Tag des Kulturbundes in Bernau

Hartmut Gering

Ein von außen eher unscheinbarer Bau der 1950er Jahre erwartet die Besucher beim Betreten des „Kulturhofes“ in der Bernauer Breitscheidstraße 43a, seit 16 Jahren Domizil des „Treff 23“ im Niederbarnimer Kulturbund Bernau e. V. Aber was in diesem Hause kulturell abgeht, kann jedermann sofort im Schaukasten sehen und im geräumigen Mehrzwecksaal dann auch erleben. Kammermusikkonzerten mit einem breitgefächerten Repertoire aller musikalischen Epochen wird hier ein großer Stellenwert eingeräumt. In diesem Genre klassischer Musik kann selbst die mächtige gotische Marienkirche am Marktplatz um die Ecke nicht mithalten.

Und klassische Kammermusik vom Feinsten sollte auch an diesem wenig frühlingshaften 26. März im „Treff 23“ (die etwas irreführende Bezeichnung stammt noch vom alten Standort Breitscheidstr. 23 im ehemaligen Kreiskulturhaus) erklingen. Da lud der Niederbarnimer Kulturbund Bernau zum traditionell im Frühjahr stattfindenden „Tag des Kulturbundes“ ein. Auf der Mitgliederhauptversammlung zum Auftakt zog der 1. Vorstandsvorsitzende Otto Schwabe zunächst Bilanz über die Arbeit des Vereins im vergangenen Jahr. Und die kann sich wirklich sehen und natürlich auch hören lassen! Der Blick in die Zukunft, bis Ende dieses Jahres, verspricht ebenfalls eine für die Region nahezu unglaubliche Vielfalt kultureller Veranstaltungen auf hohem Niveau. Im Anschluss an den Tätigkeitsbericht konnten alle, die dabei waren, noch einmal in angenehmen Erinnerungen schwelgen: Ein Videofilm zeigte Impressionen von der letzten Adventsfahrt in das erzgebirgische Weihnachts- und Spielzeugdorf Seiffen.

Aber die Gäste wurden nicht nur mit Worten und Bildern „gefüttert“. Anlässlich des 250. Geburtstages Carl Maria von Webers „entführte“ das Duo Bozza aus Köln die Besucher in die Musikwelt der Frühromantik. In einer spannenden Besetzung – Stephan Schäfer spielte auf der Gitarre, Andreas Evers blies die Flöte – präsentierte es Musik aus dem Freundeskreis des vielseitigen Komponisten, zu dem beispielsweise auch Franz Schubert gehörte. Flotte Tänze, Variationen über ein Thema aus der Oper „Der Freischütz“ sowie andere Variationen, eine Serenade und ein „Grand Duo Concertant“ gaben die beiden hochkarätigen Künstler aus ihrem Repertoire zum Besten.

Ein wunderschöner Nachmittag ging zu Ende, einer von ganz vielen, denn im „Treff 23“ ist kulturell immer etwas los. An erster Stelle steht die Reihe „Unterhaltsames zur Kaffeezeit“ Nicht nur klassischer Musik können die Besucher da lauschen, auch Liedermacher-Programmen, musikalischen Lesungen, Promi-Talks und vielem mehr. Freunde klassischer Musik kommen in der Reihe „Klassik populär“ hundertprozentig auf ihre Kosten – vier Kammerkonzerte jährlich mit hochrangigen nationalen und internationalen Künstlern. Egal ob zum sommerlichen Open Air auf dem Kulturhof oder zur Vorweihnachtszeit in der Stadthalle, Hans-Joachim Scheitzbach – Solocellist der Komischen Oper i. R. – und seine Musiker verstehen es immer, ihr Publikum zu begeistern. Oft sind sie sogar in historischen Kostümen zu erleben.

Literaturfans sind regelmäßig zu den Abenden des Freundeskreises Literatur eingeladen. Freunde des Dokumentarfilms treffen sich im Arbeitskreis „Konrad Wolf“. Höhepunkt 2010: Ein Ausflug nach Berlin zu den „Gärten der Welt“ in Marzahn-Hellersdorf. In „Blickpunkt Europa“ – einer Reihe, zu der Botschaftsräte und Kulturattachés europäischer Länder eingeladen werden – haben die Gäste reichlich Gelegenheit, auch über ihren eigenen nationalen Tellerrand hinaus zu schauen, Sitten und Bräuche anderer Nationalitäten kennen zu lernen.

Aber was wäre das Vereinsleben, wenn es nicht auch außerhalb der „eigenen vier Wände“ stattfinden würde? Gemeinsame Theaterfahrten zu herausragenden Aufführungen ermöglichen auch Kulturfreunden mit Wohnsitz „jwd“ und ohne eigenes Auto exzellenten Kunstgenuss. Auf erlebnisreichen, zum Teil mehrtägigen Exkursionen „Hin zur Geschichte und Kultur“ – beispielsweise in das Kohrener Land auf die Burg Gnandstein – und den „kulturbun(d)ten Ausflügen“ zu Themen der regionalen Geschichte, Kultur und Natur erfahren alle Unternehmungslustige viel Neues und Wissenswertes.

Eine ganze Menge könnte man noch über das Wirken des Niederbarnimer Kulturbundes in Bernau und Umgebung erzählen. Viele Vereinsmitglieder, aber auch zahlreiche Menschen von außerhalb, planen und organisieren die Veranstaltungen ausschließlich ehrenamtlich. Ohne ihr selbstloses Engagement – allein 2010 waren es insgesamt mehr als 3000 Stunden – wäre das Vereinsleben in seiner ganzen Vielfalt und Fülle überhaupt nicht möglich. Wünschen wir diesen Menschen auch für die Zukunft tolle Ideen, deren Umsetzung die Niederbarnimer Kulturlandschaft weiter bereichert!

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