Migranten gehen auf Spurensuche

Elisabeth Akdogan

Am 15.06.2008 begannen 15 Teilnehmer ihre Tätigkeit im Projekt „Migranten - Spuren in Kreuzberg“. Mit den Ergebnissen eines ähnlichen Vorhabens des Kulturrings aus den Jahren 2006/07 im Gepäck, haben sich nun die Mitarbeiter unterschiedlicher Nationalitäten und mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen auf Spurensuche in Kreuzberg begeben.

Dabei wollen sie Folgendes erkunden: Wo und wie leben Migranten hier in Kreuzberg?

Mit welchen Problemen haben sie zu kämpfen? Was unterscheidet ihre Lebens- und Sichtweise von denen der Nicht-Migranten und welches sind die Gemeinsamkeiten? Einzeln oder in kleinen Gruppen soll sich den spannenden Themen genähert werden:

„TTT – Türkische Transvestiten und Toleranz“

In der türkischen Community ist das Thema Homosexualität weitaus tabubelasteter als in der deutschen Community. Wie also leben türkische Homosexuelle in Kreuzberg? Welche Probleme haben sie innerhalb der Familie/Gemeinde und innerhalb der Szene? Eine filmische Dokumentation soll dazu Einblicke geben.

„Angela Brown“

Die Biographie einer plattdeutsch sprechenden Halbafrikanerin, die in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen ist. Wie hat sie ihre Kindheit und ihr „Anderssein“ wahrgenommen? Mit welchen Vorurteilen hatte sie oder hat sie vielleicht heute noch tagtäglich zu kämpfen, und wie lebt sie heute?

„Kreuzberg per Bus“

Die größte Gruppe, 5 Personen, wird sich mit den Spuren von Migranten entlang der durch den Bezirk führenden Buslinien beschäftigen. Die angestrebte Form der Präsentation soll eine Art Collage oder Installation werden. Mit dieser sollen die Rechercheergebnisse (Text, Zeichnungen, Tonaufnahmen, Fotografien) vorgestellt und dem Betrachter die Möglichkeit gegeben werden, die von ihnen eingeschlagene Route durch den Bezirk nachzuvollziehen.

„Momentaufnahmen“

Ein Duo wird Migranten und/oder ihre Spuren, die sie hier in Kreuzberg hinterlassen haben, in Bildern festhalten. Durch ein selbstkomponiertes Musikstück soll die spätere Präsentation eine atmosphärische Untermalung erhalten.

„Schweizer in Berlin“

Im ersten Moment waren alle überrascht. Schweizer sind Migranten? Die meisten der Teilnehmer mussten sich eingestehen, dass sie ein ganz bestimmtes Bild von Migranten hatten, und das entsprach nicht dem Bild des Schweizers. Warum ist das so? Gibt es Unterschiede innerhalb der Migrantengruppen und Unterschiede in der Wahrnehmung durch andere Nicht-Migranten? Haben sie gewisse Vorteile gegenüber anderen Migranten? (doppelte Staatsbürgerschaft?!) Was war für sie der Anlass, nach Berlin zu ziehen, und wo und wie leben sie hier? All das verspricht schon jetzt, eine sehr spannende Spurensuche zu werden.

Die Bearbeitung der Themen ist besonders deshalb interessant, da durch die unterschiedliche Herangehensweise von Migranten und Nicht-Migranten zwei unterschiedliche Blickwinkel entstehen. Manchmal kann die Nähe und das Verstehen großes Vertrauen bei den zu interviewenden Personen schaffen, was u.U. dazu führt, dass sie einen weitaus intimeren Einblick in ihr Leben gestatten. Andererseits kann die Herangehensweise des Nicht-Migranten ermöglichen, Fragen anders, nämlich mit einem gewissen Abstand zu stellen.

Am Ende des Projekts steht in jedem Fall eine Präsentation, die zusammen mit den Ergebnissen der vorrangegangenen Projektgruppe für alle Interessierte spannende Einblicke verspricht.

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