„Karl, woran arbeitest Du gerade … ?“

Rosemarie Eckhardt / Hartmut Gering

fragt Uwe E. seinen Kollegen Karl Forster über den Flur des Büroobjektes in der Carola-Neher-Str. 13. Karl Forster – seit Mitte der Neunzigerjahre mit dem Kulturring in Berlin auf unterschiedlichste Art und Weise verbandelt – ist seit Oktober 2008 nun für 2 Jahre in einem befristeten Arbeitsverhältnis im Projektbereich Ost als Veranstaltungsorganisator und Mitarbeiter im Team des Kulturkalenders Marzahn-Hellersdorf verankert. Entweder arbeitet er an einem Report oder Portrait für den Kulturkalender oder an der Organisation des nächsten Literaturstammtisches, einer Veranstaltung des Kulturringklubs, einer polnisch-deutschen Veranstaltung oder… Vielseitig interessiert und engagiert ist der gebürtige Franke, der seit über 16 Jahren nun in Berlin zu Hause ist. Nach Schulbesuch in Nürnberg, Ausbildung und Tätigkeit als Versicherungskaufmann, hat er bereits 1972 begonnen, nebenberuflich und später hauptberuflich als Journalist zu arbeiten und ist mittlerweile auch beim Bundespresseamt akkreditiert. Dies ist oft für so manche Kontakte ganz nützlich.

Sein journalistischer Weg führte ihn von Nürnberg über Nordenham (Nordsee), Rees am Niederrhein, Bielefeld in Ostwestfalen-Lippe nach Berlin. Aber bis zum heutigen Tag hielt es ihn nie lange in einer Stadt, er ist eigentlich immer unterwegs, in Deutschland, in Europa, in der ganzen Welt. In Bielefeld begann sein Engagement für Polen: als Mitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft gründete er in deren Auftrag die Zeitschrift „POLEN und wir“ und war viele Jahre als Redaktionsleiter dabei. Dem Land Polen gehört – natürlich neben der Lebenspartnerin – seine heimliche Liebe. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Lebensjahrzehnte Forsters. Polens wechselhafte Geschichte, insbesondere die Zeit des NS-Regimes, lassen ihn nicht ruhen. In seiner mehr als 30jährigen Tätigkeit in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes hat er enge Kontakte zu ehemaligen KZ-Häftlingen und betreut Begegnungen mit jungen Menschen. Er organisiert Fahrten mit Teilnehmern aller Altersgruppen zu NS-Gedenkstätten, zu ehemaligen Konzentrationslagern. Er will aufrütteln, erinnern, zur Verständigung beitragen.

Seine vielfältigen Beziehungen und Kontakte nach Polen brachte er in die Kulturring-Arbeit ein. So organisierte und moderierte Karl Forster über viele Jahre zwei Reihen: „Nachbar Polen“ und „Dialog der Kulturen“ im Kulturforum Hellers-dorf. Er stellte unseren östlichen Nachbarn in all seinen Facetten vor – von der Geschichte, Kultur, Politik und Touristik bis zur Küche und Folklore. Prominentester Gast war der ehemalige Ministerpräsident Mieczysław Rakowski. In der Ehm-Welk-Bibliothek zeigte er eigene Fotografien von unserem Nachbarland oder auch Zeichnungen ehemaliger Häftlinge aus dem KZ Auschwitz. Oft konnte er Gäste von der polnischen Botschaft begrüßen. Zuletzt stand sein Engagement voll im Zeichen der 2. Friedenslesung am 1.9.09 im Kulturforum Hellersdorf, anlässlich des 70. Jahrestages des Überfalls Hitlerdeutschlands auf Polen. Karl Forster – so seine Kollegen – ist auf vielen weiteren „journalistischen Baustellen“ zu Hause: für sein „VIA Reisejournal“ oder das „blättchen Treptow-Köpenick“. So richtig trennen kann er Arbeit und Freizeit nicht. Eben ein Kulturringmitarbeiter mit Leib und Seele!

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