Eine schöne Bescherung,

Ingo Knechtel

darauf freuen sich viele von uns und hoffen, dass ihnen die zweite Bedeutung des Wortes erspart bleibt. Ihr Gabentisch ist gedeckt. Doch was beschert uns die Regierung? Mit Geschenken ist da nicht zu rechnen. Gaben für die einen können Grausamkeiten für andere sein. Die Gesundheitsreform erfreut Arbeitgeber und Pharmalobby, den gesetzlich Versicherten graut es davor. AKW-Laufzeitverlängerung verzückt die Energielobby, mir wird dabei angst. Genauso geht es mir mit der gerade verkündeten NATO-Kontinuität von Afghanistan zum Raketenschild über Europa, einer Geldmaschine für die Rüstungslobby. Und die Finanzlobby kuschelt unter dem staatlichen Sicherungsfonds und geniest neue Boni-Freuden. Steuergeschenke beglücken Arbeitgeber und Reiche, Grundsicherungsbedürftige bekommen fünf Euro im Monat ab. Für die Kultur und fürs Soziale bleibt der kalte Atem. Mittelkürzungen in ungeahnten Größenordnungen bedrohen die aktive Arbeitsförderung. Viele, die für wenig Geld viel tun, sollen jetzt zu Hause bleiben. Gefördert werden andere. Schöne Aussichten!? Doch so eintönig schwarz ist die Bescherung nicht. Widerstand ist allenthalben zu spüren. Stuttgart 21, Anti-Castor-Proteste stehen für mutiges Bürgerengagement. Lautstarke Wortmeldungen werden auch nötig sein, von möglichst vielen, die unerschrocken sagen, was wirklich ist, die aufzeigen, was oft übersehen und hören, was überhört wird. Es sind Solidarität und Menschlichkeit, die dieses Land braucht, den Schritt vom Ich zum Du, zum Wir. Es braucht die aktive Tat vieler Freiwilliger, die nicht zuerst nach Geld fragen, sondern einfach zupacken. Ohne sie funktioniert menschliches Zusammenleben nicht, weder hier noch anderswo. Dieses Handeln ist das größte Geschenk, ein Geschenk für uns alle. Es beschert uns die wirkliche Freiheit, denn die will täglich erobert sein. Dieses Handeln verlangt nach uns allen, zu jeder Zeit, nicht nur zu Weihnachten. Das ist ein Versprechen.

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