Europa ruft,

Ingo Knechtel

und alle kommen zur Wahl. Das zumindest erhoffen sich die Verantwortlichen, wenn sie die EU-Bevölkerung am 7. Juni über die Zusammensetzung des künftigen Europäischen Parlaments abstimmen lassen. Natürlich macht die häufige Verwendung des Wortes „Europa“ diese Gemeinschaft noch nicht gesamteuropäisch. Und doch wird in Brüssel und Strasbourg nicht nur über die Namen europäischer Kulturhauptstädte entschieden, sondern z.B. auch über große und kleine wirtschaftliche Fragen (von Standortverlagerungen und Unternehmensfusionen bis zu erlaubten Normgrößen von Orangen). Es wird entschieden über ein gemeinsames politisches Auftreten auf der Weltbühne, über friedensstiftende Militäreinsätze. Also ist die Teilnahme an der Wahl schon wichtig. Und doch bekommt nur der selbst (z.B. im Internet) recherchierende Bürger alle nötigen Informationen über Befugnisse und Programme. Genügen in der Wahlwerbung angebotene Schlagwörter, oder führen sie eher in die Irre? Auch viele Vereine haben noch zu wenig zur Information und Meinungsbildung beigetragen, da stellt der Kulturring keine Ausnahme dar. Haben Sie sich beispielsweise schon einmal gefragt, ob bei dem großen europäischen Vereinigungsprozess die Kulturen kleinerer Länder und Völker möglicherweise auf der Strecke bleiben? Und mit den Kulturen vielleicht auch die Sprachen, geopfert den vermeintlichen großen 3: Englisch, Französisch, Deutsch? Reichen die bereit gestellten Fördermittel zum Gegensteuern aus? Wir sollten uns auch für Details in Europa interessieren, wenn wir abstimmen, denn es ist ja keine Bundestagswahl, auch wenn uns z.T. bekannte Parteiengesichter von den Plakaten anblicken.

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