Eine Schule am Ende der Welt

Klaus Weidt / Ingo Knechtel

Im abgelegenen Dorf Shafamu in der Provinz Welkite, mitten im Hochland von Äthiopien, ist ein Spendenprojekt entstanden, das von deutschen Marathonläufern 2006 ins Leben gerufen wurde. Es wird unterstützt von der Reiseagentur Reisezeit, dem Läuferjournal Laufzeit und dem Kulturring in Berlin e.V.

Shafamu, 230 km südlich von Addis Abeba gelegen, das sind 400 Rundhütten („Tukuls“), in denen jeweils eine zehnköpfige Familie wohnt. Fenster und elektrisches Licht sind unbekannt. Das Dorf erstreckt sich über vier Kilometer.

Shafamu, das ist inzwischen aber auch eine Schule, an der 520 Schüler der Klassen 1 bis 4 lernen. Sie werden unterrichtet von 12 Lehrern. Eine Marathon-Reisegruppe aus Deutschland und Wunderläufer Haile Gebrselassie fanden 2005 ein Dorf, das seinen Kindern noch nie einen Schulunterricht ermöglichen konnte. Am Anfang gab es zwei Lehrer, eine Tafel und Schüler, die auf dem Boden sitzen mussten. Mit den ersten Spenden wurde Geschichte geschrieben: es entstand ein Schulgebäude – sie nannten ihr Werk „Marathon“. In der Zwischenzeit sind aus den Spendengeldern drei Holzgebäude für den Schulunterricht entstanden, dazu ein Unterkunftsgebäude für Lehrer. Damit brauchten Lehrer nicht mehr vier oder mehr Kilometer zu Fuß zurückzulegen – eine Erleichterung, die nur ermessen kann, wer einmal eine Regenzeit im äthiopischen Hochland erlebt hat. Die Dorfbewohner sahen zum ersten Mal Fenster und abschließbare Türen, auch Schulmöbel waren unbekannt. Als 2007 die ersten Möbel überhaupt die Schule in Shafamu erreichten, nahm sich der Ältestenrat des Dorfes das „Privileg“, diese zuerst zu testen und für gut zu befinden. Mehr als 120 Eltern zogen zu den neuen Gebäuden, tanzten, sangen und taten ihrer unbändigen Freude kund.

Vieles ist in den Jahren seither dazugekommen: 310 Schulrucksäcke wurden mit einer Großaktion, vor allem durch Marathonläufer aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg, nach Shafamu gebracht. Lernmaterial wurde regelmäßig übergeben, dabei wurde deren Zweck und Funktionsweise erklärt. Weitere Möbel kamen hinzu, die von engagierten Handwerkern in der Stadt Welkite angefertigt wurden. Das Hauptgebäude wurde um einen dritten Klassenraum erweitert. Die Freude der Kinder, Eltern und Lehrer ist ungebrochen. Es gibt rege Kontakte nach Deutschland. Durch eine Initiative des Berlin-Marathons erreichten Zeichnungen deutscher Schüler die Kinder in Shafamu. Diese waren sichtlich überrascht: Zwar kennen sie Haile Gebrselassie, doch solch ein Marathontrubel war neu für sie. Sportbegeistert sind sie, wie wohl Kinder überall auf der Welt. Und so hielt, dank gespendeter Bälle und eines Netzes, der Volleyballsport Einzug in das Schulleben. Zur Schuleröffnungsfeier hatte es auch ein Fußballspiel mit gespendeten Trikots zwischen einer Dorfauswahl und Mitgliedern der Reisegruppe gegeben. Bei so viel Sportbegeisterung denken die Spendensammler inzwischen daran, in Zukunft einen Sportplatz zu bauen.

Was wurde nun konkret 2010 mit den Spendenmitteln erreicht? Die Lehrerunterkunft konnte erweitert und mit einfachen Möbeln ausgestattet werden. Aus dem Nebengebäude entstand ein eigenständiges Schulgebäude, das bis Ende Januar verputzt sein soll. Schulmöbel für diese neuen Klassen wurden angefertigt. Am vier Kilometer langen, unbefestigten Zufahrtweg wurde weiter gearbeitet, so dass etwa zwei Kilometer befestigt sind. Im Mai 2010 konnten 33 Waisen bzw. bedürftige Kinder durch individuelle Patenschaften unterstützt werden. Sechs Lehrer wurden für ihr Engagement ausgezeichnet.

Auch die weiteren Pläne sind ambitioniert: Bis Ende April dieses Jahres soll noch ein Schulgebäude entstehen, das am 1. Mai beim Besuch einer deutschen Reisegruppe eröffnet wird. Zwei Gebäude werden dann die Namen der Spender erhalten: Klasse „Stendal“ und Klasse „Frankenthal“.

Ob es mit Hilfe der Spender einmal möglich sein wird, in Shafamu nach Wasser zu bohren, steht allerdings in den Sternen. Vieles ist noch zu tun. Besonders die Regenzeiten hinterlassen immer wieder Spuren, die beseitigt werden müssen. Alle arbeiten ehrenamtlich. Jeder gespendete Euro geht direkt in das Projekt. Dafür stehen alle Beteiligten gerade.

Bitte unterstützen Sie die Kinder von Shafamu mit einer Spende. Unser Spendenkonto lautet: 525621901, Berliner Bank, BLZ 10070848, Zweck: Spende Shafamu. Gern stellt der Kulturring Spendenbescheinigungen für die steuerliche Absetzbarkeit aus.

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