Ich bin (k)ein Star,

Ingo Knechtel

verschont mich mit RTL. So könnte man seinen Frust angesichts des Ekel-TV-Angebots dieser Tage in die Welt hinaus schreien. Es sind jene unendlichen Fernsehshows, die Menschen wie Du und Ich suggerieren wollen, dass sie mit „außergewöhnlichen Leistungen“, mit dem Song, auf den die Welt gewartet hat, mit dem Rekord, der ins Guiness-Buch gehört, der glücklich beantworteten Frage, die mit der Million belohnt wird, dem Käfer, den man dem Erfolg zuliebe verspeist, zu außergewöhnlich beliebten und begehrten Menschen werden. Der Weg zum Ruhm, vom Tellerwäscher zum Millionär – das sind geweckte Hoffnungen, mit denen hier gespielt wird, die für die Macher zuweilen auch zynisch zum eigenen Gewinn umgerubelt werden. Die Frage muss indes erlaubt sein: Wozu brauchen wir eigentlich solche und ähnliche Stars? Stehlen sie uns nicht wertvolle Zeit angesichts des um sie erzeugten Klatsch und Tratsch oder der Fernsehberieselung? Vorbilder sind sie jedenfalls in den seltensten Fällen. Den Verlockungen des Geldes erliegen ja ganz andere, mögen Sie jetzt mit Blick auf Schloss Bellevue einwenden. Vielleicht sollten wir aber unsere Blicke in eine andere Richtung lenken: auf den Müllmann, der den Partydreck von den Straßen räumt, die S-Bahn-Fahrerin, die wegen Managementfehlern Überstunden schruppt, auf den Obdachlosen, der dank der Hilfe der Bahnhofsmission am Zoo wieder eine kalte Winternacht überlebt hat. Das bringt uns keine Unterhaltung, sagen Sie. Aber vielleicht ist Unterhaltung auch mehr als Spaß. Filme der bevorstehenden Berlinale können Ihnen unvergessliche Erlebnisse präsentieren, im Kleinen wie im Großen. Oder besser noch: Sie drehen Ihren eigenen Film, suchen z.B. das Typische im eigenen Kietz. Im vorigen Winter begegneten mir auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit Foto-Enthusiasten, die die verschneiten Wunder der Natur festhielten. Glückliche Sternensucher.

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