Jeannette Rasenberger: Mein liebstes Hobby ist mein Beruf

Brigitte Silná

Die gebürtige Dessauerin sang als kleines Mädchen besonders gern und viel, ihre Eltern hatten mit Musik eigentlich nichts zu tun oder im Sinn. Zum Glück aber unterstützten sie ihre Tochter und deren Vorliebe. Und so besuchte diese verschiedene Musikschulen, bis sie dann an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar klassischen Gesang studierte. (Schon zu dieser Zeit wurde Jeannette als Solistin bei Hochschulproduktionen besetzt.)

Ihr erstes Engagement führte die junge Sopranistin dann an das Landestheater Neubrandenburg/Neustrelitz, und es folgten weitere Opernbühnen Mecklenburgs und Brandenburgs, wo sie u.a. als Gretel (Humperdinck „Hänsel und Gretel“), Adele (J. Strauss „Fledermaus“) oder Pamina (W. A. Mozart „Zauberflöte“) auftrat.

2003 kam das Musical hinzu und lockte ihre schauspielerischen Talente hervor. Beispielsweise wirkte sie in der deutschen Erstaufführung von „High Society“ als Dinah oder in den Uraufführungen von „Book of Secrets“ und „One World“ mit. Auch verkörperte Jeannette Rasenberger die Christine aus „Das Phantom der Oper“ sowie die Amnesia aus „Non(n)sense“. Weiter tourte sie mit Musical-Galakonzerten, war Gast bei Sommer- und Schlossfestspielen und trat in renommierten Hotels und auf bekannten Kreuzfahrtschiffen als Solistin auf (z.B. Arkona Arosa Blu, Aida, Vista Mar).

Als weiter „Schiene“ erschloss sie sich die Comedy und ist häufig zu Gast bei Kabaretts und auf Kleinkunstbühnen (z.B. Show Bee Duo, Bremen; Showtime 24, Wittenberg). Schließlich arrangierte sie ihre eigenen Shows in verschiedenen Instrumentenbesetzungen, worin sowohl das klassische Repertoire, als auch Musical, Chanson, Kabarett & Comedy auf niveauvolle und unterhaltende Weise ihre außerordentliche Wirkung auf das Publikum haben, was mit viel Applaus bedacht wird.

Rasenbergers Repertoire ist erstaunlich breit gefächert – von der anspruchsvollen Klassik, über das Musical und bis zur Comedy – und dabei immer auf hohem künstlerischem Niveau! Ich fragte die Künstlerin, ob alle diese Genres in ihr eine Einheit bilden?

„Ja, denn ich probiere sehr gerne Neues aus und erweitere meinen Horizont. Ich bin ein Mensch, der sich sehr gerne risikofreudig neuen Herausforderungen stellt. Ich mag auch verschiedene Musikrichtungen und beschränke mich nicht gerne auf eine. Das finde ich interessant an meinem Beruf. Das Schubladendenken, das leider weit verbreitet ist, verstehe ich nicht - Musik ist immer Entwicklung und Innovation.“

Und welches war bisher ihre anspruchsvollste und liebste Gesangspartie?

„Das war die Rolle der Anne Frank aus der Oper ‚Das Tagebuch der Anne Frank‘ von Grigori Fried. Dies ist eine Oper für nur eine Person - sie ist vor allem schauspielerisch eine große Herausforderung. Außerdem hat mich das Thema sehr beschäftigt und berührt. Ein Mädchen, das so viele Träume und Wünsche hat und versteckt und in Todesangst leben muss. Am Schluss wird sie deportiert und stirbt im KZ.“

Seit 2008 singt die blonde Sopranistin ebenso im à-capella Quartett „Direkt Gegenüber“ alles, von peppigen Ohrwürmern bis zu besinnlichen und romantischen Klassikern. Umherreisen kann sie derzeit jedoch nicht, denn ihre zwei kleinen Töchter (4 und 1,5 Jahre) fordern „die ganze Frau“.

Dabei hatte sie ihre Konzerttätigkeit zuvor fast durch ganz Europa sowie nach Brasilien, Mexiko und in die Karibik geführt. Nun unterrichtet sie erst einmal verstärkt „vor Ort“, und zwar Gesang, Bühnenpräsenz, Schauspiel und Sprechen. Wenn ihre Kinder älter sein werden, möchte sie gern wieder auf größeren Bühnen auftreten. Im Moment konzertiert Jeannette Rasenberger mehr mit Liederabenden, Kirchenkonzerten und eigenen Comedy-Programmen im Raum Berlin.

Neben der liebevollen Fürsorge um ihre Töchter findet sie auch die Kraft für weitere künstlerisch anspruchsvolle Tätigkeiten. Die letzte große Rolle sang sie am 30. Oktober dieses Jahres: es war die Malvine aus der Operette „Schwarzwaldmädel“ von Leon Jessel im Saal der jüdischen Gemeinde Berlin.

Noch eine Frage habe ich an sie: „Sie ‚schenken’ gern Ihre Kunst dem Publikum, Sie ‚geben’ Ihre reichen beruflichen Erfahrungen an Schüler weiter und Sie sind vor allem ‚gebende Mutter’! Erhalten Sie auch ‚genug’ zurück, also die nötige ‚aufbauende Kraft’?

„Mein liebstes Hobby ist gleichzeitig mein Beruf und meine Berufung. Das ist etwas Wunderbares. Ich liebe die Musik, die Bühne, das Schauspiel. Ich bekomme die Energie des Publikums zurück und von meinen Schülern die Begeisterung an der Musik, die ich vielleicht ein bisschen vermitteln konnte. Und natürlich habe ich eine wunderbare Familie, die mich unterstützt und mir Kraft gibt.“

Im Dezember 2011 wird Jeannette Rasenberger in zwei Einrichtungen des Kulturrings in Berlin e.V. mit der Comedy-Show „Bei Hempels unterm Weihnachtsteppich“ gemeinsam mit Gabriele Scheidecker und Andreas Wolter gastieren (am 10.12. im Marzahner Tschechow-Theater und am 16.12. in der Kulturküche Bohnsdorf).

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