Mit 20 eine optimistische Perspektive

Lutz Wunder

Bei jedem Geburtstag tauchen irgendwann die obligatorischen Fragen auf „Mein Gott, wo ist die Zeit geblieben“ bzw. „So alt schon?“ Das ist bei den menschlichen Jubiläen genauso wie bei Firmen- oder Projektjubiläen – zumal bei runden. So werden also auch beim 20. Geburtstag - des, unseres - Kindermusiktheaters ZimbelZambel bei den Akteuren aus der Vergangenheit, den Gästen und Interessenten diese Fragen im Raum stehen.

Vor 20 Jahren fand sich eine Gruppe von Enthusiasten um den Musiker Björn Brumme (Kinderrocktheater Rumpelstil), die in Hohenschönhausen für Kinder Theater anbieten wollten, in dem die Musik eine besondere Rolle spielen sollte. In einer ehemaligen Kita konnten sie mit Unterstützung des damaligen Kulturamtes mit ihren Programmen beginnen, und bald war ZimbelZambel ein Begriff im ehemaligen Bezirk. Doch so ein kleines Theater kann nicht vom „Geschäft“ allein leben, und so wurden Mitarbeiter aus Beschäftigungsmaßnahmen zur Unterstützung eingesetzt. Bis 1997 war das so – dann wollte das zuständige Amt nicht mehr.

Der Hilferuf erreichte den Kulturring, und er führte das Theater im Sinne und in enger Zusammenarbeit mit den Begründern weiter. Elke Gruse gewann mit ihrer glücklichen Kinderhand das Vertrauen der Kinder und der Künstler – diese glückliche Symbiose war das Erfolgsgeheimnis der nächsten Jahre. Ein wichtiger Einschnitt folgte 2004. Im Haus des Theaters erfolgte ein Nutzerwechsel, verbunden mit großen Sanierungsmaßnahmen mit wenig Perspektive für das kleine Theater – die Folge war ein notwendiger Umzug.

Zwar auch in Hohenschönhausen, aber in einem anderen Stadtteil, breiteten die Mitarbeiter der Jugendkunstschule vom Albus e,V. ihre helfenden Arme aus. Aber welche Stammkunden würden mitziehen, den neuen Standort annehmen – das war die bange Frage. Die Teams um Sieglinde Galvez, dann um Heidrun Müller, setzten ihre ganze Kraft ein und schafften es: das Theater blühte am neuen Standort weiter und führte hunderte von Kindern in die Welt des Theaters ein, gaben ihnen viele Ideen zur Entwicklung der eigenen Kreativität und Erlebniswelt.

Doch auch die Rezeptionsbedingungen von Kunst ändern sich – eine neue, ungeahnte Herausforderung für Birgit Beilicke und ihr Team. Um finanziell kostengünstiger Kunst zu genießen, werden nun die Puppenspieler und anderen Künstler gleich in die Kita zum Spielen eingeladen – bleiben also dem Kindertheater fern. Die Organisation von Veranstaltungen rein rezipienter Natur reicht in dieser Situation nicht mehr aus – und wir begannen mit der Entwicklung einer anspruchsvollen Projektarbeit, die das in dieser Hinsicht nicht geübte Erziehungspersonal in den Kitas nicht leisten kann, das die Kinder kreativ und fantasievoll mehr einbezieht und fordert. Der Weg zur Realisierung solch eines Programms ist natürlich auch steinig, und so musste die Ablehnung mehrerer Zuwendungsanträge verkraftet werden. Doch für die neue Programmausrichtung gab es keine Alternative. Fleißig wurde weiter daran gearbeitet, die inhaltliche Aufgabenstellung profiliert.

Auf dem hoffnungsvollen Weg gab es aber in Vorbereitung des 20. Jubiläums einen weiteren schweren Einschlag – einen starken Abbau der Beschäftigungsmaßnahmen auch im JobCenter des Bezirks Lichtenberg. Für das kleine Theater bedeutet dies, dass ab September dieses Jahres keine angestellten Mitarbeiter mehr zur Verfügung stehen. Trotzdem wird das Theater aber nicht untergehen – und dafür ergaben sich sehr hoffnungsvolle Aspekte. Die langjährige kulturelle Zusammenarbeit des Kulturrings mit der WBG Humboldt-Universität e.G. , die seriöse Managementarbeit der Kulturringmitarbeiter, zahlt sich aus. Im neuen Veranstaltungssaal der WBG (eröffnet am 21. Mai d. J.) mit fast 200 Plätzen kann ab Juli 2011 das ZimbelZambel sein Kindertheater und die Projektarbeit zu sehr günstigen Konditionen vorzeigen. Präsentiert wird das ZimbelZambel dann gemeinsam vom Kulturring und der WBG Humboldt-Universität e.G.. Ein sehr schönes Geburtstagsgeschenk mit einer guten Perspektive.

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