Brot und Wein und ein UNESCO-Projekt

Dr. Gerhard Schewe

Dass unserer Einladung zu Gesprächen bei Brot und Wein am 25. Februar so viele Mitglieder und Sympathisanten des Kulturrings folgen würden, hatten selbst die größten Optimisten nicht erwartet; die Fotogalerie war geradezu überfüllt. Brot und Wein gab es zur Genüge, und auch an Gesprächsstoff hat es offensichtlich nicht gefehlt. Jeder redete mit jedem, und der Informationsfluss wurde weder durch eine Tages- noch durch eine Sitzordnung behindert. Steh- und Gehempfang lautete das Erfolgsrezept.

Die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ein konkretes Sachthema zu lenken, erwies sich dabei allerdings als unmöglich; ein derartiges offenes Forum bot hierfür nicht den passenden Rahmen. Deshalb also hier noch einmal in schriftlicher Zusammenfassung, was dort mündlich nicht zu vermitteln war.

Es handelt sich um ein langfristig angelegtes Projekt der UNESCO zur „Erhaltung des lebendigen immateriellen Kulturerbes“, wobei sich dieser Begriff insbesondere auf solche Ausdrucksformen von Tanz und Musik, Brauchtum und Folklore, Natur- und Erfahrungswissen bezieht, die bislang noch nicht inventarisiert wurden und folglich der Gefahr des Vergessenwerdens ausgesetzt sind. Hierzu zählen auch volksliterarische Genres wie Sprichwörter, Redensarten, Kinderreime, Bauernregeln, Gelegenheitstexte u.a., die meistens nur mündlich überliefert werden und nicht auch verschriftlicht vorliegen.

Wenn wir als Kulturring zur Mitarbeit an diesem Projekt aufgerufen sind, dann besteht eine reale Möglichkeit hierfür gerade auf letzterem Gebiet. Jeder kennt aus seinem Lebensumfeld derartige Zeugnisse oraler Literatur, vor allem wahrscheinlich die Älteren, die noch mehr Muße für Lieder, Geschichten, Spiele hatten als die jungen Leute von heute. Vielleicht fühlt sich der Eine oder Andere angezogen von der Idee, ein UNESCO-Forscher zu werden, aktiv zum Erhalt von Kulturerbe beizutragen. Der Aufwand ist sicher nicht groß. Um fündig zu werden, dürfte es meistens schon genügen, die eigenen Erinnerungen zu sichten, Großeltern zu befragen, Kindern zuzuhören...

Das so in Erfahrung Gebrachte müsste dann nur noch in irgendeiner Form dokumentiert werden, etwa nach folgendem Muster:

Abzählreim: „Ich und du, Müllers Kuh...“ Quelle: Kindheitserinnerung, um 1938; Ort: Brandenburg

Zu den technischen Details der Materialerfassung wird es zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführliche Informationen geben. Für heute geht es erst einmal darum, Mitmacher zu finden, Hobbyisten, Schatzsucher. Es gibt unter unseren Mitgliedern viele, die sich irgendwie in die Arbeit ihres Vereins einbringen möchten. Das UNESCO-Projekt bietet hierfür eine echte Chance. Wer sie nutzen will, melde sich bitte bei der Geschäftsstelle des Kulturrings in der Giselastraße.

Weitere Informationen auch unter:

www.unesco.de/immaterielles-kulturerbe.html

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