Euro – Teuro

Ingo Knechtel

war ein geflügeltes Wort, als die DM-Preise plötzlich zu recht eigenwilligen Kursen in die neue Euro-Währung umgestellt wurden. Dieser Tage schwirrt es wieder in den Köpfen herum, wenn Deutsche Bahn AG und andere an der Preisschraube drehen. Aber auch, wenn sich die Euro-Zone zum zehnjährigen Bargeld-Jubiläum am 1.1.2012 selbst bejubelt. Sie tut das – wie wir alle wissen – inmitten einer Krise. Wo ist da der Grund zum Feiern, zur Freude? Sicher hat das neue Geld dazu beigetragen, das Reisen in den Euroländern zu vereinfachen. Und in der Folge ist Europa auch kulturell enger zusammen gerückt. Menschen sind einander näher gekommen, haben erfahren, dass manche Probleme woanders denen zu Hause sehr ähneln. Aber sie haben z.B. auch gelernt: Woanders gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn. Zusammen gerückt sind auch die Finanzinstitutionen. Das hat viele Probleme potenziert. Den Menschen wird Angst und Bange, wenn sie von Billionentransfers und Schulden in nie gekanntem Ausmaß hören. Kaum einer vermag dem Banken-Kauderwelsch von EFSF, ESM, Basel II und III noch zu folgen. Der Euro soll gerettet werden, vor wem? Vor jenen etwa, die sich einen fairen Anteil an dem Erarbeiteten sichern wollen? Die Anderen sind es, denen man Rettungsschirme aufspannt. Wer bleibt dann im Regen stehen, wer zahlt die Zeche? Kommt irgendwann der große Crash? Und wer findet dann Platz auf Noahs Arche? Mut macht, dass überall Menschen besorgt diese Fragen stellen, dass sie ihre Stimme erheben gegen die Abzockerei. Solidarität hilft siegen, Gewerkschaften, Bürgerbewegungen, Menschen aus der Kultur und von Schulen und Universitäten finden heute leichter zusammen, weltweit. Nicht zu handeln, wird unseren Kindern und Enkeln teuer zu stehen kommen. Und wie sieht es eigentlich aus mit neuen Gesellschaftsmodellen jenseits des Althergebrachten? Diese Frage muss doch zu Beginn eines Jahres einfach mal erlaubt sein!

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