Zehn Jahre Kindermedienpoint und andere Jubiläen

Bernhard Korte

2019 ist fast wie jedes Jahr, ein Jahr der vielen Jubiläen. Es ist erneut ein wichtiges Jahr, in dem man sich an das Vergangene besonders erinnern sollte, um dann die gemeinsame Zukunft gestalten und meistern zu können. Wenn man dabei nur die ganz großen Ereignisse für sich nimmt, um damit den gedanklichen Spagat zwischen Kunst und Politik zu finden, gelangt man schnell auf den 500. Todestag des Universalgenies Leonardo da Vinci oder dann – doch etwas kleiner – den 30. Jahrestag des deutschen Mauerfalls. Beide Ereignisse sind wichtig, denn beide haben für das Land – und damit auch für uns – das nachfolgende Zeitgeschehen und Denken der Menschheit extrem beeinflusst. Aber auch die kleineren Ereignisse, die uns persönlich viel näher liegen, sind hierbei nicht zu übersehen und in dieser Betrachtung unbedingt erwähnenswert. Und hier nun komme ich zum Jahr der Ereignisse beim Kulturring in Berlin e.V., der mit seinen vielfältigen Projekten und Objekten wieder mehrfach mit dabei ist, um weitere Einträge ins Buch der Vereinsgeschichte vorzunehmen. Fünfundzwanzig Jahre Kulturring stehen im Herbst 2019 an, 15 Jahre Medienpoint Spandau und 10 Jahre Kindermedienpoint Spandau in den Sommermonaten. Diese Ereignisse sind nur ein Teil der vielen kleinen und großen Höhepunkte in 2019, die sich schon seit langem abzeichnen.

Als Teil des Ganzen, jedoch speziell in Verantwortung für die Spandauer Projekte, liegt es mir natürlich besonders am Herzen, auf das Jubiläum des kleinsten, meist unscheinbaren Kulturringprojekts, den Kindermedienpoint Spandau (KMP), aufmerksam zu machen. Denn es war im Jahre 2009 ganz klar eine geniale Idee vom Team des damaligen Koordinators, Dr. Wolfgang Engel, etwas für die Kleinsten dieser Gesellschaft zu tun. Für die Kinder, die in dem Randgebiet der Stadt leben, das im vergangenen Jahrzehnt verstärkt durch Unruhe, Arbeitslosigkeit und mit seinen multikulturellen Unterschieden in der Anwohnerschaft auf sich aufmerksam machte. Hier im Spandauer Stadtteil Falkenhagener Feld wurde damals die tolle Idee von einer kleinen, kostenfreien Kinderbibliothek, gemischt mit kreativen Bastel- und Spielangeboten, Lese- sowie Lernhilfen und einer freundlichen Betreuung für Kinder aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen, umgesetzt. In den sehr kleinen, angemieteten Räumlichkeiten, die man sich zum Anfang noch mit einem russischen Heimat- und Gesangsverein teilte, wurden die ersten Kinder täglich vier Stunden lang mit Malen und Basteln und gemeinsamem Spielen beschäftigt. Knapp 200 Bücher und 40 Spiele zählte damals die noch kleine Bibliothek, was zu jener Zeit aber schon sehr beachtlich war. Doch was ist daraus innerhalb von 10 Jahren geworden?

Heute verfügt der KMP alleine über eine komplett ausgestattete mittlere Dreizimmer-Wohnung im Kraepelinweg 7. In dieser befindet sich ein frisch renoviertes Aktions- und Bastelzimmer. Eine kleine Spielecke sowie ein weiterer Aktionsraum mit Kickertisch, Fernseh- und Videoecke sowie vielen kleinen Sitzsäcken für das gemeinsame Lesen von Büchern aus der gut sortierten Kinderbuchbibliothek ergänzen das Angebot. Eine große Spiele- und Puzzle- sowie Kuscheltiersammlung runden es weiter ab. Zu guter Letzt bietet der jetzige KMP eine gut ausgestattete Wohnküche, in der an den Aktionstagen beim „Backen und Kochen“ mit den Kiddies eine gesunde Ernährung selbst ausprobiert und gekostet wird. Das tägliche kreative Angebot wurde für die zwischen 6 und 10 Jahren alten kleinen Zwerge mittlerweile auf acht Stunden Betreuungszeit ausgeweitet, die durch Ehrenamtliche, Bundesfreiwillige und weitere Mitarbeiter gewährleistet werden. Zudem ist fast an jedem Tag eine kleine Aktion geplant, die in einem Monatsplan im Aushang vorab zu sehen ist. Zwischen vier und acht Mitarbeiter kümmern sich täglich um die kleinen Wünsche und Wehwehchen und bieten den Kleinen manchmal auch die Schulter oder das Ohr an, um sich anzulehnen und auch mal so richtig auszusprechen. Natürlich unterstützen die guten Helfer vor Ort auch bei den täglichen Hausaufgaben, wenn dies von den Kindern gewünscht wird.

Was wurden in den letzten Jahren nicht alles im eigenen Hause für Veranstaltungen geplant, organisiert und durchgeführt. Vom Kinder-Kunstfest bis zum Kinder-Kiezfest reichte das, von Frühlings-, Sommer- und Herbstfesten bis zu allerlei anderen Feierlichkeiten, wobei der Kindermedienpoint auch als Aktionspartner bei anderen sozialen Vereinen mitgeholfen hat, um Kinder kreativ zu beschäftigen. Als anerkannter Partner der im Umfeld agierenden Vereine und Institutionen engagiert sich der KMP nun gemeinsam mit dem ansässigen Quartiersmanagement für die Unterstützung von Kindern der Geflüchteten, die im Heim in der Freudstraße untergebracht sind.
Das Jubiläum „10 Jahre Kindermedienpoint“ wird – wie erwartet – nur im kleinen Rahmen gefeiert. Ein großer „Tag der offenen Tür“ ist für den Sommer 2019 angedacht. Dieser soll gemeinsam mit einem neuen Projekt der Klimawerkstatt Spandau durchgeführt werden. Hierbei möchte das Team des KMP in Zukunft zusammen mit den Kindern unsere gemeinsame Verantwortung für die Umwelt verdeutlichen und die Beteiligten dafür sensibilisieren.

Wie man sieht, wurde Vieles in den letzten Jahren im und für den Kindermedienpoint bewegt und damit für das kreative und harmonische Miteinander getan. Ganz besonders haben dabei die Kinder aus dem Umfeld des Falkenhagener Feldes profitieren können. Vielleicht konnten wir mit unserer stetigen, kreativen Animation der Kinder ein zukünftiges Genie à la Leonardo da Vinci schon jetzt auf einige grandiose Ideen bringen oder haben den Mauerspecht von morgen für die geplante amerikanisch-mexikanische Mauer hervorgebracht. Wir wissen, es gibt noch viel für eine gemeinsame und lebenswerte Zukunft zu tun. Die Mitarbeiter des Kindermedienpoints Spandau sind jedenfalls schon jetzt bereit dazu. Gern möchten sie sich auch im Rahmen des ab Sommer vom Senat für Berlin geplanten sozialen Arbeitsmarkts für die kommunalen Projekte in ihrem Kietz einsetzen. Wir drücken die Daumen!

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