Friedenslesung 2011 – Frieden ist mehr …

Karl Forster

„Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts“, hieß in den 1980er Jahren ein Spruch der westdeutschen Friedensbewegung. Und tatsächlich spielen Krieg und Frieden in der Literatur schon immer eine wichtige Rolle. Das war auch der Hintergrund für eine Gruppe von Autoren, die sich regelmäßig im Kulturforum Hellersdorf trafen, mit dem Kulturring in Berlin zusammen 2007 zum ersten Mal einen Autorenwettbewerb zum Thema Frieden auszuschreiben. Obwohl es keine Geldpreise für die Sieger gab, konnten sich die Initiatoren vor Einsendungen nicht retten. Und so hatte die Jury eine schwierige Aufgabe, die Sieger zu ermitteln.

Auch in diesem Jahr gab es nun wieder einen Schreibwettbewerb Friedenslesung. Veranstalter ist wieder der Kulturring in Berlin e.V., diesmal gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland e.V., der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf und Poeten der Welt/Poetas del Mundo. „Frieden ist mehr …“ war in diesem Jahr das Motto. Damit sollte deutlich werden, dass die ganze Bandbreite des Begriffs Frieden erwünscht ist und nicht ausschließlich Kriegsthemen zu Papier gebracht werden.

Insgesamt beteiligten sich diesmal 324 Einsender, davon 220 im Bereich Lyrik mit 387 Gedichten und 104 im Bereich Prosa. Der jüngste Teilnehmer ist 15 Jahre alt, der älteste 80. Es wurde tatsächlich ein internationaler Wettbewerb: 28 Einsendungen kamen aus Österreich, 11 aus der Schweiz und je eine aus Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Polen, Ungarn, Serbien, Israel und Taiwan. Die ausgesetzten Preise werden im Rahmen der Lesung am 1. September um 19 Uhr im Kulturforum Hellersdorf übergeben. Zusätzlich werden die Siegertexte auch auf der öffentlichen Veranstaltung der BVV am 1. September vor dem Rathaus Marzahn gelesen. Und natürlich wird mit den besten Arbeiten auch wieder ein Buch produziert.

Auf der folgenden Seite finden Sie den Siegertext aus dem Bereich Lyrik von Britta Erlemann aus Kassel.

 

 

 

Britta Erlemann

Triptychon „Frieden ist mehr…“

I. AbendfriedenII. SeelenfriedenIII. Waffenfrieden?
Draußen schweigt die Dunkelheit aus der Nachbarwohnung gedämpfte Stimmen, leise Schritte der Wecker tickt neben meinem Bett loslassen von der Hektik des Tages gleichmäßig tief atmen Muskeln entspannen im Kopf zur Ruhe kommen letzte Fragen an den vergangenen Tag trete meine Reise an in die Nacht reiche den Träumen die Hand flieg ins Anderland bis morgen. 6.5.2011 Still liegt sie da ein einsamer See im Wald ruhig die Oberfläche nur sanftes Plätschern wie Entenfüße im kühlen Wasser Dann wieder brandende Wogen wie Meer rauschend sprudelnd Züngelnde Flammen knisternd heiß mal Streichholzklein mal Osterfeuergroß Laues Lüftchen mild dann wieder Sturm schneidend kalt Ich kann es halten das Auf und Ab meiner Seele mit Erde unter den Füßen in Balance Seelenfrieden - keine Psychose… 21.5.2011 8. Mai 1945 Welt-Kriegsende in Deutschland knapp 25 Jahre später kam ich auf die Welt im Frieden keine Bomben von Deutschen keine Bomben auf Deutschland damals offiziell und Frieden heißt es hätten wir immer noch doch herrschte seitdem Krieg gegen Frauen: Vergewaltigungen, häusliche Gewalt Krieg gegen Umwelt: Zerstörung Krieg gegen Arme: Hartz IV, prekäre Beschäftigungen Krieg in Afghanistan: deutsche SoldatInnen vor Ort Krieg in Libyen: auch mit deutschen Waffen und das Coltan für deutsche Handys finanziert den Krieg im Kongo … Frieden ist mehr als keine Bomben auf Deutschland Frieden heißt Respekt vor allem was lebt und noch mehr. 7./25.5.2011
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