Alice Klank – Musterland

Bärbel Ambrus

Der herrliche Art-Déco-Stuck der Villa Skupin beginnt mit der Ausstellung zum Werk der Musterzeichnerin Alice Klank aus den 1920er Jahren zu leben, ist er doch zur selben Zeit entstanden wie ihre prachtvollen Entwürfe. Sie erlernte an der Berliner „Höheren Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie“ am Warschauer Platz den Beruf der Musterzeichnerin (heute HTW, Flächendesign). Anhand ihrer Studien, Zeichnungen und Fotos wird Einblick gewährt in die Ausbildung um 1920 und damit in die Berliner Design-Geschichte. Sensible Kohlezeichnungen sind zu sehen und farbkräftige, expressive Muster im Zeitkolorit der Goldenen Zwanziger. Vorrangig entworfen wurden die Muster für textile Nutzung, aber auch für Papiere, Tapeten, Möbel und Accessoires. Alice Klank (1906-85) zeichnete sich aus durch Entwurfstalent, Form- und Farbgefühl und Stilsicherheit. Aufgezeigt wird die Entwicklung einer modernen jungen Frau, die sich nach 1945 aktiv in der künstlerischen Bildung als Dozentin einbrachte. Stationen ihres Werdegangs vor dem Hintergrund geschichtlich bewegter Zeiten waren u.a die weltliche Jugendweihe in der Zeit des Kapp-Putsches bis zur „Köpenicker Blutwoche“, ihre Teilnahme an juryfreien Ausstellungen bis zu ihrem Einsatz als Trümmerfrau.

Es grenzt an ein kleines Wunder, dass die Entwürfe des jungen Mädchens Alice Klank aus der Zeit zwischen 1920 und 1923 all die Jahre und Ereignisse überdauert haben. Als Vollendung der fast 100 Jahre alten Musterblätter werden in der Ausstellung erstmals nachgedruckte Textilstoffe gezeigt. Einige textile Exponate sowie Interessantes zur Historie des Musterzeichner-Berufes und zum Einfluss des Professors Walter Kampmann (selbst Maler & Grafiker der Berliner Novembergruppe, 1934 als „entartet“ aus dem Lehramt entlassen) ergänzen die sehenswerte Schau. Im Zusammenhang zur Ausstellung erscheint im 2. Quartal eine reich bebilderte Publikation.

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