Alltag im Medienpoint

Thomas Raasch

Punkt 9 Uhr, wir öffnen den Medienpoint. Was wird der Tag wohl bringen? Ein wenig versteckt, in einer Seitengasse zur Bismarckstraße, werden wir nicht so leicht entdeckt. Aber auf unsere Stammkundschaft können wir uns immer verlassen. Natürlich geht es auch darum, Bücher zu sortieren, doch hat der Mitarbeiter des Medienpoints noch so vieles mehr zu tun. Manchmal ist er Ratgeber, manchmal Kummerkasten oder einfach ein netter Gesprächspartner. Je nachdem, was gerade gebraucht wird: Die Aufgaben sind vielschichtig.

Auch die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Einrichtungen und der Kontakt mit Spendern, die froh sind, ihre literarischen Schätze nicht entsorgen zu müssen, geben uns das angenehme Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun. Es überrascht immer wieder, wie großzügig gespendet wird. So wird, ohne finanziellen Hintergedanken, der Kreislauf zum Leben erweckt, und ganz nebenbei werden Menschen miteinander verbunden.

Eines Tages verirrte sich ein Jugendlicher in den Medienpoint. Statt in den Comics oder Kinderbüchern sein Glück zu suchen, interessierte er sich für Bühnentexte klassischer Natur. Als wir ihn dann auf ein bestimmtes Buch aufmerksam machten, kannte seine Freude keine Grenzen. Er sprang durch den Laden und bedankte sich bei Gott und der Welt. Und dass ihm Gott und die Welt dieses Werk auch noch umsonst anboten, nannte er „paradiesisch“!

Ein Stammkunde adelte beim ersten Treffen die komplette männliche Belegschaft, indem er einfach ein „Sir“ vor jeden Namen setzte. Seitdem bringt er ein Wohlgefühl der Dankbarkeit mit jedem seiner Besuche in unsere kleine Bücherecke. Besucher, die sich von dem gestalteten Schaufenster angezogen fühlen, welches sich u.a. schon mit den Themen „Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit“, Bildende Künste oder „Schriftsteller äußern sich zum Lesen“ beschäftigten, kommen in den Medienpoint, fragen entsprechende Literatur nach und bestärken uns in dem Gedanken, diese Form der Öffentlichkeitsarbeit fortzusetzen. Bei Gesprächen zu diesen oder ähnlichen Themen oder auch ganz allgemein zu Dingen, die unsere Besucher bewegen, lässt uns unsere Kundschaft oft vergessen, dass es sich hier um Arbeit handelt. Es könnte genauso gut das eigene Wohnzimmer sein, in dem man Freunde trifft. So wollen wir auch in diesem Jahr erneut mit unseren Kunden und auch mit Kollegen aus den anderen Medienpoints unseren Geburtstag feiern. Wir präsentieren ein kleines Programm rund um das Thema Literatur. Natürlich ist auch dieses Jahr die beliebte Tombola wieder mit dabei, und für eine kleine Erfrischung ist auch gesorgt. Am 25. Juli um 14 Uhr beginnt die Sause.

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