Time out

Alena Gawron

Tschechow-Theater beim 15. Deutschen Präventionstag

Der Deutsche Präventionstag ist der größte europäische Kongress speziell für das Arbeitsgebiet der Kriminalprävention sowie angrenzender Präventionsbereiche. Er bietet eine internationale Plattform zum interdisziplinären Erfahrungsaustausch in der Prävention. Seit 1995 wird der jährliche Kongress in verschiedenen deutschen Städten veranstaltet. Erstmalig in seiner 15-jährigen Geschichte fand er in Berlin unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit statt. „Bildung – Prävention – Zukunft“ lautete das Motto der Tagung.

Und wieder war das Berliner Tschechow-Theater vom Kulturring in Berlin e.V. dabei. Bereits zum zweiten Mal (das 1. Mal 2007 in Wiesbaden) hat es den Zuschlag für die Präsentation eines Schultheaterprojektes vor den Fachexperten und Teilnehmern des Präventionstages bekommen. Das Musik-Theaterstück „Time out“ zum Thema Mobbing wurde gemeinsam mit Schülern der 9. und 10. Klassen an der Johann-Julius-Hecker-Oberschule in Marzahn-Nordwest entwickelt. Die Theatergruppe besteht aus 18 Schülerinnen und 1 Schüler.

Mobbing ist eine Gewaltform, die in den vergangenen Jahren zunehmend auch in Schulen in den Blick der öffentlichen Aufmerksamkeit geriet. Oft fühlen sich die Opfer hilflos und allein gelassen, die Täter hingegen mächtig und in ihrem Tun bestätigt und ermutigt, weil niemand frühzeitig dagegen einschreitet oder Mobbing als solches erst gar nicht erkannt wird. Wer sind die Mobber? Wurden sie selbst schon gemobbt? Warum macht es ihnen Spaß, andere fertig zu machen? Warum machen die Mitläufer mit? Aus Angst ausgegrenzt zu werden? Mit diesen Fragen setzten sich die Schüler in einem Gespräch mit dem Präventionsbeauftragten Gerd Boussel von der Polizeidirektion 6 auseinander und brachten dann ihre Ideen in das Theaterstück ein. Das Theaterteam gab nur Anregungen zu einzelnen Szenen, die Texte erarbeiteten die Schüler. Der Titelsong sowie das Mobber- und das Opferlied wurden von zwei deutsch-russischen HipHop Rappern Andreas Bannikov und Sven Wagner ebenfalls gemeinsam mit den Schülern entwickelt und von ihnen auch selbst gesungen und performed. Die Theatermacher - Sven Zankl, Theaterpädagoge und Regisseur, und die Autorin als Leiterin des Berliner Tschechow-Theaters greifen immer wieder auf die Erfahrungen der Jugendlichen aus ihrer Lebenswelt als Themenstoff für die Entwicklung eines Theaterstückes zurück. Denn diese sind meist authentisch und ermöglichen den jungen Darstellern eine stärkere Identifikation mit der Geschichte und ihren Rollenfiguren.

Die 15jährige Annika wird in ihrer Klasse gemobbt. Es herrscht ein Klima der Angst, des Schweigens und der Gleichgültigkeit, dabei dreht sich die Spirale der Gewalt immer schneller nach oben und scheint in einer Tragödie zu enden. Immer wieder werden in den Momenten einer Auszeit (Time out), die Gefühle einzelner Schülerinnen durch ihre inneren Monologe nach außen hörbar und offenbaren, wie wichtig es ist, nicht weg zu sehen und zu schweigen, sondern zu handeln und Zivilcourage zu zeigen.

Es wurde den jungen Schauspieler/innen erstmalig deutlich, dass die Entwicklung und Inszenierung eines Theaterstückes harte Arbeit ist. Spielszenen wurden immer wieder geprobt, unterbrochen, wiederholt und verändert. Trotz der großen Belastung mit dem dazugehörigen Stress vor der Premiere war es dem Theaterteam immer wichtig, die Spielfreude der Jugendlichen zu fördern und in den Vordergrund zu stellen.

Die jugendlichen Darsteller erfuhren in ihrem Spiel, wie wichtig es ist, dass junge Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Lebenssituation über den gemeinsamen Dialog und den Austausch über eigene Biographien und kulturelle Identitäten gegenseitige Toleranz und Respekt füreinander entwickeln.

Die mit Spannung erwartete Reise nach Schwedt zu den 17. Schultheaterfesttagen findet vom 28.-30. Juni statt. Hier führen die Schüler ihr Theaterstück am 29. Juni auf, also noch vor der offiziellen Premiere in Berlin. Die jungen Schauspieler sind sehr aufgeregt angesichts der Tatsache, dass an den Uckermärkischen Bühnen in Schwedt internationale Schultheatergruppen vertreten sind. Die Premiere in Marzahn-Nordwest findet am 1. Juli, 10.00 und 18.00 Uhr und am 2. Juli 9.00 und 11.00 Uhr in der Mehrzweckhalle der Johann-Julius-Hecker-Oberschule, Hohenwalderstr. 13, statt. Der Eintritt ist frei. Die Vormittagsvorstellungen sind bis auf den letzten Platz bereits jetzt ausgebucht.

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