Wie die Profis, nur besser!

Karl Forster

Im Zeitalter der Comedy wirkt der Begriff des Kabaretts für Viele überkommen, altbacken. Doch die Freunde des literarischen wie des politischen Kabaretts gibt es immer noch, und zunehmend finden Kabarettisten auch in der Fernsehlandschaft wieder mehr Gehör. Doch nicht nur Dieter Hildebrandt und Frank-Markus Barwasser, Piet Klocke oder Volker Pispers bringen unterhaltsames Kabarett auf die Bühne. Auch Amateur-Kabarettgruppen aus Berlin sorgen für hintergründige Unterhaltung, wenn sie beispielsweise Ende April nun schon zum sechsten Male beim Berliner Amateur-Kabarettfestival des Kulturrings in Berlin e.V. im Kulturforum Hellersdorf auftreten.

Organisator der zweitägigen Veranstaltung ist Johannes Keib, künstlerischer Leiter des Seniorenkabaretts „Die Alten Schachteln“, das im vergangenen Jahr 15jähriges Bestehen feierte. Die Gruppe studierte in ihrer Geschichte mehr als zwanzig Programme ein, darunter: „Ich spüre ein Tiefdruckgebiet“, „Die Hits von Witz“ „Alles vom Feinsten“, „Na, dann Mahlzeit!“, „Sind wir noch zu retten?“, „Und das ist auch gut so?“, „Berliner Moritaten“. Sie absolvierten fast 300 Aufführungen, nicht nur im Großraum Berlin sondern auch in Brandenburg.

Neben den kleinen Geschichten vom Alltag wird im diesjährigen Programm des Kabarettfestivals unter dem Titel „Alles wird gut – alles wird Festival“ auch musikalisch-literarisches Kabarett zu erleben sein, das beispielsweise „Die SchlitzOhren“ bieten. Aber auch die politische Satire kommt nicht zu kurz. „Die Weisetreter“, ein gutes Dutzend Frauen und Männer im besten Rentenalter, die mit beißendem Spott und ohne Augenzwinkern einfach “weise” “zutreten”, wenn ihnen etwas nicht gefällt in der Politik, in Berlin oder auch im eigenen Senioren- und Familienleben, sind dafür ein gutes Beispiel. Sie sind übrigens schon seit rund 15 Jahren aktiv in der Satire-Szene.

Zu den „Senioren“ der Amateurkabarett-Szene im Berliner Nordosten gehört „Die Kreissäge“ aus Hohenschönhausen. Schon seit 34 Jahren gibt es die Gruppe. Kürzlich hatten sie sich den Slogan „Be Berlin – Sei Berlin“ zum Vorbild für ihr Programm „Sei Berlin – offen, hoffen und betroffen“ genommen. Etwas besonderes wird sicher der Auftritt des „Strausberger SeniOren Brett´l“. Ende 2010 hatte es sein nahes Ende verkündet und 2011 nur als „Nachspielzeit“ bezeichnet. Vielleicht ist der Auftritt in Hellersdorf also einer der letzten Gelegenheiten, die aktiven Senioren zu sehen. Doch der „Chef“ der Truppe, Manfred Schulz, schließt nicht aus, dass es danach weitergeht: „Nichts ist unmöglich! Vielleicht in einer Seniorenresidenz. Einen Namen hätte ich schon: ‚Die Grubenlichter‘ “, erklärt er in einem Interview mit der Neuen Strausberger Zeitung.

Aber auch eine Neuvorstellung wird es beim diesjährigen Kabarettfestival geben. Initiator Keib hat eine neue Gruppe ins Leben gerufen aus Russlanddeutschen, die in Berlin ihre neue Heimat gefunden haben. In dem in ihrer alten Heimat gepflegten Dialekt nennen sie sich „Die Daitsche“.

Im Ortsteil Mahlsdorf, direkt an der Grenze nach Köpenick, hat die Kabarettkunst gleich zwei, gegenüber liegende Spielorte gefunden. Seit 2007 ist im ehemaligen „Heidekrug“ das „Cabaret Knieriem“ zu Hause. Direkt gegenüber, im historischen Gasthaus Hubertus, gibt es schon seit 13 Jahren Kabarett-Veranstaltungen, allerdings derzeit nur in den Monaten Oktober bis April. Das Programm ist vielseitig und reicht vom politischen Kabarett bis zur Kabarett-Travestie-Revue. Sabine Genz und Franziska Hentschel vom Kabarett „Charly M“ sind ebenso regelmäßig zu Gast wie Matthias Machwerk oder Rolf Kuhl, beide häufige Gäste im Quatsch-Comedy-Club. Birgit Lubenow, Chefin im Hubertus, gibt sich redlich Mühe, ein attraktives Programm zusammenzustellen. Sie wünscht sich jedoch, dass das Publikum dies noch öfter honoriert. Denn nicht immer, so weiß sie zu berichten, spielen die Künstler vor ausverkauftem Haus. Dabei ist die Kombination, zuerst gut essen zu gehen und sich dann unterhalten zu lassen, eigentlich ideal. Doch in den Sommermonaten reizt wohl manch Einem die Terrasse mehr als der Kabarett-Saal.

Ob Profis oder Amateure, auch in Berlins Nordosten hat der hintersinnige Humor seine Anhänger gefunden. Und wie hat es der Strausberger Kabarettist Manfred Schulz so treffend formuliert: „Amateure müssen spielen wie die Profis, nur besser“.

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