Dr. Paschmann – Ein sehr persönlicher Nachruf

Man schreibt: “Mit großem Bedauern haben wir von Tod unseres langjährigen Ehrenmitgliedes Herrn Dr. Paschmann erfahren.“

Ich schreibe: Ich bin einfach traurig, dass jemand, den ich sehr geschätzt, sehr geachtet und auch bewundert habe – und, mit dem zu treffen und zu unterhalten ich mir nie die Zeit genommen habe – verstorben ist.

Dabei wohnte Dr. Paschmann nur „drei Ecken“ entfernt von mir. Auf der „langen Bank“ am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg, an deren Ende er in einem Mietshaus ganz oben wohnte, hätten wir Stunde um Stunde sitzen und schwatzen können. Keine Minute wäre langweilig für mich geworden, und seine scheinbar nie verglühende Zigarre hätte mich nicht gestört an freier Luft.

Ich habe immer mehr geahnt als gewusst, dass sein Leben ein schweres und entbehrungsreiches, aber auch erfülltes war. Zu seinem Jahrgang gehörte, dass, wer den Zweiten Weltkrieg als Soldat überlebte, zumeist in Kriegsgefangenschaft geriet. Jetzt, nach seinem Ableben am 23. Mai, erfuhr ich, dass es ihn nach Kalifornien verschlagen hatte. Eine dort geknüpfte Freundschaft soll in ihm das Interesse an Indien geweckt haben. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland arbeitete er als Bauinspektor in Schulämtern, und er schloss sich dem Kulturbund an.

Weit vor 1990 habe ich ihn als Mitglied der Fachgruppe Numismatik in der „Kreisorganisation des Kulturbundes Prenzlauer Berg“ kennen gelernt und habe ihn mehrfach bei Ausstellungsvorbereitungen sogenannter Hobbyschauen erlebt. Dabei war nicht nur beeindruckend, mit welcher Sorgfalt er und seine Sammlerfreunde überhaupt mit Münzen umgegangen sind. Mehr noch, wie viel Zeit vor allem Dr. Paschmann aufgewendet hatte, um an Hand von Münzen die lange und große Geschichte Indiens darzustellen. Sein wissenschaftlich exaktes Arbeiten bei der historischen Einordnung der Geld- und Goldstücke brachte ihm über die Jahre viel internationale Anerkennung ein – nur leider nie die Möglichkeit, diesen Münzschatz im Herkunftsland zu zeigen. Darüber haben wir oft gesprochen.

Nach 1990 konnte er in der Indischen Botschaft ausstellen. Dazu erschien dann auch eine Begleitbroschüre beim Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. Noch im Eigenverlag herausgegebene Publikationen sind weltweit nachgefragt.

Dr. Paschmann wurde am 18. Juni 2012 beigesetzt.

Hannelore Sigbjoernsen

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