Fünf Jahre Medienpoint Steglitz

Thomas Wagenknecht, Regina Sommerfeld

„Bücher begleiten uns durch unser Leben. Sie sind Mittel unserer Menschwerdung, sie vertiefen unser Bewusstsein“, schrieb der deutsche Verleger Reinhard Piper einst, und man möchte glauben, dass er die wunderbare Idee der Medienpoints vorweg nahm, wo Menschen über Bücher und andere Medien zusammenfinden. Die einen spenden, was andere sich nicht leisten können oder im kommerziellen Handel nicht mehr finden. Der jüngste Medienpoint des Kulturrings liegt in der Deitmerstr. 8 im Bezirk Steglitz und erfreut sich großer Beliebtheit als kostenlose geistige Tankstelle.

Und so feierten Mitarbeiter, Führungskräfte und Kunden im Juni den 5. Geburtstag des kleinen Buchladens mit Gratis-Buffet, Leierkastenmann und Tombola. Zudem Stand Besuch vor der Tür: zwei Sozialpolitikerinnen der SPD – Ute Kumpf (Bund) und Ute Finckh-Krämer (Bezirk), die sich sehr interessiert mit den anwesenden Teammitgliedern unterhielten und sich beeindruckt zeigten vom Projekt als solches. Es war auch die Zeit, daran zu erinnern, dass es nicht immer leicht war: Wenn die finanzielle Förderung des Bezirksamtes ausblieb, führten wenige engagierte Kräfte mit Unterstützung des Kulturrings den Laden ehrenamtlich und konnten die Miete nur über Spenden einsammeln. Jenen Idealisten muss an dieser Stelle ausdrücklich gedankt werden.

Seiner Bestimmung nach ist der Medienpoint in Steglitz eine echte Erfolgsgeschichte, denn allein im Jahr 2012 hatten kamen fast 14.000 Kunden (9.000 im Laden, 5.000 an den Büchertischen). An Sachspenden wurden im gleichen Zeitraum 35.000 Eingänge und 34.000 Ausgänge (jeweils 17.000 im Laden und an den Büchertischen) verbucht. Dass dieses soziale Konzept bei den Menschen im Bezirk so gut angenommen wird, ist dem Einsatz der jeweiligen Teams in all den Jahren zu danken, vor allem aber dem leidenschaftlichen Engagement langjähriger Mitarbeiter. Lassen wir sie zurückblicken …

Hans-Georg Estermann erinnert sich: „Am 28.04.2008 habe ich angefangen, für den Kulturring in Berlin e.V. als Datenerfasser zu arbeiten. Standort war zunächst eine kleine Hinterhof-Wohnung am Hindenburgdamm, doch unsere Mission war klar: Die Eröffnung der ersten Medienpoints in Steglitz! Sich fremden Menschen gegenüberstehend, koordinierten wir mit viel Freude das Projekt, was anfangs gar nicht so leicht war. Wir suchten über Internet und Sponsoren Mobiliar für das zukünftige Ladengeschäft, inklusive Büro und Lager. Mit der Erkenntnis, ein wirklich gutes Team zu sein, zogen wir in die Lorenzstr. 57 (Lichterfeld-Ost) und Deitmerstr. 8 (Steglitz-Mitte). An dieser Stelle sei noch gesagt: Dieses Projekt wäre nicht zustande gekommen ohne unsere großartige damalige Projektleiterin Aninka Ebert, die uns Mitarbeitern jederzeit mit Rat und Tat sowie Trost und Motivation zur Seite stand.“

Auch Ellen Stutterich denkt an früher: „Vor sieben Jahren habe ich angefangen, Klinken zu putzen, um Büchertische in sozialen Einrichtungen ins Leben zu rufen. Die Suche nach geeigneten Standorten erwies sich als sehr mühsam, aus allen erdenklichen Gründen. Ich bin froh, dass ich das seit fünf Jahren im Medienpoint mit meinen Kollegen zuverlässig fortführen kann. Die Kunden warten schließlich immer schon darauf, dass wir mit unseren kostenlosen Büchern vorbeikommen ...“

Jutta Thierfelder ist seit vier Jahren dabei und meint: „Das Wichtigste war für mich immer der Kontakt mit Menschen, und ihnen Bücher nahe zu bringen. Ich wollte deshalb nicht irgendeine Beschäftigung, sondern habe ganz gezielt – gemeinsam mit meiner Vermittlerin – nach einer sinnvollen Aufgabe gesucht. Ich hoffe, dass der Laden noch lange existieren wird, allerdings wäre eine dauerhafte Lösung schön, am besten gefördert über FAV-Stellen.“

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