Kunst kommt von Können,

Ingo Knechtel

nicht von verkaufen, vermarkten können. Kreativität wird zum Glück nicht vom Markt bestimmt, auch wenn manch einer glaubt, sie mit viel Geld kaufen oder beeinflussen zu können. Erlebnisse, Gedanken, Emotionen – das und mehr findet seinen Ausdruck im künstlerischen Werk. Es spiegelt den Einzelnen in Wechselwirkung mit der ihn umgebenden Welt. Wenn ein zweijähriges Kind ein T-Shirt mit einer Farbkomposition verschönt, sein Papa das „Kunstwerk“ freudig trägt, dann beginnt hier Kreativität. Tagtäglich treffen wir sie an, sie ist das Salz in der Suppe, das Motivierende, sie macht das Leben lebenswert und bringt es voran. Und sie aktiviert. Am Fürther Stadttheater bringen gefeuerte Quelle-Mitarbeiter ihren ganzen Zorn auf die Bühne, sie inszenieren ihre Entlassung und die Folgen. Zehn von ihnen hatten mit Texten, Gedichten, Liedern, mit ganz Persönlichem dazu beigetragen. Regisseur Johannes Beissel sagt: „Es ist nie zu spät, einem Menschen einen Teil seiner Würde zurückzugeben.“ Mitarbeiter des Kulturring-Medienpoints in der Crellestraße wollen selbst Texte schreiben und starten das Projekt „Feigenblatt“, worüber sie in diesem Heft berichten. Das hilft gegen die Hartz-IV-Lethargie, sagen sie. Andere beteiligen sich mit Entwürfen für Plakate, Flyer oder Logos, wenn Veranstaltungen vorbereitet werden. Vieles, was im Kulturring und in anderen Vereinen unterstützt wird, will Menschen inspirieren, sie zu kreativem Denken und Handeln, ja auch zum Einmischen anregen. Wie wichtig das für unser Zusammenleben ist, erkennen zum Glück auch manche Verantwortliche, z.B. in den Jobcentern. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, so ist diese Offensive gegen Voreingenommenheit angesichts dekadenter spätrömischer Gedankenspiele von angeblich anstrengungslosem Wohlstand aktueller denn je.

Archiv