Nach 75 Jahren – verfemter Künstler zurück in Treptow

Monika Niendorf

Wechselvolle Ausstellungen von besonderen Künstlern haben wir in der Kulturbundgalerie schon viele gesehen und erlebt, aber diese Bilder von Rudolf G. Bunk sind in vielerlei Hinsicht etwas Außergewöhnliches. Nicht nur, weil Rudolf Bunk hier in Treptow im Jahr 1908 geboren wurde, seine Eltern wohnten in der Köpenicker Landstraße 21, und bis zu seinem 6. Lebensjahr hier lebte, dann sein Studium der Malerei 1926 an der Berliner Akademie bei Karl Hofer begonnen hat, sondern dass seine Tochter Dr. Bojana Denegri jetzt, nach zwei Jahren Ausstellungsvorbereitung, einen kleinen Ausschnitt aus dem Lebenswerk ihres Vaters an dem Ort seiner Kindheit ihres Vaters vorstellen konnte. Welch ein Glücksumstand, dass sie bei der Suche nach einem geeigneten Ort in das Haus des Kulturbundes Treptow gekommen ist. Toll, wie sich manchmal, natürlich nicht ganz zufällig, solche Lebenswege wieder schließen.

Rudolf Bunk starb bereits 1974. Sein Lebensweg war nachdrücklich geprägt von den katastrophalen politischen Ereignissen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für Bunk bedeutete das vor allem ständige Wechsel der Lebens- und Arbeitssituation, erzwungene Fluchten durch Europa und Nordafrika – denn im nationalsozialistischen Deutschland galt er als junger Künstler, der sich an einer bildlichen Synthese von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit versuchte, als „Kunstbolschewist“, und man belegte ihn mit einem Ausstellungsverbot. Das bedeutete für ihn: Emigration, denn er “lehnte es ab, sich den Rezepten, wie man im damaligen Deutschland (der dreißiger Jahre) zu malen hätte, unterzuordnen.“

Er versuchte, erst in der Schweiz, dann in Schweden Fuß zu fassen, was ihm auf Dauer nicht gelang. Schließlich landete er mit seiner Frau 1939 in Jugoslawien, wo er 20 Jahre mit seinen Kindern bleiben sollte. Aber auch dort war während des Weltkrieges kein sicherer Aufenthaltsort. Es kam nach mehreren Lageraufenthalten wegen des Einmarsches der deutschen Truppen in Dalmatien zur Flucht über Italien bis nach El-Shatt in Ägypten. Nach dem Ende des Krieges wurde Bunk glücklicherweise eine Stelle als Bühnenbildner am Volkstheater in Split angeboten, wo er zwischen 1945 und 1958 an etwa 120 Aufführungen als Bühnenbildner und Regisseur mitwirkte. Hier inszenierte er u. a. Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, Sartres „Geschlossene Gesellschaft“, Wagners „Der Fliegende Holländer“ und Shakespeares „Hamlet“. 1958 musste die Familie wieder aus politischen Gründen Jugoslawien verlassen und siedelte sich letztendlich in Hamburg an, wo er sich wieder besonders der bühnenbildnerischen Arbeit widmete. Er arbeite dort mit Caspar Neher und dem noch jungen Claus Peymann zusammen, hielt sich aber auch immer wieder als Gast in Split auf und entwarf dort bis 1972 Bühnenbilder für zehn Theaterstücke. 1963 war Bunk einer Mitbegründer der Spliter Sommerfestspiele.

Durch seinen frühen Tod war es ihm nicht mehr gegönnt, die Orte seiner Kindheit und Jugend in Treptow aufzusuchen. Ein letztes Mal weilte er 1961 in Berlin, als seine Mutter starb.

Schätzungsweise 300 Arbeiten von ihm sind zur Zeit in Deutschland verfügbar, manche sind in die weite Welt verkauft oder verschleppt worden, viele sind verloren gegangen. Und wieder sind es politische Rahmenbedingungen, die Auswirkungen auf das Werk von Rudolf Bunk haben: Dank der Öffnung der Grenzen in Europa ist es seiner Tochter Bojana Denegri gelungen, nach 1989 etwa 60 Bilder wieder zu finden. Einige davon können wir bis Ende Mai in der Kulturbundgalerie Treptow in Augenschein nehmen. In dieser Ausstellung werden Portraits, Landschaften - von präzisen Zeichnungen bis zur völligen Abstraktion - und eine kleine Auswahl von Stilleben vorgestellt. Leider gibt die Galerie nicht mehr Platz, um auch einige Bühnenbildentwürfe zu zeigen.

Es gibt natürlich in der Ausstellung eine Vita über das interessante Leben des Künstlers Rudolf G. Bunk, aber auch ein Buch ist 2006 von Bojana Denegrie erschienen: “Bildersuche. Auf den Spuren meines Vaters Rudolf Bunk“ (Verlag Gronewald, Hamburg – ISBN 3-939624-01-2). Zu besichtigen ist die Ausstellung in der Ernststr. 14-16, tägl. von 10.00 – 16.30 Uhr, Dienstag von 10.00 – 18.30 Uhr.

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