Ausschließen kann man hier gar nichts mehr,

Ingo Knechtel

sagte der ARD-Reporter in Tokio und entließ mich in den Tag. Das klang irgendwie so wie: Rette sich, wer kann. Angesichts drohender Atomstrahlung ist für viele Menschen in Japan guter Rat teuer. Wie die Katastrophe ausgehen wird, weiß wohl niemand wirklich, denn die verheerenden Auswirkungen werden noch in 100 Jahren und mehr zu spüren sein. Und für uns alle wurde am Leid der Japaner klar: Die Atomkraft ist weltweit am Ende, oder sie beschert uns das Ende der Welt. Viele haben in der Vergangenheit ihre Stimme gegen Atomwaffen erhoben, vielleicht aber an die friedliche Nutzung der Kernenergie geglaubt. Viele haben geglaubt, der Mensch kann die Natur beherrschen, ja sie sich unterwerfen. „Wenn wir es wollen, ändert der Fluss sein Bett“ – das klang doch gut, das zeugte von Kraft und Optimismus. Heute müssen wir die Lektion lernen, dass wir uns in aller Demut als ein Teil des großen Ganzen sehen, dass wir nicht die Bestimmer sind, sondern unserer Bestimmung folgen und alles Lebendige auf dieser Erde zu schützen und zu bewahren haben. Und die Betonung sollte dabei auf dem WIR liegen, denn es ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Die Profiteure der Kernkraftwerke beklagen, dass bei Stilllegungen der Atomstrom dann von jenseits der deutschen Grenzen käme. Aber wenn wir ihnen in diesem Land zeigen, dass sie keine Chance haben, dann werden Andere dem Beispiel folgen. Dazu braucht es Druck in vielfacher Form: Aktivisten gehen auf die Straße, Künstler rütteln mit ihren Werken die Menschen wach. Wie viele andere Vereine wird sich der Kulturring einreihen, diesen Forderungen ein Podium geben und mit den unterschiedlichsten Aktionen die eindeutige Botschaft unterstützen: Abschalten – jetzt! Es wird kein leichter Weg, denn es gilt, sich all jenen entgegen zu stellen, die glauben, nach einer Weile, vor allem nach den Wahlen, werden sich die Leute schon wieder beruhigt haben, und alles bleibt wie bisher. Wenn wir uns aber alle weiter einig sind, werden die Mühen erfolgreich sein – denn ausschließen will ich das einfach nicht.

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