Schlagzeilen

Ingo Knechtel

kann man sich nicht aussuchen. Sie werden gemacht und sind meist spektakulär, und dann wird „plötzlich“ das „Informationsbedürfnis“ der Öffentlichkeit bis ins Detail befriedigt. Sarrazin, Kachelmann, Steinbach, Ballack – hinter den Namen verbergen sich die Stories, die das Geschäft am Laufen halten. Viele der selbst ernannten Promis oder einer vermeintlichen Elite im Lande geben sich bei Talkshows die Klinke in die Hand und beglücken uns mit ihren Weisheiten. Nicht wenige kassieren stattliche Summen, Bücher werden von ihnen geschrieben oder über sie verfasst. Wozu das Ganze, fragt sich da immer häufiger der besorgte Medienkonsument. Gibt es nicht Wichtigeres, oder soll es etwa nichts Wichtigeres geben? Kürzlich war auch der Kulturring in den Schlagzeilen, zugegeben in den lokalen. „Tschechow-Theater droht das Aus“, hieß es da z.B. in der MOZ. Wohlmeinende Freunde des Theaters hatten Alarm geschlagen, wollten sich mit ihren Stimmen für den Erhalt dieses erfolgreichen Theaters in Marzahn-Nordwest einsetzen. Bei immer knapper werdenden Geldern ist sicher solch ein Mediendruck wichtig. Wenn der Leser dieses Heft in seinen Händen hält, ist eine Entscheidung über die Fördermittel gefallen, hoffentlich zugunsten des vom Kulturring eingereichten Projekts, mit dem ein Weiterbetrieb des Theaters am angestammten Ort möglich würde. Ob dann allerdings darüber und über die Ideen und Vorhaben in der neuen Spielzeit in den Medien berichtet wird, ist mehr als fraglich. Deshalb setzen wir andere Schwerpunkte, schreiben alternative Schlagzeilen. Wir informieren über innovative Projekte, auch wenn sie ganz alltägliche Arbeit leisten. Unsere Promis heißen z.B. Ingo Müller, Erika Krausnick, Natalija Sudnikovic oder Henning Hamann. Wie sie gibt es viele Tausende in unserem Land. Über sie und das, was sie tun, lohnt es sich, öfter zu reden und anderen darüber Bescheid zu geben.

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