Kabarett-Marathon in Hellersdorf: Am 29. und 30. April trafen sich sieben Berliner Amateurkabarettensembles auf Einladung des Kulturrings und des Amateurkabaretts „Die alten Schachteln“ im Kulturforum Hellersdorf zum VI. Amateurkabarettfestival. Das diesjährige Motto lautete „Alles wird Gut – alles wird Festival“ – eine Anspielung auf Zeiterscheinungen, dass z.B. im Boulevardfernsehen alles, unabhängig von der Realität, gut zu werden hat, und wir uns manchmal des Eindrucks nicht erwehren können, dass Besucher zu Veranstaltungen nur zu locken sind, wenn diese mindestens als Großevent oder Festival (und am besten noch an einer tollen Location wie einem Einkaufstempel) angepriesen werden.
Aber nicht nur das Motto war mit Hintersinn gewählt, viele Sketche und Nummern waren nicht nur sehr spaßig und unterhaltsam, sondern eben auch mit viel Hintersinn gespickt. So kamen die Lachmuskeln und auch die Denkfalten der Besucher gut auf ihre Kosten. Aber nicht nur die Gäste strahlten, die Akteure spielten mit heiteren Mienen, und dies sicherlich nicht nur zu dieser Veranstaltung. Wie anders sollte es sich sonst erklären, dass alle auftretenden Ensembles in der Regel bereits 10 oder 15 Jahre zusammen auf der Bühne stehen. Der älteste Mime im Festival brachte es schon auf über 85 Jahre. Die Freude am Spiel ist also das Wichtigste, und wenn manch einem auch beim Erklimmen der Bühne die Knie zitterten, auf der Bühne waren alle topfit. Die Pointen saßen, der Gesangseinsatz klappte, die Tonlage stimmte – und mir ist im ganzen Programm kein „Hänger“ aufgefallen. Und dass die eine oder andere Umbauphase mal etwas länger dauerte, störte keinen der zahlreich erschienenen Gäste – so konnte manche Pointe noch reifen oder ein Witz länger wirken. Dass die Stimmung im Saal prächtig war, bewies das Abschlussbild. Als der Autor dieses Beitrags die Fernsehwerbefrage stellte: „Was wollt Ihr? Wollt Ihr Maoam oder wollt Ihr ein weiteres Festival?“, gab es eine einhellige Antwort, sowohl von der Bühne als auch aus dem Saal: 2012 wollen wir ein weiteres Festival.
Anzumerken bleibt, wer dabei war in diesem Jahr. Da waren „Die alten Schachteln“, „Die Weisetreter“, „Die Schlitzohren“, „Die Kreissäge“, „Die Kreuz- und Querberger“, „Die Daitsche“ und das Strausberger „SeniOren-Brettl“. Die Organisation lag beim Kulturring in den Händen des künstlerischen Leiters der alten Schachteln und der Daitschen Johann Keib. Das Festival wurde finanziell unterstützt vom Fachbereich Kultur des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf. In seinem Rahmen fand auch ein Workshop zur künstlerischen Arbeit mit Senioren im Genre Kabarett statt. Dieser Gedanken- und Erfahrungsaustausch war ein wesentliches Anliegen des Veranstalters und wurde von allen Beteiligten sehr begrüßt. Leider finden solche Treffen (zumindest in Berlin) nicht mehr statt – es war also auch bei den früheren „Kreiskabinetten für Volkskunst“ offensichtlich nicht alles überflüssig. Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass der Auftritt der Kabarettgruppe „Die Daitsche“ eine Premiere war. Es war die erste öffentliche Präsentation des Gemeinschaftsprojekts des Kulturrings und des Autorenkreises der Deutschen aus Russland (Blik e.V.), und es war ein gelungener Start für die bisher fünf Mitglieder dieses Ensembles.