Good Mob

Mark Thomann

Eine Intervention von Pony Pedro in Johannesburg

Die Straße als Ort zornigen Protests, der Empörung und des öffentlichen Kampfs um Anerkennung lebt im zeitgenössischen Deutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall als eine wichtige, aber vergangene Erinnerung an unruhige Zeiten. Bürgermut und sozialer Protest als Ausdruck der eigenen Meinung in der politischen Willensbildung sind heute untergeordnet. Aber muss sich in einer lebendigen Gesellschaft Zorn, Wut und Widerstand nicht öffentlich äußern?

Das Thema „Unruhe“ als Veränderung, als wichtiger Motor einer Gesellschaft, hat die Künstlergruppe „Pony Pedro“ des Kulturrings in einer Arbeit im internationalen Kontext für das Auswärtige Amt im August und September 2009 aufgegriffen. Unter dem Titel „Good Mob“ zeigten die Künstler eine Reihe von Interventionen im öffentlichen Raum von Johannesburg, Südafrika.

Die Idee des „guten Mobs“, als Synonym für das zivilgesellschaftliche Engagement, grenzt sich vom Mob als Bewegung von Tumult und Aufruhr, die weder analysiert noch diskutiert, ab. Im eigentlichen Sinn ist ein Mob eine unkontrollierbare, aufständische Menschenmenge. Ohne Organisation und Struktur ist von einem Mob nichts Gutes zu erwarten. Im Kontrast müssen sich soziale Strukturen ändern, um sich an veränderte Situationen anzupassen. Vor dem Hintergrund des Kampfs um das Ende der Apartheid in Südafrika und den damit verbundenen andauernden Wandel der Gesellschaft ist der Mob in Südafrika ein weiterhin aktuelles Thema. Die Debatte wird aber auch mit Blick auf die fremdenfeindlichen Übergriffe in Südafrika öffentlich geführt.

Für das Projekt „Good Mob“ entwickelte Pony Pedro in Zusammenarbeit mit Künstlern aus Johannesburg acht Interventionen („Good Mobs“) in der Innenstadt von Johannesburg, die auf Plakaten im öffentlichen Raum angekündigt wurden. Die Arbeit verband die Genres Plakatgrafik und Performance. Während die Plakate als Irritation im öffentlichen Raum funktionierten, ermöglichte die Performance eine interaktive Form der Auseinandersetzung mit Gruppenprozessen im öffentlichen Raum. Die Passanten und Betrachter fanden Datum und Ortsangabe auf den Plakaten, um die Initiatoren der „Guten Mobs“ zu treffen, Fragen zu stellen oder sich an der Aktion zu beteiligen.

Die Plakate und Videodokumente von „Good Mob“ wurden vom 15. bis 30. 09. 2009 im Artist Proof Studio in Johannesburg gezeigt. Eine Ausstellung in Berlin ist für Juni 2010 geplant.

Das Plakat aus der Reihe „Good Mob“ kündigte die Gruppe „The Movers“ an. Die Grafik zeigt einen öffentlichen Bus und ein Minitaxi. Als das Plakat im Sommer 2009 entstand, wurde in Johannesburg ein neues öffentliches Verkehrsmittel eingeführt, das vor allem Touristen 2010 sicher befördern soll. Die Busse wurden von den informellen Taxifahrern als Bedrohung ihrer Existenz empfunden: ein Bus in Soweto wurde - als der Streit eskalierte - mit Maschinengewehren beschossen. Das Plakat, mit dem Untertitel „Are we going?“ kündigte eine Performance auf einer der Busspuren in der Innenstadt an. Zehn Künstler, der „Good Mob“, trugen während der Aktion abwechselnd eine Person über ihren Köpfen von einer Haltestelle zur nächsten.

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