Begeisterung

Ingo Knechtel

und ungezügelte Gewalt sind oft nicht weit voneinander entfernt. Und doch trennen sie Welten. Wir alle kennen dieses Phänomen, sei es vom Fußball oder von Rock-Konzerten. Auf der Suche nach Ursachen für Gewaltausbrüche begegnet uns mitunter ein latent vorhandenes Frustpotenzial, das sich einen Weg ans Licht bahnt, als suche es endlich Beachtung. In gewaltlosen Bahnen wäre eine solche Bewegung ja grundsätzlich etwas Positives, kann sie doch Veränderung herbeiführen, eine Lethargie überwinden helfen. In der jüngsten Geschichte haben wir zum Glück auch gewaltfreie Revolutionen erlebt. Aber sie kann eben auch leicht aus dem Ruder laufen, zu einem Mob marodierender Gewalttäter werden, mit abnehmendem Sinn und Verstand. „Hinter die Linie zurück“ hieß vor einigen Jahren ein Theaterstück, das junge Leute im Marzahner Tschechow-Theater inszeniert hatten. Genau diese Linie zu finden und zu beachten, ist wichtig für ein Miteinander in der Gesellschaft. Gewalt gegen den einzelnen, der vermeintlich schwächer oder einfach nur anders ist, als Zeichen eigener Schwäche zu erkennen, fällt schwer. Diese Erkenntnis ist jedoch ein notwendiger Ausgangspunkt. Mit Argumenten andere überzeugen, sie begeistern und mit Gleichgesinnten Veränderungen anstreben – das hat so viel Potenzial und ist dabei fern jeder Gewalt. Und die gemeinsame Freude über ein tolles Fußballspiel oder Rockkonzert ist Motivator für Neues. „Grenzüberschreitungen“ gibt es bei Jungen und Älteren. Wir alle müssen dafür sorgen, dass es Gruppen, Vereine, Teams – ja, sagen wir Strukturen – gibt, die ausreichend unterstützt werden und bereit stehen, diesem Drang nach Mitwirkung und Veränderung Gehör zu verschaffen, damit er begeistert und den Gewalttätern klare Grenzen setzt. Wieviel Kraft steckt in einem provokanten Song, einem engagierten Bühnenstück oder einem aufrüttelnden Bild? Lassen Sie es uns gemeinsam herausfinden!

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