Spandauer Ausstellung ein voller Erfolg

Bernd Grünheid

Zwei Jahre Vorbereitung lagen hinter den 10 TeilnehmernInnen der Spandauer Projektgruppe des Kulturring, als sie am 5. April die 46 Tafeln der Ausstellung „Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft - Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit“ an die Wände der Säulenhalle des Spandauer Rathauses hängten. Ohne die unermüdliche Unterstützung durch Dr. Carola Gerlach, seit 10 Jahren Leiterin der AG Rosa Winkel beim Kulturring, wäre dies sicher nicht möglich gewesen. Für die sieben neuen Tafeln – speziell zu Spandauer Themen – wurden zahlreiche Akten zu Schicksalen verfolgter Spandauer im Landesarchiv Berlin gelesen und ausgewertet. Neben den Einzelschicksalen wurde über Treffpunkte und Orte schwulen Lebens in Spandau informiert sowie über die Anstrengungen des späteren Spandauer Bürgermeisters Dr. Richard Münch, eines Gegners der Nationalsozialisten, sich als Anwalt mehrfach für wegen Homosexualität Angeklagter einzusetzen. Jeder dieser Tafeln war ein Ordner mit Kopien relevanter Original-Dokumente zugeordnet, die den Ausstellungsbesuchern einen ausführlicheren Einblick in die Verfolgung während der NS-Zeit gaben. Zur Eröffnungsveranstaltung am 5. April 2011 sprach Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz über den hohen Stellenwert der Ausstellung und ihre Bedeutung für die Sensibilisierung von Schülern und Jugendlichen zum auch heute noch aktuellen Thema Diskriminierung und Verfolgung. Nach einem Grußwort des Kulturring-Vorsitzenden, Dr. Gerhard Schewe, und einer Einführung in das Thema durch Andreas Pretzel von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Berlin und der AG Rosa Winkel, folgte mit der deutschen Erstaufführung der Sonate „Den homosexuellen Opfern des NS zum Gedenken“ der feierliche Abschluss der Eröffnung.

Insgesamt 442 Besucher kamen in den drei Wochen in die von den Projektmitgliedern ständig betreute Ausstellung, machten Eintragungen ins Gästebuch, suchten den Gesprächskontakt. Manche berichteten über eigene Erlebnisse im Bezirk während der NS-Zeit oder über die Erfahrungen von Freunden oder Bekannten. Es gab auch „Fachbesucher“, wie Joachim Müller, Mitautor des Buches „Homosexuelle Männer in Sachsenhausen“, der von seinen eigenen Forschungen zum Thema erzählte. Am 13. April 2011 folgte dann ein weiteres Highlight für das Projekt: Polizeipräsident Glietsch enthüllte gemeinsam mit Innensenator, Dr. Körting, eine Gedenktafel für vier in den letzten Kriegstagen ermordete Polizisten (KulturNews berichtete im letzten Heft). Die Projektgruppe war im Rahmen ihrer Recherchen auf den Fall gestoßen und hatte sich mit einem Vorschlag für eine Gedenktafel an den Polizeipräsidenten gewandt.

Dieses Ereignis und die Ausstellung wurden stark in den Medien beachtet. Unter anderem berichteten die Taz, die Märkische Allgemeine und das Spandauer Volksblatt ausführlich. Bereits zur Ausstellungseröffnung hatte die Berliner Zeitung nahezu ganzseitig informiert. Die überaus positive Resonanz bei den Medien wie den Besuchern machte die Ausstellung zu einem vollen Erfolg – und das auch für die einzelnen Projektmitglieder ganz persönlich.

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