Vom deutschen zum „arischen“ Theater

B.W./Ausstellungsinfo

Die Vernichtung jüdischer Gewerbetätigkeit an den Berliner Theatern in der NS-Zeit

Berlin war die deutsche Theaterhauptstadt der 1920er-Jahre. Mehr als 50 Theater mit über 43.000 Plätzen begeisterten jeden Abend ihr Publikum. Die meisten von ihnen waren private Unternehmen und die privaten Theatermacher mehrheitlich jüdisch – eine in ganz Europa einmalige Sondersituation. Sofort nach der Machtergreifung machten sich die Nationalsozialisten daran, die Theaterlandschaft unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Mittel reichten von Mord und roher Brutalität bis hin zu ausgefeilten wirtschaftlichen Tricks. Für die jüdischen Unternehmer und Theatermacher bedeutete es jedoch in jedem Fall das Ende ihrer Arbeit und den Beginn von Flucht, Vertreibung und Ausgrenzung – in manchen Fällen den Tod.

Doch wie lässt sich die Berliner Sondersituation der jüdischen Theater erklären? Wie konnten die Nationalsozialisten ab 1933 in die privatwirtschaftlichen Strukturen eindringen und die Juden innerhalb kürzester Zeit aus dem Berliner Theaterbetrieb vertreiben? Und weshalb ziehen sich die Rückerstattungsprozesse teilweise bis heute hin?

Der Vortrag am 1. Dezember im Kulturring in der Baumschulenweger Ernststraße 14-16 beleuchtet diesen Vernichtungsprozess jüdischer Gewerbetätigkeit in einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext.

Bjoern Weigel, geb. 1980 in Berlin, ist Historiker und promoviert am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Er war u.a. an der Konzeption und Erarbeitung der Ausstellung „Verraten und verkauft – Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-45“ beteiligt, die derzeit an der Humboldt-Universität gezeigt wird. Diese Ausstellung zeigt exemplarische Verläufe der Entrechtung und Existenzvernichtung anhand der Geschichten von sechzehn fast vergessenen Berliner Unternehmen und ihren Eigentümern. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 15. Dezember, montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr, im Foyer der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität, Spandauer Str. 1, Berlin-Mitte. Der ausgewählte Ausstellungsort nahe dem Hackeschen Markt liegt genau in dem Viertel Berlins, in dem sich Hunderte jüdischer Unternehmen befanden.

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