Spandauer Schätze

Elke Bednarek, Bernhard Korte

Ende September trafen sie sich zu einer Stadtführung der anderen Art: 15 Bundesfreiwillige des Kulturrings wollten Spandau erkunden, ihr monatliches Seminar zur Weiterbildung „auf der Straße“ abhalten. Sie kamen dazu aus ihren Einsatzorten in Reinickendorf, Pankow, Mitte, Friedrichhain und Charlottenburg, um die am weitesten westlich gelegene Altstadt des Berliner Bezirkes Spandau kennenzulernen. Die Vorbereitung und Leitung der Stadtführung übernahm die im Medienpoint Spandau beschäftigte Elke Bednarek, die seit dem 6. Lebensjahr ihr häusliches Domizil in Spandau gefunden hat. Pünktlich 10 Uhr startete die wissbegierige Gruppe vom Rathaus Spandau, das in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen feiern konnte. Es ging durch die zwei Hauptadern des Bezirkes, die Carl-Schurz-Straße und die Breite Straße – entlang an Häusern, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen den restaurierten Fachwerkhäusern gebaut wurden. Vorbei am mit Ständen voll besetzten Marktplatz, ging es zum alten Handwerkerhof, der in der heutigen Zeit für nationale, aber auch für internationale Ausstellungen im Bereich Kunst und Handwerk benutzt wird. Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Gotische Haus, in dem neben der Spandauer Touristikinformation auch ein Teil des örtlichen Stadtmuseums beheimatet ist, durfte bei dieser Besichtigungstour nicht fehlen. Erst 1993 wurde die komplette Restaurierung an diesem für Berlin geschichtlich bedeutsamen Haus nach sechsjähriger Bauzeit für damalige 5,3 Millionen Mark abgeschlossen.

Erstaunt waren die Teilnehmer über die oft unerkannten „Schätze“, wie zum Beispiel die historischen Feldsteinbrunnen und die kleinen, altertümlichen Hinterhöfe mit zum Teil noch sehr gut erhaltenen, uralten Fachwerkhäuschen, die sie im Laufe der kleinen Stadtführung immer wieder zu sehen bekamen.

Mit nachdenklichen Gesichtern ging es vorbei am Mahnmal zur Erinnerung an die Verfolgung der 115 Spandauer Juden und der 1938 vom den Nationalsozialisten zerstörten Spandauer Synagoge am Lindenufer/ Ecke Kammerstraße. Eine weitere Station waren der „Kolk“ – die älteste Siedlung Spandaus mit der Kirche Stankt Marien am Behnitz – viele alte Spandauer Gässchen und Fachwerkhäuschen aus dem 13. Jahrhundert, das „Zollhaus“ sowie die um 1750 erbaute „Alte Kolkschänke“ und die noch gut erhaltenen 53 Meter der langen, alten Stadtmauer. Auf dem Weg zurück zum Spandauer Rathaus ging es durch die Havelstraße zum attraktiven „Partnerschaftsbrunnen“, aber auch zum Reformationsplatz vor der sehenswerten Nikolaikirche, in deren Seitenwand es noch heute eine eingemauerte Kanonenkugel von 1813 zu sehen gibt. Kurz vor Ende erfuhren die Teilnehmer noch Interessantes über den Beruf und das Gehalt des Spandauer Nachtwächters aus alter Zeit. Noch heute streift zu bestimmten Zeiten und Anlässen ein Nachtwächter durch die Altstadt Spandaus. Ein großes Dankeschön und Beifall gab es zum Schluss – und den Wunsch nach weiteren Touren.

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