ZiZa volljährig, und ich geh‘ in Rente!

Antje Mann

Das Zimbel Zambel, unter Insidern ZiZa genannt, wird in diesem Jahr 18 Jahre alt. Seit drei Jahren hilft Heidrun Müller, Jahrgang 1948, als Theaterchefin dem Kindermusiktheater beim Erwachsenwerden. Ihre kreativen Ideen und ihr nie versiegender Elan haben der in Hohenschönhausen beheimateten Einrichtung viele erfolgreiche Theateraufführungen mit begeisterten jungen Zuschauern beschert. Ihrer Arbeit ist anzumerken, dass sie gern etwas für Kinder tut.

Pädagogik als berufliche Bestimmung entdeckte die gebürtige Wittenbergerin Heidrun Müller schon früh für sich. Nach der Schule begann sie in Ballenstedt im Harz mit dem Studium am Institut für Lehrerbildung. Diese, wie sie selbst einschätzt, solide, schöne Ausbildung machte aus ihr 1967 eine Unterstufenlehrerin. Sie hatte bereits ihren Traummann gefunden und geheiratet und einem Sohn das Leben geschenkt. Zwei Jahre später folgte eine Tochter, im Jahr darauf noch ein Sohn. 1971 zog die Familie nach Heiligenstadt im Eichsfeld. In der dortigen Oberschule begann sie als Klassenlehrerin einer 7. Klasse. Neben dem Unterricht in Deutsch und Geschichte war sie verantwortlich für die Pionier- und FDJ-Arbeit an der Schule. Bald darauf wurde sie Kreisvorsitzende der Pionierorganisation und kümmerte sich um 20 Schulen. Das Eichsfeld ist bekanntermaßen katholisch geprägt, und die Eichsfelder sind ein eigensinniges Völkchen, was den Arbeitsalltag Heidrun Müllers sicher nicht immer einfach gestaltete. Mir der ihr eigenen Stärke, ihrem Durchsetzungsvermögen und ihrer ansteckenden, fröhlichen Art konnte sie manchen Schüler für sinnvolle Freizeitaktivitäten begeistern. Jedes Jahr organisierte sie Ferienlager. Davon profitierten nicht nur die Kinder und Jugendlichen der Region, sondern auch ihr eigener Nachwuchs. Ein intaktes Familienleben war für Heidrun Müller schon immer das Wichtigste. Ihre Kinder und später auch die Enkel nahmen stets an ihrem beruflichen Leben Anteil.

1985 erfolgte der Umzug nach Berlin. Heidrun Müller bekam eine Anstellung in der Kinder- und Jugendsportschule auf dem Gelände des Sportforums Hohenschönhausen. Sie kümmerte sich um die Freizeitgestaltung der Sportler in den Internaten. Schnell lebte sie sich in die neue Umgebung ein und der „Schülermund“ verpasste ihr gleich einen neuen Namen, „Freizeit-Müller“ wurde sie fortan gerufen. Die Bezeichnung trug sie zu Recht, da sie stets für die begehrtesten Kulturveranstaltungen Karten besorgen konnte. 1990 wurden die Internate reduziert und Frau Müllers Stelle gestrichen.

Mit der unfreiwillig gewonnenen freien Zeit wusste Heidrun Müller jedoch gut umzugehen, und ihre Familie dankte es ihr. 1990 wurde der erste Enkel geboren. Die Tochter fand eine gute Arbeit und brauchte Oma Heidruns Unterstützung. Diese Familienhilfe hat sie nie versagt, und so haben alle Kinder eine Anstellung und für die mittlerweile fünf Enkelkinder zwischen 18 und 1/2 Jahren ist sie die beste Oma der Welt. Ab 1. Dezember, wenn Heidrun Müller in den wohlverdienten Un-Ruhestand geht, will sie sich wieder mehr der Familie und ihrem Mann widmen.

Aber ganz geht sie dem ZiZa nicht verloren, das hat sie versprochen. Sie wird ihrer Nachfolgerin weiterhin mit Rat und Tat beiseite stehen. Nach ihrer dreijährigen Dienstzeit als Theaterchefin hinterlässt sie eine sehenswerte Bilanz. Schon im ersten Jahr besuchten über 2800 große und vor allem kleine Zuschauer im Alter von 3-12 Jahren das Kindermusiktheater. Das Repertoire reichte von klassischen Märchenstücken wie Dornröschen, Schneeweißchen und Rosenrot, Peter und der Wolf bis zu musikalischen Mitmachprogrammen mit TOM-TOM und Ulf und Zwulf. Immer konnte sie professionelle Künstler für die Vorstellungen gewinnen. Die alljährlichen Märchentage im November und die Open-Air-Veranstaltungen im Sommer zählen zu den regelmäßigen Höhepunkten im Veranstaltungskalender des ZiZa. Neben dem Theaterprogramm managt Heidrun Müller die Auftritte der Mädchentanzgruppe „Jump‘s“, ihr neuestes „Projekt“. Die 13-Jährigen waren schon bei verschiedenen Stadtteilfesten dabei und ernteten viel Applaus.

Heidrun Müller verfügt aber nicht nur über Managementqualitäten, sondern sie ist auch eine begnadete Vorleserin. Ihre abendlichen Lesungen in der Jugendkunstschule von ALBUS e.V. vor volljährigem Publikum wie „Erotisches zur Nacht“ oder „ …das bisschen Haushalt“ haben schon manchen Gast zum Schmunzeln gebracht.

Ein reiches Arbeitsleben geht zu Ende, die Rentenzeit beginnt. Bleibt nur noch, Heidrun Müller alles Gute zu wünschen, und möge sie der Kultur und vielleicht auch dem Kulturring treu bleiben!

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