Kunst ohne Grenzen

Hiltrud Brokopf

Als die Vereinten Nationen im Jahre 1993 beschlossen, einen Tag zum Gedenken an Menschen mit Behinderung im laufenden und jedem weiteren Jahr zu schaffen, war es auch für Deutschland ein Anliegen, das Bewusstsein der Öffentlichkeit verstärkt auf diese sensible Problematik zu richten und die Würde, die Rechte und das Wohlergehen der behinderten Menschen zielstrebig zu fördern. Dies wird auch durch die UN-Konvention zur Wahrung der Rechte von Menschen mit Behinderungen, die seit dem Frühjahr auch für Deutschland gilt, untermauert. Die Inklusion und Teilhabe behinderter Menschen, die Einbeziehung und Berücksichtigung ihrer Rechte und Bedürfnisse von Anfang an sowie die Verwirklichung ihrer Teilhabe in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens stehen im Mittelpunkt.

Die Ausstellungseröffnung „Kunst ohne Grenzen“ am 03.12.2009 im Rathaus Lichtenberg will am und zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung dazu beitragen, als eines der vielen positiven Beispiele die aktive Beteiligung von Menschen mit Behinderung an der Entfaltung künstlerischer Aktivitäten, wie z.B. auf dem Gebiet der Malerei, im Europäischen Jahr für Kreativität und Innovation 2009 zu zeigen. Die Kunst als internationale Sprache der Verständigung spiegelt die vielfältigen Einflüsse aus Gesellschaft, Zeitgeschichte, Natur, religiösem Erleben und eigener Biografie wider. Wo Worte fehlen, ermöglichen die ausdrucksstarken Bilder mit ihrer Farbvielfalt und -intensität einen Zugang zur Gefühls- und Gedankenwelt von Menschen mit Behinderung und bieten einen faszinierenden Einblick in ihr künstlerisches Schaffen.

So ist es mir als Beauftragte für Menschen mit Behinderung des Bezirksamtes Lichtenberg und dem Kulturring in Berlin e.V. gelungen, in enger Zusammenarbeit mit dem Kunstbereich der FSE Lankwitzer Werkstätten eine Ausstellung mit Werken behinderter Künstlerinnen und Künstler in das Lichtenberger Rathaus zu holen, die zeigt, mit welch großem künstlerischen Können und Geschick die Betroffenen ihre Sicht auf die Natur, ihr unmittelbares und weiteres Umfeld darstellen. Das gereicht ihnen und uns allen zu ausgesprochenem Vergnügen und zeigt, dass Kunst tatsächlich keine Grenzen kennt. Den Künstlerinnen und Künstlern und rührigen Organisator/innen sei für diese wichtige Aktion, die keine „Eintagsfliege“ bleiben sollte, herzlich gedankt. Möge der Ausstellung der ihr gebührende Erfolg zuteil werden.

 

Carola Schultz, Leiterin der Kunstwerkstatt:

Die Kunstwerkstatt Wilhelmsaue

Die Lankwitzer Werkstätten wurden 1986 als Werkstatt für behinderte Menschen unter der Trägerschaft des Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt Berlin eröffnet. Ursprünglich als Rehabilitationseinrichtungen für seelisch kranke und behinderte Menschen geschaffen, hat sich das Konzept im Laufe der Jahre erweitert. Heute sind in die Lankwitzer Werkstätten neben beruflicher Rehabilitation, Förder- und Beschäftigungsplätze für Schwerst- und Mehrfachbehinderte integriert.

Der im Juni 2006 eingerichtete Kunstbereich befindet sich am Standort Wilmersdorf (Wilhelmsaue 36). In der Kunstwerkstatt wird im Rahmen einer Gruppe von neun Mitarbeitern sehr individuelle und qualitativ hochwertige Kunst mit unterschiedlichsten Materialien produziert. Bildmotive und Themen werden gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeitet.

Je nach künstlerischem Interesse werden sie von einem erfahrenen Arbeitsgruppenleiter bei der Suche nach individuellem Ausdruck unterstützt.

Verschiedene künstlerische Produkte wie Malerei, Plastik und Objektkunst können in der Kunstwerkstatt in Auftrag gegeben werden, welche dann nach den Wünschen der Auftraggeber ausgeführt werden. Regelmäßige Ausstellungsbesuche sowie Mal- und Zeichenübungen dienen zum einen als Anregung, neue Ideen und Arbeitsschwerpunkte zu entwickeln, zum anderen dazu, die eigenen künstlerischen Fähigkeiten zu vertiefen.

Künstlerisches Arbeiten fördert die Entwicklung der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenzen. Durch die regelmäßige Teilnahme an Ausstellungen und Ausschreibungen werden die Mitarbeiter motiviert, ihren persönlichen künstlerischen Ausdruck zu vertiefen.

 

Ausstellungseröffnung:

03.12.2009, 17.00 Uhr, durch die Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich,

Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin; Dauer: bis 08.01.2009

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