Gedenktafel enthüllt

Ingo Knechtel

Am 24. April 1945 wurden wegen ihrer Homosexualität vier Polizeibeamte in Spandau ermordet (KulturNews berichtete über ihr Schicksal in Heft 4/11). Nach nunmehr fast 66 Jahren ehrten sie ihre heutigen Kollegen und mit ihnen viele Berlinerinnen und Berliner. Am 13. April 2011 wurde am Ort des Geschehens, dem Gebäude des heutigen Polizeiabschnitts 21 in der Moritzstraße eine Gedenktafel mit folgender Inschrift enthüllt: „Am 24. April 1945 wurden von der hier befindlichen Polizeiarrestanstalt die Polizeibeamten Otto Jordan, Reinhold Höpfner, Willi Jenoch, Bautz (Vorname nicht bekannt) wegen ihrer Homosexualität in das Polizeibarackenlager Pionierstraße verbracht, erschossen und verscharrt. Sie sind unvergessen.“ Zu dem feierlichen Akt waren Berlins Innensenator Dr. Ehrhart Körting, Polizeipräsident Dieter Glietsch, Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz und Kulturring-Vorsitzender Dr. Gerhard Schewe erschienen. Der Kulturring hatte im Ergebnis der Forschungen seiner AG Rosa Winkel und der im Rahmen des Öffentlichen Beschäftigungssektors arbeitenden Spandauer Projektgruppe die Anregung zu dieser Ehrung gegeben. In bewegenden Worten erinnerte Polizeipräsident Glietsch an die Verfolgung Homosexueller zur NS-Zeit, ging ausführlich sowohl auf die Grundlagen des damaligen Unrechts sowie dessen konkrete Auswirkungen ein. Auch sparte er nicht an mahnenden Worten angesichts der Verfolgungspraxis bis in die 1960er Jahre hinein und die noch heute anzutreffenden Beispiele von Diskriminierung. Er appellierte an Vernunft und Toleranz und versicherte, dass die Berliner Polizei in ihren eigenen Reihen die Strukturen dafür geschaffen hat und dass sie gegen jegliche Hasskriminalität in der Hauptstadt konsequent vorgeht. Dr. Schewe sprach sich in seiner Rede eindringlich für ein stärkeres Geschichtsbewusstsein aus, für ein Mehr an Nachdenken. Dazu sei diese Gedenktafel ein sehr wichtiges Zeichen. Für die AG Rosa Winkel schilderte der Historiker Andreas Pretzel die konkreten Umstände des abscheulichen Verbrechens in Spandau kurz vor Kriegsende und gab einen faktenreichen Überblick über die Verfolgungspraxis und deren Aufarbeitung. Erfreulich war die große Resonanz an diesem verregneten Tag. Viele Polizistinnen und Polizisten waren gekommen, und es gab zahlreiche Gespräche. Aber auch viele Spandauer Bürger waren der Einladung gefolgt. Der Enthüllung folgte dann noch ein Besuch des Polizeipräsidenten in der im Rathaus Spandau stattfindenden Ausstellung des Kulturrings zur Homosexuellenverfolgung. Man sah einen äußerst interessierten Dieter Glietsch, der sich ausführlich an Hand der 46 Tafeln zum Thema informierte. Dies war ein weiterer schöner Höhepunkt für die Ausstellungsmacher, und sie hoffen, dass nach bisher zwei Spandauer Schulklassen noch mehr folgen werden. Im Gästebuch war zu lesen: „Möge in Zukunft allen Menschen eine Gleichbehandlung widerfahren“ und „Diese Ausstellung sollte zum Pflichtprogramm der Schulen werden!“

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