Medienpoints in Steglitz-Zehlendorf vor dem Aus

Aninka Ebert

Ein Schritt nach vorne/neun Schritte zurück, singt Melan Choly. Er spielt am 30.12. im Medienpoint Steglitz und ahnt nicht, wie trefflich das passt. Denn nach der Entscheidung des Jobcenters ist es scheinbar die letzte Literaturwerkstatt im Souterrain, die dort stattfindet.

Darf ein so erfolgreiches Projekt geschlossen werden, dessen Teilnehmer/innen vier wöchentliche Büchertische bei Laib&Seele organisieren, im Winter drei weitere in Obachlosen-Cafés, monatlich in einer Oberschule, unregelmäßig auf Sozialmärkten und Basaren? Ein Projekt, aus dessen Mitte neben stationären Bücherkisten Literaturveranstaltungen entstehen und neuerdings für eine Haftanstalt in enger Zusammenarbeit mit dem dortigen Sozialarbeiter sogar auch Vietnamesischsprachiges organisiert wird?

Seit zweieinhalb Jahren wird in diesen Medienpoints immer wieder ums Überleben gekämpft, und weil viele sich dort den Kunden verpflichtet fühlen, auch schon mal sechs Wochen sechs Stunden täglich ehrenamtlich geöffnet. Etwa 25.000 mal wurden die beiden Medienpoints in Steglitz-Zehlendorf seither aufgesucht, ca. 50.000 Medienspenden umsonst weitergeleitet.

Die arbeitsmarktpolitischen Handlungsspielräume sind jetzt begrenzt worden. Rund 30-50 Prozent der so genannten Ein-Euro-Jobs fallen 2011 weg. Das soll sich vernünftig anhören angesichts der geringen Vermittlungserfolgsquote, ist es jedoch nicht, bedenkt man die Realitäten für die Betroffenen. Niemand ist in diesem Projekt, der nicht engagiert gesellschaftlich teilhaben will und aktiv auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten und Beschäftigung ist.

Die Medienpoints sind nicht nur den dort Beschäftigten ans Herz gewachsen. Wenn genügend Spenden aufgebracht werden, um die Miete eines Standortes zu sichern, hat das Projekt mit viel ehrenamtlicher Unterstützung die Chance, die Durststrecke zu überstehen. Wer helfen will, ist willkommen:

medienpoint-steglitz@kulturring.org

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