Mit Regensieb und Donnerblech

Gerda Zschiedrich

Kinderhörspiel als Schulprojekt

Alles begann Anfang September. Als Mitarbeiterin des Kulturrings war ich bei Kindern einer Montessori-Schule im Blumenviertel im Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow) zu Gast. Dort lernen die Schüler von der 1. bis zur 3. Klasse gemeinsam. Ich wollte ihnen das Hörspiel „Die Insel“ vorspielen und dabei herausfinden, welche Wirkung es bei der Zielgruppe – wie es immer so schön heißt – entfaltet. Das Stück gründet sich auf eine Märchensatire des russischen Dichters Saltykow-Schtschedrin mit dem Titel „Wie ein Bauer zwei Generäle ernährte“. Es war von mir in den Wochen zuvor übersetzt und für eine akustische Umsetzung bearbeitet worden. Daraus wiederum entstand dann eine Kinderhörspiel-CD, speziell für den Kulturring.

Das Hörspiel wurde von den Kindern begeistert aufgenommen. Also war es nur folgerichtig, dass wir miteinander darüber ins Gespräch kamen, wie denn solch eine Geschichte „gebaut“ werden kann. Und so kam es zu einem etwas größer angelegten Schulprojekt, in dem die Kinder, über Wochen hinweg, im Musikunterricht die Mittel und Methoden dieser spannenden, feinsinnigen Kunstform – im wahrsten Wortsinn – „begreifen“ lernen konnten. Mit Erzählertext und Musikeinspiel, mit Regensieb und Donnerblech, mit tiefsten Stille-Pausen und höchsten Emotionsausbrüchen gestalteten und probten sie ihr kleines Hörspiel. Den Titel haben sich die emsigen Akteure ebenfalls ausgedacht: „Wie eine kleine Prinzessin zu spät kam und doch einen Prinzen erlöste.“

Welch ein Höhepunkt, wenn die Kinder ihr Spiel auf der Schulweihnachtsfeier aufführen und anschließend den Eltern eine eigene CD zum Fest überreichen können!

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