„Wie definiert man Fotografie?“

Ursula Gapski

Die Geschichte des Colorclubs Berlin-Treptow (CCB), gegründet 1963, ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Gerhard Metzschker. Ohne ihn und seinen unermüdlichen Einsatz für die Popularisierung der künstlerischen Farbfotografie würde dieser Klub nicht das sein, was er heute ist. Im Dezember 2009 beging Gerhard Metzschker seinen 75. Geburtstag.

1954 fing alles an: Während eines Vorpraktikums zu seinem Studium der Fernmeldetechnik in Dresden erhielt er den ersten Anstoß in Sachen Fotografie: ein Kommilitone besaß eine Dunkelkammer. Dann 1956 die erste eigene Kamera, eine Werra. Die „Absolventenlenkung“ vermittelte ihm eine Stelle in Berlin, für die damalige Zeit ein Glückstreffer. Es dauerte nicht lange und Gerhard Metzschker suchte nach fotografischer Betätigung, fand dabei Unterstützung beim Kulturbund. Er war zugleich Gründer, Vorsitzender und erstes Mitglied des Fotoclubs. Vorsitzender blieb er bis heute, viele Fotofreunde kamen hinzu.

Die Diafotografie stand viele Jahre im Mittelpunkt der Arbeit. Und weil anders als in der Schwarz-Weiss-Fotografie die Öffentlichkeit nicht über Ausstellungen zu erreichen war, ging Gerhard Metzschker mit dem CCB den Weg der Multivision. 1970 wurde von ihm die erste Audiovisuelle Diashow - als Multivision zu den Malchower Farbfototagen vorgeführt - erarbeitet. Kontinuität, Zuverlässigkeit und Kreativität zeichnen seine Arbeit in den 40 Jahren seither aus. Bis 2004 gab es 220 Veranstaltungen des CCB im In- und Ausland. Das reichte von Hintergrundgestaltung von Rockkonzerten bis zu Beiträgen im Fernsehen.

Im Zusammenhang mit zentralen Diawettbewerben der Gesellschaft für Fotografie tat sich ein weiteres Betätigungsfeld für ihn auf: die Entwicklung eines PC-gestützten Juryverfahrens. Davon zeugen viele Veröffentlichungen und Diskussionen. Zu versuchen, dass nicht der „Sparkassendirektor“ – gemeint ist ein Mensch ohne Ahnung von der Fotografie – das Sagen in einer Jury hat, ist da nur einer von einer ganzen Palette von Gedanken, die immer nur ein Ziel haben: die hohe Qualität fotografischer Arbeit. Als Juror machte sich Gerhard Metzschker bei 40 Einsätzen einen Namen. Streitbar kennen wir ihn auch, wenn es um die Exaktheit von Ausschreibungen und die Ansprüche an die Gestaltung einer Ausstellung geht. Das alljährlich stattfindende Fotoclubforum im Rathaus Köpenick profitierte von dieser Beharrlichkeit und Klarheit der Vorgaben. Die Auseinandersetzung mit Fragen wie z.B. „Wie definiert man Fotografie?“, „Wann entsteht ein Foto und wann ein Bild?“ oder „Wann spricht man von einem Original?“ bringen die Fotoszene weiter und machen Metzschker zu einem nicht immer unkomplizierten Fotofreund.

Mit der Wende lösten sich viele Fotoklubs auf, der Color Club Berlin nicht – dank Gerhard Metzschker und auch des Kulturrings, der sein Engagement unterstützte. Noch bis zum 27.02.10 ist jetzt eine Auswahl seiner Fotos aus fünf Jahrzehnten in der Galerie ratz-fatz, Schnellerstr. 81, 12439 Berlin, zu sehen. Grußworte zur Eröffnung überbrachte u.a. Vereinsvorsitzender Dr. Gerhard Schewe. Der Kulturring gratuliert Gerhard Metzschker und wünscht Gesundheit und weitere Erfolg in seinem fotografischen Schaffen.

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