uns geht es gut, „wir sind leider zu zufrieden, um gegen irgendwas rebellieren zu können“, „man hat heute keinen Grund zu rebellieren“. „Ich habe mir überhaupt nie Gedanken über die Zukunft gemacht. Das war schon immer mein Problem.“ Der da dieses Problem hat, ist Steffen Israel von der Band Kraftklub, die vor ein paar Tagen ein zweiseitiges Porträt in der Berliner Zeitung abbekam, die aus Chemnitz kommt und ziemlich erfolgreich mit einem Song war, in dem es hieß: „Ich komm aus Karl-Marx-Stadt, ich bin ein Verlierer Baby, original Ostler.“ – Na ja, ganz so schlimm wird’s schon nicht sein. Zur Generation
20 wollen sie nicht gehören; die beschreibt Texter Felix Kummer so: „Wir wollen uns abgrenzen
von Leuten, die in die Disko gehen, ihre Autos
tunen und die Augenbrauen zupfen.“ Als Fazit
bleibt aus seiner Sicht: „Es gibt auf jeden Fall genug schlimme Dinge auf der Welt, aber, tja …“ „…ob ich nun ein Rockstar bin oder Germanistik studiere, im Endeffekt lande ich eh an der Bar.“ … „Aber auf welcher Seite des Tresens, das ist die Frage.“ Während die Jungs von Kraftklub darüber
nachgrübeln, sehe ich viele junge Leute in einer Menschenkette gegen ein NPD-Pressefest in Pasewalk, erinnere mich der bunten Menge, die durch Castor-Blockaden ihre Stimme gegen die Atompolitik der Regierung erhob, denke an Proteste und Klagen gegen Hartz-IV-Unrecht. Und denke an „schlimme Dinge auf der Welt“: Deutschland steht auf Rang 3 der weltweiten Rüstungsexporte, nach den USA und Russland. Allein 2010 gingen von hier Waffen für 2,1 Mrd. EUR in die Welt. In den letzten fünf Jahren stieg das Volumen um 24 % an. Allein Heckler & Koch erzielte 2010 einen Reingewinn von 30,4 Mio EUR. Das „tödlichste Unternehmen Deutschlands“
(Wirtschaftswoche) lieferte nach einer Berechnung von Rüstungskritiker Grässlein in 40 Jahren nach 1961 Waffen, durch die 1,5 Mio Menschen ums Leben kamen. Nichts zum Rebellieren? Denken wir gerade am 1.9. daran, dass auch vor Hitlers Waffengang ein unvergleichliches
Hochrüsten stattfand.