Miteinander – Füreinander

Ingo Knechtel, Antje Mann

Kultur verbindet – Bundesfreiwilligendienst im Kulturring

Was macht Kultur, macht kulturelles Leben so unvergleichlich? Ist es das Kreative, das Schwer-Vorhersehbare, das Neue, das all unsere Sinne anspricht und uns magisch anzieht? Oder ist es das Provokante, das Freche und Fordernde, das den Anspruch erhebt, mitzureden, sich einzumischen und Veränderung anzuregen oder gar anzumahnen? Oder liegt das Faszinierende im Menschen selbst, der sie hervor bringt, der Kultur lebendig macht, sie uns nahe bringt und uns mitnimmt, der in uns die Lust weckt, es ihm gleich zu tun, der uns im Dialog mit anderen zu uns selbst finden lässt? Kultur ist in jedem Fall etwas Besonderes. Sie begleitet uns von Kindheit an, prägt unser Leben und verschönt unsere Tage im Alter. Sie ist etwas Bleibendes, das wir späteren Generationen hinterlassen, das somit Zeugnis ablegt von uns selbst und unserer Zeit.

Kultur ist immer ein Blick zurück und voraus zugleich. Uns interessiert das Leben im Berlin, wie es einmal war, wir befassen uns sowohl mit Bauwerken als auch mit den Biografien seiner Menschen, wir forschen zu Schicksalen unserer jüdischen Mitbürger, treten gegen Diskriminierungen von Minderheiten auf, gerade weil wir uns z.B. mit der Verfolgung Homosexueller im Nazideutschland befasst haben. Wir geben Anregungen zu Ehrungen und Würdigungen, treten mit Ausstellungen und Publikationen an die Öffentlichkeit.

Kultur gehört zu einem erfüllten Leben, sie ist ein Zeichen von Lebensqualität, die zu schaffen und dauerhaft zu sichern ein Anliegen unserer Gesellschaft ist. Einen Beitrag für die Kultur in dieser Stadt zu leisten – das hat sich der Kulturring zusammen mit vielen seiner Mitglieder und Partner vorgenommen. Um dabei mitzuarbeiten, brauchen wir jede und jeden. Wir suchen und finden für alle einen Platz, die selbst künstlerisch und kulturell aktiv sein wollen, wir suchen die Unterstützung durch alle, die gern organisieren, die forschen und recherchieren und die uns dabei helfen, vielen Menschen Freude und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.

Viele Menschen haben schon immer gern mit ihren Kindern gebastelt und gemalt. Überhaupt sind sie gern mit den Kleinen zusammen, begleiten sie spielend und kreativ auf ihrem Weg in ein spannendes Leben. Sie lesen gern und freuen sich über die leuchtenden Augen der Jüngsten, die beim Vorlesen gespannt folgen. Sie haben schon immer die Ausdruckskraft in den Bildern oder der Mimik und Gestik behinderter Menschen bestaunt und wollen gern mithelfen, damit sich auch diese Menschen über ihre Kunst mitteilen können. Überhaupt fühlen sie sich wohl, wenn sie mit Leuten aus der Kultur zu tun haben, die gern mit ihren Projekten aus dem gewohnten Alltag ausbrechen wollen. Sie können es sich gut vorstellen, aktiv dabei zu helfen, solche Vorhaben mit umzusetzen. Sie wollten schon immer mal Näheres über die Vergangenheit in ihrem Kiez wissen, hatten nur nicht die Gelegenheit und die Zeit für solche Recherchen. Vielleicht entsteht aus diesen Interessen auch eine neue Idee, der ein Freiwilliger nachgehen will. Außerdem kann es ja sein, dass jemand sich beruflich orientieren oder dass er oder sie ungewollt gerade ohne Job ist, aber sich nicht in den eigenen vier Wänden verkriechen möchte. Oder jemand strebt etwas Neues an, weil er im jetzigen Tun ausgebrannt ist. Und da kommt eine Abwechslung gerade recht. Wenn Seniorinnen und Senioren indes den wohlverdienten Ruhestand bereits erreicht haben, sich aber eher unruhig fühlen, dann sind auch sie herzlich willkommen. Wir, der Kulturring in Berlin e.V., brauchen genau ihre Erfahrungen und die Ausdauer, die manch einem der Twitter-Generation von heute fehlen. Kreativ im Alter zu sein, mit anderen gemeinsam geistig fit zu bleiben, dazu bieten wir viele Möglichkeiten. Und um all das zu organisieren, brauchen wir die Hilfe von Freiwilligen. Im gegenseitigen Mit- und Füreinander von alt und jung liegt unsere Chance und unsere Vision.

Seit Mitte 2011 gibt es in Deutschland den Bundesfreiwilligendienst. Mit seiner Hilfe können wir nun auch die Möglichkeit nutzen, freiwillige Mitwirkung in kulturellen Vorhaben, die von Nutzen für die Allgemeinheit sind, zu fördern. Als Kulturring in Berlin e.V. bieten wir interessante Betätigungsmöglichkeiten im kulturellen und sozial-kulturellen Bereich in der ganzen Stadt. Wir begleiten die Freiwilligen in ihren Einsatzstellen und helfen ihnen, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Neues für sich zu erschließen, ihre Tätigkeit mit interessanten Inhalten auszufüllen und ihre zukünftigen Vorhaben gut vorzubereiten. Wir sorgen dafür, dass sie ein interessantes Team finden, das inspiriert, das die Hilfe wirklich braucht, das dankbar dafür ist und dies auch spüren lässt. Wir nehmen uns bewusst vor, Freiwilligenteams aus jungen und älteren Menschen zusammenzustellen. Unterschiedliche Sichten sind von uns gewollt, denn wir denken, dass ein gemeinsames Anliegen allen Beteiligten im Dialog und der Arbeit miteinander interessante Wege für kreative Lösungen eröffnet. Wenn Interessierte sich durch diese Ziele angesprochen fühlen, sollten sie nicht zögern, mit uns in Kontakt zu treten. Wir werden die bürokratischen Details mit ihnen gemeinsam so unkompliziert wie möglich erledigen.

Wir suchen Freiwillige von 23 – 99 Jahren, die sich z.B. vorstellen könnten im Kulturforum in Hellersdorf eine Veranstaltungsreihe zu betreuen, in der Fotogalerie Friedrichshain eine besondere Ausstellung mitzuorganisieren oder in den Medienpoints Lesungen für Kinder und Erwachsene zu initiieren, wo Lieblingsbücher vorgestellt werden können. Aber auch die Einführung und Betreuung eines neuen Kursangebots im Buchbinden oder Schmuckdesign im Kulturbund-Club in der Baumschulenweger Ernststraße oder in der Bohnsdorfer Kulturküche könnten Spaß machen. Im Lichtenberger Studio Bildende Kunst bietet sich an, Kindern zu erklären, was eine Galerie ist und was Künstler eigentlich tun. Im Bildungswerk in der Nähe des Bahnhofs Lichtenberg kann man sich endlich einmal in Ruhe einem heimatgeschichtlichen Thema widmen oder sich ein Bildungsangebot für Seniorinnen und Senioren überlegen. Für das Kindermusiktheater Zimbel Zambel und im Berliner Tschechow-Theater lassen sich noch viele Ideen mit und für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene umsetzen. Neue Ideen und Projekte sind aller Orten gefragt! Mitmachen können alle: Studierende oder Absolventen, Menschen im erwerbsfähigen Alter, auch im ALG-II-Bezug, Erwerbsunfähige und Rentenbezieher. Alle Freiwilligen erhalten ein Taschengeld, das sich nach der vereinbarten Wochenarbeitszeit (Minimum 20,5 Std.) richtet. Für die Einsatzzeit zwischen 6 bis höchstens 18 Monate wird eine Vereinbarung abgeschlossen. Bildungsangebote können während des Einsatzes kostenlos genutzt werden, in Bildungszentren im gesamten Bundesgebiet.

Kontakt/Infos: Antje Mann, Tel. 51489736.

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