10 Jahre bunt und kreativ – 10 Jahre ein Forum für die Kultur

Lutz Wunder

Doch die Geschichte begann schon vor fast 20 Jahren. Nach seiner Gründung im Jahre 1994 engagierte sich der Kulturring mit seinen Projekten, Initiativen und gewonnenen Akteuren in einer ganzen Reihe von Einrichtungen. Er war somit auch neu gewonnener Partner der Berliner Kulturämter in einigen ihrer Häuser. So geschah es auch in Hellersdorf, im dortigen Kulturforum, der größten Kultureinrichtung im Stadtteil. Statt sich an unkalkulierbaren Aktionen, wie der Übernahme und dem zwangsweise folgenden Umbau ehemaliger Kitas oder Schulen zu beteiligen, war es dem Verein wichtiger, möglichst schnell kulturelle und künstlerische Angebote und mithin ein eigenes Profil zu entwickeln. Er tat dies in den bestehenden, auch kommunalen Kultureinrichtungen und unterstützte damit deren Tätigkeit und ihren Fortbestand für die Bürger und kulturell Interessierten. So wurde der Kulturring im Berliner Nordosten ein fester Verbündeter des Kulturamtes. Deren damalige Leiterin Erika Großmann – eine engagierte Streiterin mit Kulturbund-Wurzeln – eröffnete dem Verein mit dieser Form der Zusammenarbeit eine große Chance, die dankbar aufgenommen wurde.

Lebhafte Erinnerungen bleiben an das Engagement des Kulturrings in Hellersdorf in jenen Anfangsjahren und speziell an die Arbeit im Kulturforum. Viele Jahre war der Verein ein gern gesehener Gast im Hause und belebte mit vielseitigen, kreativen Ideen die Programmgestaltung. Da wurde der Chor Liederquelle als Träger übernommen. Arbeitsgruppen, wie die Geschichtswerkstatt oder die IG Museen und Ausstellungen, gründeten sich. Viele Veranstaltungsreihen, wie der „helle salon“ oder die Hellersdorfer Literaturfeste, wurden initiiert. Auch eine Kulturkonferenz zur kulturellen Entwicklung im Bezirk wurde in Kooperation mit dem Bezirksamt organisiert. Schaut man in die Chronik und die alten Programmhefte, so war schon nach wenigen Jahren zu sehen, dass der Kulturring immer mehr ein Hauptakteur im Kulturforum wurde. Diese Entwicklung basierte auch auf einer guten Zusammenarbeit mit den damaligen Leitern der Einrichtung. Iris Krömling sei da an erster Stelle genannt, aber auch Gabriele Rebien und Petra Hammermüller – ihnen sei an dieser Stelle auch dafür gedankt. Durch das vom Kulturring entwickelte Angebot, welches vielseitigste Interessen berührte, sammelte sich bald auch ein Mitgliederstamm um den Verein vor Ort. Dieser half sehr aktiv und engagiert, ihn bei den unterschiedlichsten Formen kultureller Arbeit zu unterstützen.

Ende der Neunzigerjahre hatte das Hellersdorfer Kulturamt durch einen restriktiven Haushaltskurs des Bezirksamtes alle Hände voll zu tun, das Haus personell und damit auch inhaltlich weiterzuführen. Vereinsmitglieder des Kulturring halfen auch hier tatkräftig und übernahmen Verantwortung, sicherten Veranstaltungen ab, versorgten die Gäste mit Getränken und betätigten auch mal den Staubsauger. Um sich über die Aktivitäten auszutauschen, wurde der Kulturring-Club ins Leben gerufen. Er sicherte die Kommunikation nicht nur zu den Mitgliedern, sondern zu allen Interessenten, wie z.B. auch ehemaligen Mitarbeitern, die weiter mit Neugier und Erwartung auf die Angebote des Vereins schauten. Diese Teamarbeit und dieses Vereinsengagement waren es letztlich, die dem Kulturring – als dann 2003 das Bezirksamt das Kulturforum nicht mehr finanzieren konnte und eine öffentliche Ausschreibung zur Suche eines zukünftigen Trägers auslobte – den Zuschlag zur Trägerschaft des Hauses brachten.Zehn Jahre ist es nun her, seitdem der Kulturring in voller Verantwortung für das Kulturforum steht – natürlich in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt, das nach wie vor als Eigentümer des Objekts fungiert. Solche engagierten Vereinsmitglieder und -mitarbeiter, wie Dr. Jürgen Petersen, Sylvia Reim, André Kleinschmidt und Bernhard Korte als Verantwortliche des Kulturrings im Haus, ermöglichten in den nachfolgenden Jahren nicht nur die kontinuierliche kulturelle und künstlerische Arbeit, sondern sie halfen dem Verein auch, neue Akzente zu setzen und ermöglichten so die Öffnung des Hauses für erweiterte künstlerische Arbeitsfelder. Es konnte so seine Rolle als wichtiger Kulturort, nunmehr im „Großbezirk“ Marzahn-Hellersdorf, weiter ausprägen und vielen Menschen in ihrer Freizeit kulturell und künstlerisch aktive Stunden und bleibende Erlebnisse ermöglichen. Auch das Profil des Kulturforums – unter anderem als interkultureller Kommunikations- und Erlebnisort – veränderte sich. Das Amateurkabarett, die Ausstellungen, das Chorsingen, gesellige Seniorenveranstaltungen – all das rückte stärker in den Mittelpunkt der Angebote. Im Verlaufe der Jahre beteiligte sich das Kulturforum auch immer stärker mit eigenen Beiträgen an Gesamtberliner Events, wie den Märchentagen, den Tagen des Lesens und der Sprache, und neu, der Langen Nacht der Familie. Natürlich gab und gibt es weiterhin die Romanzenabende, die russischsprachig orientierten Angebote, wie Jolka-Feste oder Masleniza. Die Gartenveranstaltungen und Projekte der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen aus dem Bezirk und dem Stadtteil wurden wesentlich erweitert. Auf diese Weise ist es allen Akteuren gelungen, das Kulturforum zu einem echten und lebendigen Forum für die Kultur zu gestalten. All den vielen Helfern sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Der Kulturring konnte sich im östlichsten Berliner Bezirk über die Jahre seiner Arbeit als ein anerkannter, kontinuierlich tätiger Kulturverein beweisen, der mit seinem Programm über den Bezirk hinaus strahlt und der allen zur Mitwirkung und -gestaltung offen steht.

Kann sich der Jubilar zum 10. Jahrestag etwas zum Geburtstag wünschen? Ich denke schon, und da nenne ich nur den wichtigsten Wunsch: liebes Bezirksamt, lasst das Kulturforum nach vielen Jahren vergeblichen Wartens endlich auf die Investitionsliste, mit einer Sanitärsanierung (der ersten nach 20 Jahren), einer Dachreparatur, einer Erneuerung der Heizanlage und der Haussicherungsanlage – hoffnungsvoll stimmende Ansätze sind derzeit erkennbar. Für eine neue Bestuhlung und einen neuen Teppichboden will der Verein versuchen, Sponsoren zu finden.

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