Kohle 2010 –

Ingo Knechtel

was wie ein Motto klingt, ist für manch eine(n) Haushälter(in) der sehnlichste Wunsch-, für den Kulturplaner ist es zur Jahreswende eher ein Albtraum, häufig eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten. Den Beteuerungen, an der Kultur wolle man in der Krise nicht sparen, glauben die Menschen nicht. Wie auch, wenn in Hamburg 10 Millionen, in Stuttgart 5 Millionen und in Wuppertal 2 Millionen für die Kultur gestrichen werden sollen – was 2012 zur Schließung des dortigen Theaters führen würde. Wozu Theater? In der Krise igelt sich der Bürger konkonartig in seinem Zuhause ein, meinte man in der ARD. Und liefert Beweise für den angeblichen Trend: Mehr Balkonpflanzen wurden verkauft ebenso wie mehr Küchengeräte und Breitbildfernseher. Wie weltfremd muss man sein, solche Schlüsse zu suggerieren? Und auch die Besucherzahlen des Kulturrings sprechen eine andere Sprache. Gerade in Krisenzeiten sind soziale Kontakte wichtig. Kultur für jeden in den Stadtteilen steht ganz oben auf der Agenda. Häufig ist sie „ganz nebenbei“ auch die Quelle für Hilfsbereitschaft, für Solidarität und nicht zuletzt für Kreativität. Sie braucht Unterstützung, eine funktionierende Infrastruktur – und sie braucht unser aller Mitwirkung. Das Erlebnis Kultur lebt mit Ihnen und durch Sie. Und da lohnt manchmal auch ein Blick über den eigenen Tellerrand. Eine ganze Region wird 2010 zur Kulturhauptstadt Europas – das Ruhrgebiet. Strukturell gebeutelt – die Kohle musste weichen – aber mit vielen kreativen Ideen bereiten die „Ruhris“ über 2500 Veranstaltungen und Projekte vor. Die Industrieregion von einst ist nicht wiederzuerkennen. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit eines Besuchs, irgendwie, ob mit oder ohne Kohle.

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