Stimmen wir ab,

Ingo Knechtel

soll alles so bleiben? Oder anders werden? Wird alles besser, wenn ich nur die richtige Wahl treffe? Parteienvertreter versprechen (fast) alles, kaum einer glaubt es ihnen noch. Hilft ein „Wahl-O-Mat“ (unter www.bpb.de) weiter, der die eigenen Antworten auf wichtige Fragen mit denen der Parteien vergleicht? Sie halten von all dem nichts und gehen statt zur Wahl ins „stille Kämmerlein“? Zugegeben, kulturvoll geht es im Wahlkampf meist nicht zu. Und die Kultur blieb auch sonst des öfteren auf der Strecke. Zuletzt im Bundestag am 19.6., als es darum ging, in das Grundgesetz einen neuen Art. 20 b „Der Staat schützt und fördert die Kultur“ aufzunehmen. Eine Enquête-Kommission hatte die Annahme empfohlen. Aus sog. Koalitionsdisziplin stimmten auch SPD-Abgeordnete gegen die Vorlage – keine Sternstunde des Parlaments. Aber sicher gibt es Themen, die weit wichtiger sind: Die globale Krise und Hartz IV, die nukleare Bedrohung und die deutschen Soldaten in Afghanistan, der Klimawandel und Reaktorpannen. Sollen wir diese Fragen etwa den Politikern allein überlassen? Ich sage nein! Möglichst jeder soll sich einmischen. Die 68er taten es, Bürgerbewegte 1989, Teilnehmer an Ostermärschen, Sitzblockaden, Montagsdemos. Sie entzündeten Lichterketten und rissen Mauern ein. Jeder Beitrag zählt. Am denkwürdigen 1. September lädt der Kulturring zur Friedenslesung nach Hellersdorf ein. Viele werden ein Ende des Afghanistan-Krieges fordern. Interkulturelle Tage werden ein deutliches Zeichen für Toleranz und gegen rechts setzen. Ja, Ihre Stimme zählt, aber nicht nur als Kreuz auf dem Stimmzettel. Sondern wenn sie sich mit vielen gemeinsam und laut Gehör verschafft. Sie hält diese Gesellschaft am Leben, sie wird für Veränderung sorgen.

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