Wir kommen wieder zusammen

Hannelore Sigbjoernsen

Endlich! Am 18. März war die Geschäftsführerin des Brandenburgischen Kulturbundes e.V. Carla Villwock zu Gast in der Berliner Ernststraße in Treptow. In Länge, in Breite (so sagt man im Brandenburgischen wie in Berlin) wurden zwischen ihr, dem Kulturring-Geschäftsführer und dem Vorstand die aktuellen Sorgen, Nöte, Probleme besprochen, informierte man sich aber auch über Erfolge und Vorhaben. Und siehe – vieles ähnelt sich. Da gibt es Aktivitäten, Ausstellungen, Projekte und Veranstaltungen mit höchstem inhaltlichen Anspruch; da gibt es hier wie dort Finanz- und Personalsorgen; da gibt es großartige Kultur- und Bildungsideen in Brandenburg wie in Berlin, die leider oft daran scheitern, dass sie ohne Geld kaum zu realisieren sind. Da gilt es, in Potsdam wie in Berlin mit den Geldgebern in Ämtern und Verwaltungen, Stiftungen und anderen Behörden zäh zu verhandeln und sich nicht entmutigen zu lassen. Warum sich also künftig nicht besser als bisher miteinander abstimmen, verständigen oder gar Gemeinsames angehen?

In den ostdeutschen Turbulenzen der Nachwendezeit waren beide Kulturbundorganisationen auseinander gedriftet. Dass das Land Brandenburg und Berlin in dem Versuch einer Länderfusion 1995/96 ebenfalls nicht zueinander fanden, hat möglicherweise den Graben noch vertieft. Dabei haben weder der Brandenburgische Kulturbund noch der Kulturring in Berlin e.V. je darauf verzichtet, an die Ziele des 1945 von Johannes R. Becher gegründeten Kulturbundes anzuknüpfen. Was damals nach faschistischer Zeit zwingend war, das humanistische Erbe Deutschlands wieder zum allgemeinen Kulturgut zu erheben, humanistische, weltoffene Bildung und Erziehung mittels Kunst und Kultur zu erreichen, ist in unseren Tagen mehr denn je notwendig.

Wie aber kommt man vor allem an junge Menschen heran? Wie kann Integration ausländischer Mitbürger funktionieren, wenn bei vielen in Ost wie in West die Mauer im Kopf selbst nach dreißig Jahren Mauerfall noch nicht abgebaut ist? Wie gelingt es in Potsdam wie in Berlin, die Politik zu bewegen, Kunst- und Kulturförderung nicht wie ein notwendiges Übel zu betrachten, sondern so, dass darauf ein Anspruch besteht und diese unkompliziert wie dauerhaft zu erfolgen hat – vor allem im Interesse der Ärmsten der Armen? Diese und viele andere Fragen lagen auf dem Tisch. Dass damit noch nichts an gemeinsamen Aktionen in Bewegung gekommen ist, war bei der Verabschiedung allen Beteiligten klar. Aber ein Anfang ist getan. Man wird nach nationalen Fördertöpfen Ausschau halten, sich gegenseitig über Veranstaltungshöhepunkte informieren, sie auf den eigenen Homepages bewerben und über Projektideen nachdenken, die hier wie dort öffentliche Aufmerksamkeit erringen.

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