Eine wirklich kreative Werkstatt

Jana Kleist

Es ist 8.00 Uhr. Ich erinnere mich noch genau an den Beginn meiner Beschäftigung beim Kulturring in Berlin e. V. im August 2009. Ich war einem Angebot vom Jobcenter Treptow-Köpenick gefolgt und zu einem Einstellungsgespräch für eine Tätigkeit in einer AGH-MAE mit dem Titel „Offene Kreativwerkstatt“ eingeladen. Man bot mir an, zwanzig Stunden in der Woche als Änderungsschneiderin tätig zu sein und dabei Grundlagen des Nähhandwerks einschließlich diverser Strick- und Häkeltechniken zu erlernen und auszuprobieren.

Für mich persönlich ein Selbstversuch auf einem vollkommen fremden Gebiet, auf den hinteren Stühlen der Arbeitswelt einen Platz zu finden, einen Teil von mir wiederzufinden.

Mit meiner grünen Häkeltasche in der Hand erlebte ich das Bewerbungsgespräch in einem freundlichen Büro im Kulturring in der Ernststraße, Baumschulenweg.

Fazit: Tage später saß ich im selben Haus einige Türen weiter mit meinen künftigen Kolleginnen.

Hier war alles hell und freundlich, und auf einen Blick sah man, dass da bereits mit viel Engagement und Fleiß gearbeitet worden war. Scheinbar hatte schon jemand an alles gedacht. Von Anfang an herrschte ein freundliches Klima. Wir alle zehn Teilnehmerrinnen, davon ein großer Teil Alleinerziehende, hatten 1000 Ideen und Vorstellungen, und oft war es nur die Uhr, die uns stoppte, an begonnenen Projekten weiter zu arbeiten. Unsere Maßnahme wird gemeinsam mit der GEFA gGmbH, einer gemeinnützigen Gesellschaft für Familienaktivierung, und dem Kulturring erstmals durchgeführt. Und kurze Zeit später werkelten wir bereits in einem kleinen Laden der GEFA in der Kiefholzstraße. Ein selbst gestaltetes Ladenlogo mit „Karl-Lotta“, wir gaben diesen Namen dem Laden, zierte schon bald das Schaufenster. Im Hinterhof der Werkstatt befindet sich auch ein noch junger Kindergarten der GEFA, die Villa Klecks, mit zahlreichen Angeboten und Kursen für Kinder und ihre Eltern. Ein breites Betätigungsfeld eröffnete sich für uns, die Villa Klecks bei der Ausgestaltung ihrer Räume praktisch zu unterstützen, und die Ergebnisse unserer kreativen „Handarbeit“ nützlich einzusetzen. Viele schöne Dinge für die Gruppenräume der Kita haben wir genäht. Es gibt neue Kissenbezüge, einen farbenfrohen Infowandbehang im Eingangsbereich des Cafés, Tischdeckchen, Handtücher, und für Geburtstagskinder kreierten wir eine Extra-Stuhlhusse mit königlicher Krone, auf der dann die Kinder an ihrem Ehrentag trohnen.

Einmal im Monat findet in der Villa Klecks ein Neugeborenen-Treffen statt. Hier haben wir es uns zu unserer Aufgabe gemacht, jedes Baby mit einem Willkommensgeschenk in Form einer selbst genähten Baby-Rassel, einem Lätzchen oder kleinem Halstuch zu erfreuen.

Aber das ist noch nicht alles. In der Kreativwerkstatt werden u.a. auch praktische Taschen genäht oder Applikationen gestickt.

Im Laufe der Zeit feilten sich bei jeder Mitstreiterin besondere Talente heraus. Aus unseren Köpfen entsprangen selbst kreierte Puppen, bunte Plüschmonster, Stirnbänder, Schlafbrillen. Wir unterstützen darüber hinaus andere Kita-Einrichtungen beim Anfertigen von Dekorationen für kleine Theatervorführungen oder bei der Kostümherstellung für Kindertanzgruppen. Eine besondere Herausforderung für uns ist es, jungen Müttern beim Reparieren oder beim Nähen von Kleidungsstücken mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Hier kann man erworbenes Wissen trainieren und gleichzeitig weiter vermitteln und praktische Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Alles im Allem: es ist eine sehr sinnvolle Beschäftigung und gleichzeitig angenehm, in einem kleinen Team gebraucht zu werden und Schönes zu erschaffen. Ich fand hier Vieles. Vielleicht Sie auch? Schauen Sie doch einmal in der Kreativwerkstatt „Karl-Lotta“ vorbei!

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