Die seit vielen Jahren bestehende Städtepartnerschaft zwischen dem Bezirk Treptow-Köpenick und Albinea (Italien) hat sich als solide Basis für ständige Künstlerkontakte entwickelt, denen sich 2007 auch die Fotografen anschlossen. Erste wechselseitige Fotoausstellungen offenbarten die Leistungspotentiale der beiden führenden lokalen Fotoklubs, so dass schließlich Einladungen zu repräsentativen Veranstaltungen folgten. Als die Fotogruppe des italienischen Circolo degli Artisti aus Reggio Emilia im letzten Jahr im Rathaus Köpenick ihre Kollektion „Metaphysik des Alltags“ vorstellte, wurde der Gastgeber, der Colorclub Berlin-Treptow, zur Teilnahme an einem Super-Projekt eingeladen, zum Monat der Europäischen Fotografie 2011 in Italien!
Die Einladung traf uns nicht unvorbereitet. Der Colorclub Berlin-Treptow, der Fotoklub im Kulturring in Berlin e.V., hat sich schon seit zehn Jahren Fotoprojekten gewidmet, deren Bilder einem gemeinsamen Thema untergeordnet sind. Erst dann kann sich die prächtige Wirkung einer Fotoausstellung entfalten. Die Themenwahl hat dabei sekundäre Bedeutung, aber es ist wohl einleuchtend, dass selten bearbeitete Themen eher bessere Chancen als häufig zu sehende besitzen, soweit diese keine originellen Sichtweisen anbieten. Sowohl der Variantenreichtum als auch der ästhetische Anspruch an das Einzelbild sind schließlich Maßstab für die Entwicklung eines spannenden Bilddialogs. Diese Erfahrungen konnten in sechs Ausstellungen anlässlich des Fotoklub Forums Berlin im Rathaus Köpenick, an denen zunächst 11, später mindestens 14 Mitglieder beteiligt waren, gesammelt werden. Die Bilddebatten mit den anderen teilnehmenden Klubs zu den gemeinsamen Rundgängen haben unseren eingeschlagenen Weg bestätigt, auf überwiegend dokumentarische Abbildungen zu verzichten und Themen mit Abstraktionspotenzialen zu bevorzugen. Als Beispiele mögen die Ausstellungen „Kraft der Unschärfe“ (2007) sowie „Strukturen“ (2011) gelten.
Die aktuell für Italien vorbereitete Ausstellung „Strukturelle Gestaltungsräume“ integrierte 14 Mitglieder, deren Fotos die ästhetischen Dimensionen von Rhythmus, Raum und Form erlebbar machen wollen. In mehreren Diskussionsrunden wurden Blöcke aus jeweils zwei oder vier miteinander formal und/oder inhaltlich korrespondierenden Bildern zusammengestellt und zur späteren Aufbauhilfe fotografisch dokumentiert. Diese sorgfältige Vorbereitung, die die italienischen Gastgeber staunen ließ, machte es möglich, dass die fünf angereisten Klubmitglieder und zusätzliche Angehörige in sechs Stunden die insgesamt 73 Bilder umfassende Schau inszenieren konnten. Eine Besonderheit musste noch geklärt werden: Der größte Teil der Bilder war mit 2-mm-Weißrand auf schwarzem Karton geblockt, die in schwarzen Rahmen glaslos präsentiert werden sollten. Jedoch waren die meisten Stellwände ebenfalls mit schwarzem Papier bespannt! Mutig entschieden wir uns nach Probehängung, alles einheitlich schwarz zu belassen – ein großer Gewinn.
Am 6. Mai fand unsere mit Getränken sowie Käse und Wurst aus der Region garnierte Vernissage in der Bibliothek von Albinea nahe der Stadt Reggio Emilia statt, an einem Tag, an dem etwa 100 weitere Fotoausstellungen in und um Reggio Emilia in Galerien, Museen und kleinen Läden eröffnet wurden. Bürgermeisterin Dr. Antonella Incerti, der Leiter des Circolo Francesco Iatterie, der Leiter der Fotogruppe Enzo Zanni, der als Kurator fungierte, sowie weitere hochrangige Gäste eröffneten die Ausstellung. Sie waren offensichtlich sowohl von der Gesamtwirkung als auch von vielen Einzelbildern stark beeindruckt. Zur Abschlussveranstaltung am 8. Mai im Golfklub erklärten die Gastgeber überraschend, sie hätten jetzt weitere attraktive Ausstellungsorte mit unserer Kollektion geplant und möchten die Bilder für einige Zeit nicht aus der Hand geben. Ein besseres Dankeschön für unser Werk kann es wohl kaum geben.
Gerhard Metzschker ist ESFIAP und Vorsitzender des ColorClubs Berlin-Treptow.