform ausziehen kann. Der Soldat ging auch mit ihr hoch in unsere Wohnung, aber er getraute sich nicht, die Uniform auszuziehen. Am nächsten Tag haben wir ihn auf der anderen Straßenseite, gegenüber unserem Haus, erschossen mit noch zwei toten deutschen Soldaten gefunden. Die Männer unseres Hauses beerdigten die drei Soldaten auf dem Friedhof in Pankow. Meine Mutter schrieb allen drei Frauen Briefe. Der junge Soldat aus unserem Keller war mit einer Frau aus Pankow verlobt.

Herr Zugbaum, ein Mitbewohner, schaute nur aus der Haustür. Er wurde von einem Scharfschützen erschossen. Er war sofort tot.

Bei uns im Haus wohnte auch ein fanatischer Nazi, der zwei Söhne hatte. Diese wollten beim Einmarsch der Russen heißes Öl oder heißes Wasser aus dem Fenster schütten. Zum Glück konnte das unterbunden werden. Man hätte uns alle erschossen.

Als die Russen dann über die Höfe zogen, versteckte ich mich im Keller hinter großen Säcken.

Der Mann, der bei uns im Haus seine Fleischerei hatte, war ein guter Mensch. Bei ihm arbeitete eine junge dienstverpflichtete Polin. Sie hieß Claudia. Wahrscheinlich war sie auch in dem Gefangenenlager in der Schönholzer Heide interniert. Das weiß ich nicht genau. Als die Russen vor unserem Haus standen, ging sie vor die Tür und sprach lange mit ihnen. Niemandem von uns ist etwas passiert. Ich denke schon, dass wir das dieser jungen Frau zu verdanken haben.

In den ersten Tagen nach Kriegsende half dieser Fleischermeister uns allen im Haus zu überleben. Er trennte große Fleischstücke von den frisch getöteten Pferdeleibern auf der Straße und kochte viele Tage für alle Hausbewohner Möhreneintopf mit Pferdefleisch.

Kriegsende

Mein Bruder hat den Krieg auch überlebt. Zu Anfang kam er nach Schlesien. Danach wurde er nach Dänemark versetzt. Am Ende des Krieges war er in Westdeutschland. Er wurde von den Amerikanern gefangen genommen, dann aber an die Franzosen ausgeliefert. Er ist in Frankreich geblieben und heiratete eine Französin, die ein Kind mit in die Ehe brachte. Zusammen bekamen sie noch zwei gemeinsame Söhne. Leider starb er schon 1989.

Nach Kriegsende wurden sofort die russischen Lebensmittelkarten eingeführt. Ich besitze noch einige aus dieser Zeit. Der Hunger lief immer mit. Eine meiner Tanten bereitete aus Kartoffelschalen und Zwiebeln Bouletten. Die Kartoffelschalen wurden durch den Wolf gedreht und die Zwiebeln kleingeschnitten daruntergegeben. Dazu kam noch etwas Mehl. Das wurde dann gebraten und schmeckte auch fast wie Bouletten. Aber es war ohne Fleisch.

Es ging weiter

1945 beendete ich meine Ausbildung. Danach musste ich mein Haushaltsjahr ableisten. Über eine Bekannte von mir, der eine Drogerie gegenüber dem Pankower Rathaus gehörte, lernte ich eine Frau mit zwei Kindern aus der Parkstraße kennen. Bei dieser Frau und ihren Kindern blieb ich ein Jahr. Diese Frau war mit einem russischen Major befreundet. Auf dem Wohnungsflur standen immer ein Sack mit Zucker und ein Sack mit Mehl. Der Hunger war nun nicht mehr so groß wie vorher.

Nach einigen Umwegen begann ich mit einer Freundin 1948 in einer Parfümerie zu arbeiten. Diese Firma befand sich in der Gottschalkstraße. Nach der Währungsreform zogen wir zuerst in die Flora- und später in die Wolfshagener Straße. In dieser Firma blieb ich bis 1969.

Meine Mutter starb leider schon 1950 an Tuberkulose. Sie war erst achtundvierzig Jahre alt. Sie hatte sich aller Wahrscheinlichkeit nach schon viele Jahre zuvor bei der Pflege ihrer auch an Tuberkulose erkrankten Schwester angesteckt. Diese starb bereits 1936.

Nach dem Tod meiner Mutter lebte ich in unserer Wohnung mit meinem Vater zusammen, bis auch er verstarb. Das war 1963.

1969 beendete ich meine Arbeit in der Parfümerie.

Von 1969 bis 1989, bis zum Beginn meines Rentenalters arbeitete ich im Verlag für Bauwesen der DDR.

Vor zehn Jahren zog ich aus meiner elterlichen Wohnung in ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite unseres Hofes, in die Wilhelm-Kuhr-Straße, in das Nachbarhaus des Erfinders der Thermoskanne. Von dort kann ich immer auf das Haus meiner Kindheit blicken, in welchem ich siebzig Jahre gelebt habe.