Das Leben der Anderen

Ingo Knechtel

interessiert manch einen mehr als das eigene, aus unterschiedlichen Gründen, wie wir tagtäglich feststellen. Da ist Klatsch und Tratsch über Promis noch das geringste Übel. Aber auch leichtfertiges Geschwätz über unbeteiligte Dritte ist wie so vieles in unserer modernen Informationsgesellschaft die Quelle von Begehrlichkeiten. Wer den einen oder anderen Überwachungsstaat erlebt hat, vielleicht auch mit schlimmen Erfahrungen am eigenen Leib, ist sicher sensibler in dieser Frage. Den meisten jungen Menschen blieb das zum Glück erspart, und doch unterliegen heute viele den Verführungen, Informationen über sich mehr oder weniger freiwillig anderen zugänglich zu machen. Chatforen, Persönlichkeitsprofile und manches mehr bieten Informationsmaterial nicht nur für zukünftige Arbeitgeber. Die Interessen der Datenjäger und -sammler sind vielfältig, und sie sind nicht nur auf den kommerziellen Bereich begrenzt. Wir lesen fast wöchentlich von Datenpannen bei vielen Großunternehmen, bei denen Millionen Deutsche Kunden sind. Unschuldige geraten unter Terrorverdacht (und sogar in Haft) auf Grund bestimmter, in wissenschaftlichen Werken online publizierter Wortwendungen. Auch viele Hartz-IV-Bezieher sind zu Recht empört, wie weit sie sich vor den Mitarbeitern der Ämter entblößen müssen. Deshalb sind informationelle Selbstbestimmung und Datenschutz essentiell. Der Kulturring achtet darauf, dass von ihm nur die gesetzlich vorgeschriebenen, für die Arbeit nötigen individuellen Daten erfasst und an Dritte ausschließlich auf rechtlicher Grundlage weitergegeben werden. Aber der Kulturring wirbt auch um Ihr Vertrauen. Denn er bietet seinen Mitgliedern und Freunden eine Gemeinschaft, in der Mitmenschlichkeit und Verantwortung nicht auf der Strecke bleiben. Denn zurecht heißt es auch: Einer trage des Anderen Last.

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