Vorweihnachtliche Orgelfreuden – auf den Spuren der Orgelbaufamilie Schuke

Doz. Dr. habil. Werner Baumgart

Wikipedia listet für Berlin aktuell 169 Orgeln auf, die nicht nur in Kirchen, sondern auch in Konzerthäusern, sei es in der Berliner Philharmonie, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt oder in der Universität der Künste zu finden sind und von berühmten Orgelbauern, wie z.B. Wilhelm Sauer, Alexander und Karl Schuke, Johannes Klais, den Gebrüdern Dinse und Stockmann, den Firmen Jehmlich Orgelbau Dresden oder E. F. Walcker & Cie. Ludwigsburg, erbaut wurden.

Eine Auswahl bedeutender Berliner Kirchenbauten mit den dort befindlichen Orgeln vorzustellen, war schon im letzten Jahr am 3. Adventssamstag Ziel der Orgelbustour des Kulturrings. Sie führte in die Kirche zur „Frohen Botschaft“ mit der Amalia Orgel, die „Erlöserkirche“ mit der Alexander-Schuke-Orgel, die „St. Hedwigs-Kathedrale“ mit der Johannes-Klais-Orgel sowie in das Kino Babylon mit der Kinoorgel. Die 40 begeisterten Mitreisenden konnten sich nicht nur in kleinen Vorträgen von Fachkundigen informieren lassen, sondern erlebten auch den Klanggenuss der vorgestellten Orgeln geradezu hautnah.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Orgel-Exkursion. Vorgestellt wird dabei die berühmte Berlin-Brandenburger Orgelbaufamilie Alexander und Karl Schuke. Der Ursprung ihrer Orgelbautradition liegt fast 200 Jahre zurück. Gegründet vom Querfurter Orgelbauer Gottlieb Heise 1820 in der Potsdamer Charlottenstraße, übernahm 1848 Heises Schüler, Carl Ludwig Gesell, die Firma, welcher sie dann 1868 seinem Sohn Carl Eduard Gesell vererbte. Als dieser 1894 kinderlos starb, kaufte Alexander Schuke die Firma. Ab 1933 führten die Brüder Karl Ludwig und Hans Joachim Schuke die Firma gemeinsam. Nach dem Krieg entschieden sie sich, auch in Berlin eine Orgelfirma zu gründen, welche dann ab 1953 von Karl Schuke alleine unter dem Namen „Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH“ geführt wurde. Hans-Joachim Schuke leitete die Potsdamer Firma, bis diese 1972 von den DDR-Behörden enteignet und als „VEB Potsdamer Schuke Orgelbau“ weitergeführt wurde. Sein Sohn, Orgelbaumeister Matthias Schuke, seit 1974 selbst Mitarbeiter, reprivatisierte die Orgelbau-Fima 1990 und siedelte sie 2004 nach Werder (Havel) um.

Die Opus-Liste der Alexander-Schuke-Firma umfasst 627 Orgelneubauten, darunter solch bedeutende wie im Königsberger, im Magdeburger, im Erfurter und im Brandenburger Dom, die von 1895 bis 2011 errichtet worden sind. Hinzu kommen 60 Orgelrestaurierungen, die besonders in letzter Zeit an Bedeutung gewinnen. Die Werksliste der Karl-Schuke-Firma ist nicht weniger imposant. Von 1950 bis zum Jahre 2013 hat die Firma mehr als 560 Orgeln gebaut und restauriert, darunter solch großartige, wie sie in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, in der UdK Berlin, der Berliner Philharmonie oder der Alten Oper Frankfurt erklingen.Die diesjährige Orgel-Bustour wird wiederum am 3. Adventssamstag, am 14.12.2013, stattfinden. Dabei sollen beide Schuke-Orgelbaufirmen vorgestellt sowie einige Kirchen mit Schuke-Orgeln besucht werden. Nach einer kurzen Begrüßung 9.15 Uhr am Europaplatz des Berliner Hauptbahnhofs fahren die Besucher unter sachkundiger Führung von Domkapellmeister a. D., Professor Roland Bader, zur St. Peter-und-Paul-Kirche nach Potsdam, Bassinplatz 2. Hier empfängt gegen 10.15 Uhr Organist Andreas Zacher die Gäste. Er führt durch die von August Stühler 1856 entworfene und 1870 benedizierte eklektizistische Kirche, präsentiert auf der Empore die 1936 von der Alexander-Schuke-Orgelbaufirma angefertigte Orgel mit ihren 41 Registern und spielt Orgelwerke von Bach vor. Danach geht es ab ca. 11.00 Uhr weiter zur Alexander Schuke Potsdam Orgelbau-Werkstatt nach Werder. Ihr Eigentümer, Orgelbaumeister Matthias Schuke, wird die Gäste begrüßen, durch die Werkstatt führen und verschiedene Orgelwerke vorspielen. Nach einem Mittagessen im Restaurant „Havelbucht“ geht es zurück nach Berlin, um ab etwa 14.00 Uhr die beeindruckende, nach 1945 vom Architekten Egon Eiermann neu erbaute Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und die dort befindliche Karl-Schuke-Orgel mit ihren vier Manualen und 63 klingenden Stimmen (Registern) zu besichtigen. Der Domorganist wird abschließend weihnachtliche Lieder auf der Orgel zu Gehör bringen. Ab 15.00 Uhr führt die Exkursion in die zweite Berliner Gedächtniskirche, die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche in der Händelallee 20, wo eine beeindruckende Schuke-Orgel mit drei Manualen und 41 Registern zu sehen ist. Die KFG gehört neben der Kaiser-Wilhelm- und der Königin-Luise-Gedächtniskirche zu den drei noch existierenden Gedächtniskirchen Berlins, die Mitglieder des Hauses Hohenzollern ehren. Die erste KFG wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff am 22.11.1943 schwer getroffen und teilweise zerstört. Die prächtige Innenausstattung verbrannte dabei völlig. Für die neu errichtete Kirche ist die reiche Ausgestaltung eher ungewöhnlich für die 1950er Jahre. Es war wohl ein Prestigeprojekt für das damalige Westberlin, auch im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Hansaviertels zur Interbau 57. Großzügige Einzelspenden kamen von Persönlichkeiten und Körperschaften, wie Conrad Adenauer (Altar), Theodor Heus (Altarbibel), Louis Ferdinand von Preußen und seiner Gattin Kira (Altarkruzifix), der Zahlenlotto-Gesellschaft (Orgel), von Bundesländern, Versicherungsgesellschaften und namhaften Firmen. Für die Besucher anlässlich der Kulturring-Orgeltour 2013 wird die Schuke-Orgel mit dem Stück „Ein feste Burg ist unser Gott" von Max Reger zu Gehör gebracht. Dieser Hörgenuss stellt auch das Ende der Tour dar. Wer möchte, kann noch einen individuellen Abschluss mit dem Besuch eines Weihnachtsmarkts, z.B. auf dem Breitscheidplatz, finden.

Interessenten melden sich bitte bis zum 30.11. für diese Orgel-Busrundfahrt (Änderungen im Programm und Ablauf vorbehalten) beim Kulturring in Berlin e. V., Rosenfelder Straße 15-16, in 10315 Berlin an: persönlich vor Ort (Mo-Fr. 9-17 Uhr), telefonisch unter 030-5148 9736 bzw. Mobil: 0163 852 4054, per Email: bildungswerk@kulturring.org. Die Teilnehmergebühr beträgt 37,50 € (einschl. Mittagessen). Möglich sind Barzahlungen oder Überweisungen auf das Konto des Kulturrings in Berlin e. V. bei der Berliner Bank, Konto Nr. 525 621 901, BLZ: 100 708 48 Verwendungszweck: Orgeltour 2013.

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