Bilder, Bildung, Weiterbildung

Astrid Lehmann

Die Koordinierungsstelle Mitte, der Medienpoint in der Senefelderstraße und die Fotogalerie Friedrichshain sind einige der Einsatzstellen für Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst. Dahinter verbergen sich viele unterschiedliche Beschäftigungen wie die Arbeit in der AG Rosa Winkel, die Durchführung von künstlerischen Kursen mit Kindern und Jugendlichen, die Betreuung des Medienpoints, Kinder- und Jugendarbeit in der Fotogalerie, Betreuung von Ausstellungen, die Erarbeitung einer Publikation zu den Runden Tischen in Pankow und Vieles mehr. Hinter diesen Angeboten steckt ein enormer Fundus an Wissen und Erfahrungen, die die Freiwilligen aus beruflicher Erfahrung, besonders aber auch aus jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit beim Kulturring mitbringen. Bildende Künstler, Bibliothekare, Historiker, Pantomimen, Kulturwissenschaftler finden sich hier zusammen mit Technikern, Baufachleuten, Journalisten und anderen Berufsständen, die sich gegenseitig hervorragend ergänzen. Logisch, dass sich dabei auch interessante Erfahrungsaustausche und Kombinationen in der Beschäftigung ergeben. Ob über die letzten Ausstellungseröffnungen in der Fotogalerie geplaudert, über den Medienpoint eine Informationsveranstaltung für andere Mitarbeiter zum Umgang mit Medien oder eine Märchenveranstaltung organisiert wird – in den regelmäßigen Beratungen in verschiedenen Teams wird dafür gesorgt, dass die Angebote der „Freiwilligen“ sich gut mit der Arbeit anderer Projekte verbinden.

Diese Vielfalt führte zu der Idee, dass hierin auch ein großes Potenzial für die Weiterbildung im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes liegt. Jeden Monat sollte ein Thema gefunden werden, das möglichst viele der Freiwilligen anspricht. Das sollten nun keine PC-Kurse sein oder Übungen zur Erstellung von Texten, Kommunikationstraining oder Ähnliches. Die Möglichkeiten liegen in der „Spezialisierung“ der Mitarbeiter selbst. In ihren Erfahrungen und Kontakten, in ihren Arbeitsergebnissen. Damit wird jeder dazu bewegt, über seinen eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, seine (Allgemein-)Bildung zu erweitern. Das erste derartige Thema für eine Weiterbildungsveranstaltung hieß „Bilder“. Martin Colden, selbst Bildender Künstler, informierte über eine sehr interessante Ausstellung in der Galerie Parterre, bei der unter dem Titel „Zwischenspiel“ 155 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke präsentieren. Der Anlass für diese Ausstellung war, dass der Bezirk Pankow, konkret der neugewählte Stadtrat für Kultur, ankündigte, viele der bezirklichen Kultureinrichtungen zu schließen. Die Galerie Parterre, im gleichen Gebäude wie das Theater unterm Dach beheimatet, ist eine traditionsreiche Einrichtung auf dem Gelände des Ernst-Thälmann-Parks, deren Schließung einen enormen Einschnitt in das kulturelle Leben des Bezirks bedeuten würde. So haben sich viele Künstler, nicht nur aus Berlin, zusammengefunden, um noch einmal auf die Bedeutung der Galerie aufmerksam zu machen. Am Dienstag, den 27 März, stand also ein Besuch der Galerie auf dem Programm. Martin Colden hatte eine „Sonderöffnung“ organisieren können, so dass die nicht ganz kleine Gruppe die Möglichkeit hatte, sich in Ruhe umzusehen. Zu jedem Bild, jeder Skulptur, natürlich auch damit zu jedem Künstler, hatte Martin Colden Informationen bereit. Zu erfahren gab es Interessantes über verschiedene Stilformen, über Lebensstationen einzelner Künstler und auch ihr derzeitiges Schaffen. Dabei tat dem Spaß und auch dem Bildungsziel keinen Abbruch, dass nicht jeder jedes Kunstwerk für sich zu deuten wusste. Die Unterhaltung, manchmal auch Diskussion zu den Werken trug auch zu der Erkenntnis bei, dass es nicht so sehr darauf ankommt, die Intention des Künstlers zu verstehen (auch wenn das natürlich interessiert), sondern vielmehr, selbst einen Zugang zu finden. So unterschiedlich wie die Teilnehmer an dieser Bildungsveranstaltung, so unterschiedlich auch die Deutungen und Interpretationen, „Ablehnung“ oder Hingezogensein. Auf jeden Fall stellten die Teilnehmer fest, dass diese Form der Weiterbildung eine große Bereicherung ist und legten als nächstes Ziel das Kreuzberg-Museums fest. Übrigens – die Zukunft der Galerie Parterre ist nach wie vor ungeklärt und alle hoffen gemeinsam, dass sie doch noch erhalten bleiben kann.

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